Für etwaige Wünsche, Bitten und Beschwerden bin ich manchmal erreichbar unter:
gerhard-auf-see@gmx.at

Mein Skype - Name: neptun.22



Dienstag, 25. Januar 2011

St. Lucia, Rodney Bay

Resümee einer Atlantiküberquerung:

Zuerst einmal erfüllt mich tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit darüber, so etwas Aufregendes wie eine Solo – Atlantiküberquerung erlebt haben zu dürfen und gesund und munter zu überstehen. Das dieser Teil meiner Reise auch anders ausgehen hätte können zeigt das Beispiel des deutschen Segelkameraden Bodo Rufenach, der kurz vor Erreichen seines Zieles über Bord ging und dabei den Tod fand. Ich sichtete seine Yacht „Balu“ in Las Palmas, hatte aber keinen persönlichen Kontakt mit ihm. Mehr zu diesem traurigen Thema hier: http://balu-auf-reisen.de/blog/
Ich konnte die Reise ausschließlich unter Segel durchführen, von zwei oder drei Motorstunden, um von Gran Canaria freizukommen, einmal abgesehen. Die restlichen Motorstunden benötigte ich ausschließlich zur Stromerzeugung. Manchmal ging es zwar etwas zäh dahin, eine echte Flaute hatte ich allerdings nie – dafür aber meistens Wind zwischen 4 - 6 Beaufort, in den vor den Fronten heranziehenden Böen entsprechend mehr. Daher erreichte ich eine relativ hohe Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,15 Knoten – und das über einen Zeitraum von über dreiundzwanzig Tagen!
Der Defektteufel hielt sich zum Glück vornehm zurück, die Hauptschäden waren eine zerrissene Genua, ein zerstörter Impeller der Wasserpumpe und ein gebrochener Ausbaumer. Einer der Autopiloten gibt nun zwar etwas seltsame Geräusche von sich, leistet aber weiterhin problemlos seinen Dienst.
Gefahrensituationen traten eigentlich nur beim Gang aufs Vorschiff in der Nacht auf, wobei mein in Gibraltar konstruierter Bügel mir unschätzbare Sicherheit bot.
Was habe ich falsch gemacht? Eigentlich nicht viel, die Verproviantierung hätte ich ev. etwas diffiziler gestalten können und die Leinen zum Fischen waren zu schwach dimensioniert,
Auf jeden Fall gehören noch mindestens zwei zusätzliche Segel an Bord; ein Leichtwindsegel (entweder Gennaker oder Spinnaker) und eine zweite Genua / Fock. Dazu muss ich mir noch einen oder besser zwei stabile Ausbaumer besorgen.
Würde ich so eine Atlantiküberquerung noch einmal machen wollen? JAAA, SOFORT WIEDER!! Warum? Nun, die Summe aller Eindrücke waren ein ganz besonderes, starkes und einzigartiges Erlebnis für mich. Das einzig wirklich unangenehme an der Reise war das permanente Rütteln und Stossen. Aber auch daran gewöhnt man(n) sich schließlich…
Ach ja, so sieht man(n) nach einer Atlantiküberquerung aus: Die Entbehrungen und Todesängste haben sich tief in die Gesichtszüge und als Kummerfalten eingegraben, der Schrecken über das Erlebte ist in den Augen deutlich erkennbar, die Haare stehen noch immer zu Berge und sind über Nacht ergraut. Welch hartes Seemannslos!

1 Kommentar:

mirror hat gesagt…

Mensch Gerhard, es tut richtig gut Dich wieder per Blog erleben
zu dürfen :-). Wie ih schon per Mail schrieb hatte mein RSS Feeder
eine konstante Leere an einer bestimmten Stelle und das tat langsam
weh und machte mir Angst, siehe Bodo. Aber nu ist alles wieder
gut und ich kann mich wieder zurücklehnen und deine mit
schmerzverzerrtem Gesicht geschriebenen 8-) Erlebnisse lesen.
Alles Gute von einem nach Sonne und Wasser darbenden
Walter
www.hinterdenhorizont.blogspot.com