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Donnerstag, 15. September 2011

Colon

Nun habe ich mir Colon etwas näher angeschaut:  Die Stadt wurde 1850 gegründet und als Andenken an  Christoph Kolumbus „Colon“ benannt und hat rund 230.000 Einwohner. (Stand 2010)
Colon war von der früheren Panamakanalzone umgeben, aber nicht Teil davon, die Stadt ist ein bedeutender Hafen und Handelsplatz sowie touristisches Ziel an den Kanalschleusen. 1953 wurde Colon zum Freihafen / Freihandelszone, der Hafen nimmt hier weltweit den zweiten Platz ein. Trotzdem erging es seit den späten 1960ern der Wirtschaft in Colon immer schlechter. Viele der traditionellen Jobs im Hafen fielen mit der Umstellung auf Frachtcontainer weg. Heutzutage liegt die Arbeitslosenrate bei rund. 40 %; die Armutsrate ist noch größer. Colon gilt als eine der gefährlichsten Städte der Welt und viele Reiseführer raten von einem Besuch der Stadt aus diesem Grund ab.
Bei meinen Streifzügen durch die Stadt, die schachbrettartig angelegt ist, sprang mir die Armut regelrecht ins Gesicht: Verfall, Verwahrlosung, Gestank und Müll wohin ich blickte. Teilweise unvorstellbar. Zerlumpte Gestalten hocken herum, vergitterte Geschäfte, Straßenzüge mit verbarrikadierten Häusern und eine Armee von bewaffneten, uniformierten Wächtern beherrschen das Straßenbild. Unzählige Straßenhändler wuseln herum, bieten alles Mögliche und Unmögliche an. Dort, wo keine unmittelbare Gefahr für den Verkehr besteht werden die Kanaldeckel gestohlen ( = wertvolles Altmetall…), in der Nacht sind die Geschäfte und Tankstellen nur gespenstisch schwach beleuchtet.
Ich habe ein paar Dollar in den Schuhen versteckt, trage sonst nichts bei mir, was für einen potentiellen Räuber von Interesse sein könnte. Zum Selbstschutz trage ich allerdings mein Springmesser griffbereit - sicher ist sicher. Während ich so herumstreune (ein Auge immer auf den Boden gerichtet, wegen der fehlenden Kanaldeckel und vielen ungesicherten Löcher…) wächst mein Erstaunen von Minute zu Minute: So viele freundliche, lächelnde und hilfsbereite Menschen wie hier habe ich auf meiner ganzen langen Reise noch nicht erlebt! Es wird für mich telefoniert, ich werde an andere Geschäfte weitergereicht, freundlich angesprochen von wo her ich denn komme und ausdrücklich davor gewarnt, da und da nur ja nicht hinzugehen, dort wäre es zu gefährlich. Es gibt keine Bettler, eine schwangere Frau hat etwas geschnorrt, das war aber auch schon alles. Ich bin völlig von der Rolle, kann das Geschehene nicht wirklich einordnen. Was ist hier bloß los? Schlussendlich glaube ich es zu ahnen: Die Bewohner dieser Stadt haben sich selbst nicht aufgegeben, sie kämpfen zäh um ihr Überleben und für ein kleines Glück unter diesen widrigen Umständen und vergessen darüber hinaus nicht die Menschlichkeit. Bewundernswert!
Colon, man kann über dich negatives sagen soviel man will: Deine Bewohner machen viel davon wieder wett, und ein Teil meines Herzens bleibt im positiven Gedenken bei dir zurück. Darum stelle ich auch keine Bilder von der geschundenen Stadt ins Netz – sie hat es nämlich nicht verdient, durch den Dreck gezogen zu werden.

2 Kommentare:

Reini hat gesagt…

Alter Deine menschlichkeit zeichnet Dich aus.
Liebe Grüsse+viel Glück
Reini+Brigitte

reini hat gesagt…

Hallo Alter
Deine menschlichkeit zeichnet Dich wieder mal aus.
Viel Glück+alles Liebe.
Reini+Brigitte.