Beim Laufen entdecke ich einen Eisvogel, der sich mit seinem charakteristischen Ton verraten hat. Mauergeckos flüchten bei meinem Herannahen in schützende Felsspalten.
Die Stadt (eigentlich ein Dorf mit einem überproportionalen Anteil an Verkaufslokalen jeder Art) durchwandert und die antiken Stätten besichtigt. So wie z.B. Korfu fest in englischer Hand ist, ist das Touristenzentrum Side fest in deutscher Hand. Verärgert bin ich über die nachgemachten Säulen des Apollon – Tempels, welche den Touristen als echt verkauft werden. Das fast pausenlose angemacht werden von den Anreißern vor den Geschäftslokalen nervt mit der Zeit, auch wenn ich ein gewisses Verständnis dafür aufbringen kann.
Am Nachmittag bastle ich ein bisschen am Schiff herum, da nehmen einige Männer, die hier im Hafen ihren Geschäften nachgehen, Kontakt mit mir auf. Wir setzen uns an der Mole zusammen, bei einem Kaffee erfahre ich einiges über ihr Land und ihre Sorgen. Sie selbst sind über das Überhand genommene Ausmaß des Fremdenverkehrs nicht ganz glücklich, aber in dem Bewusstsein, leider davon Abhängig zu sein.
Was gibt es zu Side / Selimiye zu sagen? Nun, ein Teil der Stadt wurde vom Sand verschlungen, was Mitschuld an ihrem Untergang war. Side, teilweise unter dem heutigen Selimiye gelegen, ist ein bekannter Urlaubsort an der Türkischen Riviera. Die Stadt liegt zwischen den Städten Antalya und Alanya. Side blickt auf eine etwa 3500 Jahre lange Vergangenheit zurück und war in der Antike eine bedeutende Hafenstadt in der Region Pamphylien, wie diese Landschaft an der mittleren Südküste in der Antike genannt wurde. Von der antiken Hafenstadt sind viele Bauwerke erhalten geblieben. Das antike Side liegt auf einer flachen Halbinsel mit Hafenanlagen an der Spitze. Side wurde etwa im 7. Jh. v. Chr. gegründet. Die bedeutendsten Ruinen stammen aus der römischen Epoche, dem 2. und 3. Jahrhundert. Die Stadt wurde vermutlich im 10. Jahrhundert verlassen. Ein Erdbeben zerstörte viele Bauwerke. Die antike Stadt auf der Halbinsel wurde überbaut, so dass nur die Hafentherme und die Große Therme aus den Häusern hervorragen. Der nordöstliche Teil der antiken Stadtfläche ist von einer Düne überdeckt. Vom Apollon-Tempel wurden 5 Säulen wieder aufgerichtet und bilden aufgrund der exponierten Lage ein beliebtes Foto-Motiv. Leider werden die Touristen für dumm verkauft, da es sich bei den Säulen um Nachbauten handelt, gekrönt von einigen echten Bruchstücken. Side wurde über Aquädukte mit Trinkwasser aus dem 30 km entfernten Fluss Manavgat versorgt. Reste der Aquädukte sind an verschiedenen Stellen noch zu sehen. Auf der südlichen Hälfte liegt das Ende des 19. Jahrhunderts gegründete Fischerdorf Selimiye, das in den 1970er Jahren als Badeort entdeckt wurde. Der Ort Selimiye überbaut den südlichen Teil des antiken Side und bildet heute das Zentrum von Side. Beiderseits der Halbinsel liegen Sandstrände und dahinter zahlreiche Hotels für Urlaubsgäste. Eine besondere Attraktion ist hier angeblich das Beobachten der zahlreichen Meeresschildkröten in der Nähe des Strandes.
Am Abend kommen Fischer und bedeuten mir, Sturm sei angesagt. Ich kann es zwar nicht ganz glauben, da ich einen aktuellen Wetterbericht habe, der in dieser Region nur ein bisschen mehr Wind voraussagt. Trotzdem Danke für die Warnung! Sie zeigen mir einen Platz an dem ich mich verlegen soll, wenn der Wind auf Süd drehen sollte. Durch die nach dieser Seite offenen Hafeneinfahrt soll dann gefährlicher Schwell entstehen können. Rat von Einheimischen nehme ich in solchen Situationen immer gerne dankend an, da sie die örtlichen Situationen ja, im Gegensatz zu mir, genau kennen. Ich verlängere meine Vorleinen und ziehe mich weiter ins Hafenbecken hinaus, setze sicherheitshalber das von mir nicht besonders geliebte aber trotzdem nützliche Reitgewicht auf die Ankerleine, bereite mir wieder einmal ein kärgliches Mahl zu (irgendwie muss ich ja die 17 Teuros der Dorade wieder reinbringen….) und beginne dann mein Tagebuch zu schreiben. Der Wind frischt etwas auf, aber nicht besonders. Da braust plötzlich mein Nachbarlieger mit seinem Moped heran, schreibt mir seine Handynummer auf und legt mir nachdrücklich nahe, ihn, egal zu welcher Nachtzeit, anzurufen, wenn es Probleme geben sollte. Er würde dann kommen und mir helfen. Ich kann es kaum glauben, diese Leute hier sind wirklich um mich besorgt!! So etwas von spontaner Hilfsbereitschaft habe ich bisher in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt!!
Wenn das kein schöner Abschluss eines ebenso schönen Tages war, dann weiß ich nicht…
Reste des Aquädukts:
Vom Sand verschlungen:
Die Triumphstraße:
Der (teilweise) nachgebaute Rest des Apollon - Tempels:
Apollon - Tempel, Detail: