Wir runden das Kap und segeln an der Bucht der Schreckensnacht von vorigem Jahr vorbei – in stillem Gedenken gehe ich im Geiste die damaligen Vorgänge nochmals durch, noch immer froh, nur mit dem Schrecken und dem Verlust eines Paddels sowie der Sitzbank des Schlaucherls davongekommen zu sein.
Ich nehme Kurs auf Aguilas, den Hafen kenne ich schon. Auch wenn kein Platz frei ist, im Hafenbecken darf man ankern. Cartagena lasse ich wieder an Steuerbord liegen, diese Industriestadt interessiert mich genau so wenig wie Alicante. An der umgebenden Küstenlandschaft kann ich mich fast nicht Sattsehen:
Wild, zerklüftet, schroff, farbenprächtig, grandios, herb, all diese Attribute treffen zu. Durch die verschiedenartigen Mineralien und Erze, die hier vorkommen, ist der dominierende Industriezweig in dieser Region der Abbau dieser Ressourcen – großteils im Tagebau. Sehr zum Nachteil der Landschaft…
Es wird ein herrlicher Segeltag mit traumhaftem Wetter und genau richtig starkem, raumen Wind – keine besonderen Vorkommnisse. Doch, bei sechs Knoten Fahrt haucht ein schöner Thunfisch, fast schon zu groß für mich alleine, sein Leben an meiner Angel aus. Bei Rauschefahrt einen wild kämpfenden Fisch anzulanden ist eine etwas stressige Angelegenheit, glaubt mir! Ich richte ihn gleich her und mariniere ihn in Olivenöl mit Rosmarin. Da er ziemlich groß ist werde ich auf eine Beilage verzichten, etwas Ajvar, Zitrone und grobgehackter Zwiebel werden reichen.
Gegen Abend schläft der Wind wieder ein, die letzten drei Meilen muss ich motoren. Mit dem letzten Büchsenlicht laufe ich ein:
Der Hafen ist voll, ich lege mich seitlich im Hafenbecken vor Anker, hänge sicherheitshalber mein Blinklicht ans Vorstag und lasse mir den Thunfisch gut schmecken.
Solche schönen Tage könnte es ruhig öfters geben, seufz…
Etmal: 47sm, Position: N 37°24,30’ / W 001° 34,50’