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Dienstag, 10. März 2009

04:30 Uhr früh: Schlagartig bin ich munter, als der Anker in seinem Bugbeschlag von Sandpiper an den Holzsteg anrummst. Verdammt, der Danforth - Heckanker hat schon wieder nicht gehalten. Vielleicht habe ich doch zuwenig Leine gesteckt? Jedenfalls habe ich die Strömung des Flusses unterschätzt, die anscheinend stärker ist als die heranrollenden Wellen des Meeres und mich an den Steg drückt. Es ist stockdunkel, ich halbnackt. Ich starte die Maschine, gebe halbvoll rückwärts, sprinte zum Bug, löse im Licht der LED – Stirnlampe die Vorleinen, drücke mich vom Steg ab, komme frei. Zurück zum Heck hole ich den Heckanker und das an einer eigenen Leine befestigte Reitgewicht ein. Ich will eine Runde drehen und den Heckanker neu setzen, als ich merke, dass ich nicht so richtig wegkomme. Ich gebe Vollgas, es nützt nichts, ich bin zwar schon in sicherer Entfernung vom Steg, komme aber nicht mehr vom Fleck. Der Propeller erzeugt am Heck eine weiße Schaumspur, da ist also alles in Ordnung. Zum Henker, sitze ich vielleicht auf? Ich lote mit einem Ausbaumer - gut 2m Wasser unter dem Kiel, das kann es also nicht sein. Zurück zum Bug sehe ich die Bescherung: Durch das anrummsen hat sich der Bügelanker aus seiner Halterung gelöst, und ist mitsamt seinen 30m Kette ausgerauscht. Ich habe mich also unfreiwillig, an einer strategisch nicht besonders günstigen Stelle, vor Anker gelegt. Noch dazu habe ich ihn mit der Maschine voll eingefahren…. Na gut, dann also die Kette Hand über Hand einholen, den Anker ausbrechen und dann das ganze Manöver nochmals fahren. Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gebracht, als von Richtung Motor ein komisches Geräusch kommt und dieser schlagartig abstirbt. Gerhard, jetzt hast du ein echtes Problem… Himmel Arsch und Zwirn, was ist den jetzt wieder los!!!! Zum Glück sitzt der Anker gut, wenigstens etwas. Ich leuchte ins Wasser und was sehe ich? Die Leine des Reitgewichtes ist bei der Schaukelei über Bord gegangen, wo der Propeller nur darauf gewartet hat, sie einzufangen..… Ich liege also mit blockiertem Propeller bewegungsunfähig quer in der Dünung – die wilde Schauklerei macht mich schön langsam wucki. Warum sich Sandpiper immer quer zu den Wellen legt ist mir nach wie vor ein Rätsel. Ich warte bis es hell wird, dann tauche ich ein paar Mal unter das Schiff (Wasser: Aaaarschkalt und sehr trübe…) um die Leine aus dem Propeller zu frickeln. Bei einem heißen Tee zittere ich mich dann langsam wieder warm. Bei der Schaukelei war es gar nicht einfach, das Teewasser heiß zu bekommen, ohne auszuschütten. Der Platz hier hat für mich seinen Reiz verloren, der Himmel ist stark bewölkt, es schaut nach Regen aus, der Wind kommt aus Süden. Ich hole den Anker hoch und motore dann fünf lange Meilen gegenan, um das Ende der Bucht zu erreichen. Durch den hohen Seegang komme ich nur quälend langsam voran, wenn Sandpiper in die Wellen knallt kommt sie fast zum Stehen. Oft erreiche ich (mit dreiviertel Gas) nur 2 Knoten Fahrt über Grund. Die Schaukelei nervt, das Frühstück ist ausgefallen, die Stimmung dementsprechend. Doch dann werde ich mit einem herrlichen Segeltag belohnt: Am Ende der Bucht kann ich endlich nach Osten abfallen, hoch am Wind geht sich gerade aus. Es bläst mit 15 – 20 Knoten, böig, stärkerer Seegang. Ich binde das erste Reff ein, trimme die Segel etwas voller und genieße die einunddreißig Meilen nach FETHIYE. Da lacht das Seglerherz, wenn Sandpiper hoch am Wind mit 25 Grad Schräglage seine Bahn durch die Wellen zieht!! In die seenartige Bucht hinein schiebt mich dann ein sanfter Rückenwind, den ich mit der ausgebaumten Genua ausnutze. Das Lichtermeer von Fethiye, denn wieder einmal komme ich im Dunkeln an, begleitet mich zum Ankerplatz vor der ECE – Marina, ich taste mich an unbeleuchteten Schiffen vorbei zur „Phönix“, die dort schon vor Anker liegt. Sigi und ich haben uns über Funk ein Treffen ausgemacht. Bei einem gemütlichen Plausch mit ihm und Christa klingt der Tag aus, wir bleiben gleich im Päckchen liegen und verbringen eine ruhige Nacht. Habe ich vielleicht gut geschlafen!!!

Etmal: 36sm, Position: N 36° 37,44’ / E 029° 05,73’