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Freitag, 10. April 2009

Von Kemer nach Antalya

Gutgelaunt marschiere ich in die Marinarezeption, um mir ein Schiff anzuschauen. Dort erlebe ich eine kalte Dusche, besagtes Schiff wurde bereits vor zwei Tagen verkauft….. Na gut, dann eben nicht. Nachdem diese süße Touristenfallenstadt sowieso nichts für mich ist, lichte ich den Anker und motore die Küste hoch. Schon nach kurzer Zeit habe ich auf See Internetempfang von einem der am Strand wie die Perlen aufgereihten Hotels. Ich stelle den Motor ab und widme mich, währenddessen wie ein Stück Holz treibend, meinen E – Mails, versende einen Positionsreport und Ostergrüße. Kaum bin ich mit den Büroarbeiten fertig, springt der Wind an. Na endlich! Unter Vollzeug geht es hoch nach Antalya. Zehn Knoten raumer Wind, blauer Himmel, Sonnenschein, wenig nachlaufende Welle, da segeln wir doch die läppischen 21sm auf einer Backe ab. Kurz vor dem Ziel wird es ziemlich unangenehm, denn da ist das Meer unangenehm kabbelig. Man merkt eben, hier am Scheitelpunkt der großen Bucht von Antalya, wie die Wellen vom Ufer zurücklaufen und sich mit den anlaufenden treffen. Ich bereite Sandpiper für den Landfall vor, alles scheint in Ordnung, ich laufe in die relativ enge Hafeneinfahrt ein. Ich habe schon viel erlebt in meinem Leben, aber den richtigen Wahnsinn fand ich erst hier, im Hafen von Antalya. Eng, voller Gulets und Fischerboote, ein Betrieb wie auf dem Jahrmarkt, kein Platz zum Anlegen, sogar die Tankstelle, normalerweise ein Not – Anlegeplatz, war von einer Riesengulet belegt, Leinen wild durch den Hafen verspannt, Chaos pur – ich mittendrin. Mein Schrei nach einer Packung Valium geht im allgemeinen Wirbel unter. Ich drehte drei Runden in dem engen Hafenbecken, um eine halbwegs vernünftige Anlegestelle für mein Schiff zu erspähen – nichts zu machen. Resigniert wende ich Sandpiper wieder der Hafenausfahrt zu, als mich ein Fischer zu sich winkt und mir bedeutet, dass ich an seiner Seite anlegen kann. Dankend nehme ich das Angebot an. Einhand ein Heckanker- und Leinenmanöver in einem engen Hafen durchzuführen, das hat was…. Die Fischer halfen mir aber dabei, mit vereinten Kräften ging es ohne Kollateralschäden ab. Wir hatten die Rechnung aber ohne den Hafenkapo gemacht. Der wollte partout, dass ich mich wo anders hinlege, wo jetzt auf einmal ein Platz frei wäre. Obwohl die Fischer meinten, ich könne ruhig hier bleiben, musste ich meine eben mühsam vertäute Sandpiper umlegen, wobei zur Ehrenrettung des Kapos gesagt werden muss, dass er mir dabei tatkräftig half. Die Hafenbehörden anschließend waren mehr als freundlich und zuvorkommend. Nur der Hafen selbst ist und bleibt eine absolute Katastrophe.


Die Anwesenden auf der neben mir liegenden kleinen Gulet laden mich am Abend zum Mitessen ein. Das ist zwar sehr nett von ihnen, ich lehne aber trotzdem dankend ab, ich bin einfach zu geschlaucht. Hoffentlich habe ich sie mit meiner Ablehnung nicht beleidigt.
Die Stromkästen sind in einem arg desolaten Zustand, wenigstens Wasser kommt aus dem Hahn. Zwei Schiffe neben mir wird bis zweiundzwanzig Uhr mit der Flex gearbeitet, Internetempfang habe ich auch keinen gescheiten, das Lokal gegenüber bietet lautstarke Touristenfolklore…. Irgendwann schlafe ich trotzdem übermüdet ein.

Etmal: 21sm, Position: N 36° 53,05’ / E 030° 42,17’