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Montag, 20. August 2012

Von Bora Bora nach Suwarrow (Cook Islands)

Die knapp 700 sm weite und fünfeinhalb Tage lang dauernde Überfahrt zu dem zwischen Bora – Bora und Samoa gelegenem und von Neuseeland verwalteten Atoll verlief (fast...) problemlos. Der Südpazifik zeigtesich allerdings von seiner eher ruppigen Seite: Wellen aus allen Richtungen, für einen Monohull ziemlich unangenehm. Kochen usw. war daher nur erschwert möglich, dafür konnte ich die ganze Strecke hurtig durchsegeln. Ich sichtete sechs Fischtrawler, die mir durch ihre Anwesenheit die Nachtruhen ordentlich verdarben. Mit dem Fischen hatte ich wiederum kein Glück: 3 kapitale Fische gingen mir verloren...
Eine besonders heimtückische Welle erwischte mich wieder einmal kalt, wieder einmal kam durch die offene (…) Vorschiffsluke Wasser ins Schiff, wieder einmal wurde mein Bettzeug waschelnass. Ich werde es wohl nie lernen...
Im Morgengrauen des dritten Tages unterschätzte ich den Energieinhalt einer von hinten herannahenden, ziemlich dunklen Wolke, gröblich: Ich konnte gerade noch die Genua wegrollen, mich nackt ausziehen und den Niedergang verschließen, dann brach es über uns herein: Die einfallenden Böen waren so stark, dass die Reffleine des eingebundenen Einserreffs riss und der Autopilot den auftretenden Kräften nicht mehr gewachsen war und (trotz Sicherung) aus seiner Halterung sprang. Steuerlos drehten wir uns im Kreis, zum Glück hielt der Bullenstander, den ich ja schon seit längerer Zeit permanent fahre. Genau so schnell, wie er gekommen war, verschwand der Spuk wieder. Zurück blieb ein leicht atemloser, derangierter und pudelnasser Skipper...
Vor dem Atoll erwarteten mich dann eine Menge Tölpel, die, nachdem sie mich neugierig ganz nahe umkreist hatten, neben Najadchen ins Wasser tauchten und schauten, ob wir nicht ein Fischernetz nachziehen würden, aus dem sie sich eine Beute holen könnten. Tut mir Leid, Freunde, dass ich euch so herb enttäuschen musste!
Am 25.08.2012 lief ich bei guten Bedingungen – Sonnenhöchststand, Wellen so lala – in das Atoll ein, welches kein einziges Navigationshilfsmittel aufweist. Die digitale Seekarte, von mir aus Google Earth heraus erstellt, ist aber sehr genau und wies mir sicher den Weg zwischen den Untiefen zum Ankerplatz.
Als ich um die Ecke von Anchorage Island, der Hauptinsel des Atolls, bog, traf mich fast der Schlag: 20 Schiffe lagen hier vor Anker!! Ich glaube, ich spinne!! Ich dachte, ich bin hier am Ende der Welt und nun das!! Von Wirtschaftskrise also anscheinend keine Spur...



Ich suchte mir ein schönes Ankerplätzchen, was wegen der ungünstigen Wassertiefe und der Menge der Korallenköpfe gar nicht so einfach war. Tatsächlich hatte eine erkleckliche Anzahl von Skippern Mühe, ihren Anker freizubekommen. Gleich bei der Ankunft kamen zwei neugierige Haie herbei und umkreisten Najadchen. Na bravo... Angeblich sind diese Schwarz und Weißspitzen – Riffhaie, die nur zwischen einem und eineinhalb Meter lang werden, harmlos. Ob das die Tierchen selbst aber auch wissen? Etwas gefährlicher sind da schon die Grauhaie,...


...die auch größer werden. In der Riffpassage, wo sich diese Art vermehrt herumtreibt, wird daher vor dem Schwimmen auch nachdrücklich gewarnt...


Die Prozedur des Einklarierens verlief in entspannter und freundlicher Atmosphäre,...


...der zu bewältigende Papierkram war aber mehr als beachtlich. Nachdem das Atoll Naturschutzgebiet ist und von zwei Rangern „bewacht“ wird, ist eine Gebühr von 50 $ fällig – im Gegenzug erwiesen sich besagte Ranger – Maoris aus Neuseeland -  als ausgesprochen nette Zeitgenossen, welche mit den Seglern Touren zu benachbarten Inseln und Tauchtouren unternahmen sowie versuchten, uns die Kultur und Sprache der Maoris näher zubringen. Auf „seven Island“ bestaunten wir die riesigen Wirbel eines vor langer Zeit hier gestrandeten Wales, fingen große Kokoskrabben, vor deren Scheren man sich in acht nehmen muss, da diese so kräftig sind, dass sie damit Kokosnüsse knacken können, und auf „Bird Island“ beobachteten wir brütende Fregattvögel und Tölpel, angeblich einer der weltweit größten Nistplätze dieser Vogelarten:




 Leider stürzte bei diesem Ausflug Jutta von der „Imagine“ so unglücklich, dass sie sich dabei (wie später in amerikanisch Samoa festgestellt wurde), den Schienbeinknochen angebrochen hatte. Nach der großen Zehe nun das. Aber Kopf hoch, Mädchen, das wird schon wieder!
Schön langsam begann ich das Leben in der fast unberührten Natur zu genießen. (Mal abgesehen von dem mulmigen Gefühl, dass, sobald ich meinen A.... ins Wasser hielt, ein neugieriger Hai heran geschwommen kam – aber man gewöhnt sich daran...):


Ziemlich zeitgleich verabschiedeten sich eines Tages zwei meiner drei Laptops: Nach etlichen Versuchen fuhr der große Laptop noch einmal hoch, ich konnte noch alle wichtigen Daten und Programme auf eine externe Festplatte herunter laden, dann schwieg er für immer. Woran beide gestorben sind, weiß ich leider nicht. Thoralf von der „Wigwam“, der mir schon einmal „das Leben“ eines der beiden Läppis gerettet hat, konnte mir diesmal auch nicht mehr helfen, schade. Jetzt habe ich nur mehr den in Gibraltar erstandenen kleinen Asus Eee Pc, mit Windows XP in Spanisch und Word in Englisch – und niemand hat es bislang geschafft, die Sprachen umzustellen…
An einem Riff dann die für mich bislang beeindruckendste Begegnung mit einem Tier - der hautnahe Kontakt mit einem Manta, geschätzte 3m Flügelspannweite. Der gleichzeitig anwesende norwegische Skipper der „Hero“ hielt diese Momente im Bild fest.
Es war ein etwas unheimlicher Anblick, als das Tier sich in der Tiefe aus der Dunkelheit löste und langsam in meine Richtung kam. Ich holte tief Luft, tauchte ab und schwamm ihm entgegen: 


Wir umkreisten einander in knapp 10m Tiefe, nahmen sozusagen Kontakt zueinander auf. Das Gefühl, das ich dabei hatte, kann ich gar nicht beschreiben, werde es aber sicher nie mehr vergessen. Während ich, um Atem zu schöpfen, auftauchte, wartete das anscheinend kommunikationsfreudige Tier auf mich, zog unter mir majestätisch Kreise. Zwei Schwarzspitzen – Riffhaie umkreisten uns dabei in respektvoller Entfernung. Ein Wahnsinn. Der mit dem Manta tanzt!


 Ich war so was von der Rolle, von dem Erlebnis werde ich wahrscheinlich noch im Altersheim erzählen… Nach einer halben Stunde war ich von dem mehrmaligen Abtauchen ziemlich groggy, auch der Manta hatte offenbar genug gesehen, und so trennten wir uns im besten Einvernehmen. Leb wohl, großer Freund...


...und vertraue sicherheitshalber den Menschen nicht allzu sehr…

Nach zwei herrlichen Wochen hieß es dann wieder einmal Abschied zu nehmen. Wieder einmal drehte Najadchen ihren Bug gen Westen, unserem nächsten Ziel, (West) Samoa, entgegen.

Etmal: 694sm, Position: S 013° 15,00’ / W 163° 06,52’

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