Das von einigen Seglern als langwierig und kompliziert geschilderte Verfahren des Einklarierens verlief bei mir völlig problemlos. Es waren nur soooo viele Fragen zu beantworten…. Fairerweise muss man dazu sagen, dass die beiden Beamten (Zoll und Quarantäne), nachdem sie von „maritime Radio“ über meine Ankunft informiert worden waren, unverzüglich an Bord kamen und ihre Arbeit äußerst korrekt und höflich durchführten. Erfreulich war auch, dass diese Beamten, im Gegensatz zum Rest der polynesischen, den gesamten Schreibkram selbst erledigten. Der Quarantäne – Mann war ziemlich enttäuscht, da er nichts an „verbotenen“ Lebensmitteln fand: Die Einfuhr (zumindest per Schiff) von frischem Fleisch, Obst und Gemüse, Honig, Eiern, Pflanzen etc., nach Neuseeland ist nämlich streng verboten und wird auch scharf kontrolliert. Ich erklärte dem guten Mann, dass ich als gesetzestreuer Bürger (sorry, aber dabei musste ich selber lachen…) die Vorschriften genau befolgt hätte, und alle aufgelisteten Dinge entweder bereits verspeist oder außerhalb der 12 Meilen Zone über Bord entsorgt hätte. Mit dieser Erklärung, die natürlich nicht stimmte, gab er sich schlussendlich zufrieden. Ich kann zwar verstehen, dass versucht wird, die heimische Landwirtschaft zu schützen, deswegen werde ich aber ganz sicher nicht das gesündeste und unbehandeltste Obst und Gemüse, das ich je in meinem Leben erwerben konnte, als Sondermüll entsorgen lassen. So lagerten eben in einem guten Versteck Zwiebel, Erdäpfel und Knoblauch kurzfristig friedlich nebeneinander…
Nachtrag dazu: Da der
Quarantänemann meine Lebensmittelkiste durchwühlen wollte, musste am Tisch
Platz dafür geschaffen werden. Zu diesem Behufe musste der sich dort temporär
befindliche Laptop auf die Bank ausweichen. Dabei fiel der Endstecker des 12
Volt - Netzgerätes ab. (Dabei handelt es sich um so ein Universal – Ladegerät
mit auswechselbaren Einsätzen…) An sich kein Problem, sollte man meinen. Nur,
beim wieder Zusammenstecken der beiden Teile achtete ich leider nicht auf deren
Polarität. (Ja, die kann man ganz einfach anders herum auch zusammenstecken…)
Die Folge davon? Blitzartig verbreiteten sich unangenehme Gerüche in der
Kajüte, kurzfristig sendete das Scheißding von einem Laptop noch Rauchsignale,
gab einige unangenehme Geräusche von sich und das war’s dann auch: Schon wieder
einen Laptop geschrottet. Warum Scheißding? Weil ein konstruktiver Verpolungsschutz,
eine einfache Diode als sms – Bauteil, ein Pfennigartikel ist und daran bei diesem
Gerät, ein „ASUS“, gespart wurde…
Ganz ohne komische
Note ging es auch weiterhin nicht ab: Der Zollbeamte fragte mich nämlich, ob
ich einen Pfefferspray an Bord hätte. Hä? Was soll ich denn mit so was? Na für
die Selbstverteidigung, meinte er. Daraufhin hielt ich ihm eine Sekunde später
meine griffbereit, aber für uneingeweihte unsichtbar gelagerte, gute alte
Machete – die mit den 45cm wirksamer Einsatzlänge – (natürlich in gebührenden Abstand) unter die
Nase. So große Augen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wir schieden aber
als Freunde, da ich ihm hoch und heilig versprach, das Ding nicht an Land
mitzunehmen und es nur an Bord gegen böse Buben einsetzen würde – was ja auch
in etwa stimmt… Wenn der Gute wüsste, dass das nur die
Stufe eins meiner Verteidigungsstrategie war…
Nach Erledigung des
Behördenkrams verlegte ich mich weiter in die große Bucht hinein, wo ich neben
der „Imagine“ ein schönes Ankerplätzchen fand. Leider ist das Wasser hier so
trübe, dass ich nicht einmal das Ruder von Najadchen sehen kann. Außerdem ist
es arschkalt. Mit Baden ist es also hier nichts, dafür wuchert der
Unterwasserbewuchs wie wild… Trotzdem wimmelt es hier nur so von Bojen und
Schiffen – ein Mekka für Segler. Ausschlafen und Erholung ist jetzt angesagt,
denn die Strecke von Tonga nach Neuseeland war das bislang
schwierigste und anstrengendste Teilstück meiner Reise. Zuerst muss aber ein neuer Laptop her, ohne den ist eine Kommunikation über Kontinente und Ozeane heutzutage ja gar nicht so einfach. Ich frage mich sowieso immer wieder, wie haben wir eigentlich früher ohne Laptop, GPS, e – Book Reader, Kabelbinder und Küchenrolle überleben können??
Zum Glück leisteten sich Jutta & Albert den Luxus eines Pkws, mit dem sie mich geduldig in der Gegend herumkutschierten, bis ich endlich ein geeignetes Objekt meiner Begierde fand. So einfach ist das hier nämlich gar nicht, denn Opua ist eigentlich nur eine Marina mit ein paar Schiffsorientierten Betrieben und einem überteuerten „General Store“. Nicht einmal einen Bankomaten (oder einen Polizeistützpunkt) gibt es in dem Negerdorf…
Ein paar Tage darauf die böse Überraschung: Der schöne Honda von Jutta & Albert wurde in der Nacht heimgesucht: Nach Einschlagen der seitlichen Heckscheibe wurde versucht, mit Gewalt das Zündschloss und die Zündung zu überwinden, was den offensichtlichen Amateuren aber nicht gelang – ein Diebstahl des Wagens selbst wurde durch dieses laienhafte Vorgehen zwar vereitelt, aber ein beträchtlicher Schaden war trotzdem entstanden. Später erfuhren wir, dass dies kein Einzelfall in dieser Gegend ist…
Das Wetter macht ebenfalls keine besondere Freude: Es regnet fast ununterbrochen, die Stimmung ist dementsprechend. Fleecejäckchen und Socken sind angesagt. Zudem wollte Hurrikan „Evan“, so wie ich, ebenfalls nach Neuseeland. Und er kam direkt auf uns zu, nachdem er auf Samoa und Fidschi gewaltige Schäden angerichtet hatte. Auf Samoa fielen ihm auch leider Menschen zum Opfer. Er kam zwar nur mehr in abgeschwächter Form an, aber er erwischte uns trotzdem mehr oder weniger kalt.
So stellte sich „Evan“ kurz vor seiner Ankunft an der Küste Neuseelands dar:
Bis 3o Knoten Wind war
alles noch in Ordnung, bei 35 Knoten begann dann mein Anker zu slippen. Na
bravo… Es hat mich etwas vertrieben, nahe zu einer Boje. Wie
es der Teufel will, kam der Eigner besagter Boje mit seinem großen Stahl -
Motorsegler alsbald zurück und begehrte verständlicherweise Raum. Also Anker
auf - erwähnte ich schon einmal, dass meine Ankerwinde schon vor einiger Zeit
den Weg allen irdischen gegangen ist? Also Einhand 40m Kette bei Starkwind
aufholen ist soooo lustig auch wieder nicht. Die Verlegung brachte
schlussendlich nicht viel, da am späten Nachmittag der Wind (und Regen) stetig zunahmen
und etliche Schiffe in Bedrängnis brachte - darunter wie gesagt auch meines. Man
sollte doch meinen, dass 40m 8mm Kette und ein 10Kg Delta Anker bei 7m
Wassertiefe mehr als ausreichend sein sollte. Dem ist aber nicht so...
Najadchen legte sich quer zum Wind, krängte und das war’s dann. Ab ging die
Post… Mein Platz war zwar gut gewählt, ich hatte Raum und Zeit, um reagieren zu
können. Ich startete die Maschine, um Zug von der Kette zu nehmen und bebojte
die Ankerkette, um sie jederzeit los werfen (und wieder finden...) zu können.
Während ich so im Regen an der Pinne stand und mit Motorkraft versuchte,
Najadchens Bug im Wind zu halten, bemerkte Albert von der "Imagine"
meine Zwangssituation und kam mir zu Hilfe. Zu zweit gelang uns dann trotz
Starkwind ein Ankerauf - Manöver, mit anschließender Verlegung weit weg vom
Schuss, eine halbe Meile tief hinein in die leere Bucht, wo ich auf 3m
Wassertiefe den Anker neu setzte. Danke, Albert! Zudem habe ich es in der
Hektik irgendwie geschafft, bei laufendem Motor die Zündung auszuschalten - ob
das die Lima überlebt hat, weiß ich noch nicht.... (Nachtrag: Die Lima hat es
überlebt!)
Alleine auf weiter Flur, aber in Sicherheit,
verbrachte ich dann den heiligen Abend. Nicht so wie geplant mit Kaffee, Seglerkameraden
und Kuchen, aber bei Kerzenschein und weihnachtlicher Musik wurde es trotzdem
ein schöner, besinnlicher Abend.
Meine ersten Eindrücke von
Neuseeland sind (neben den geschilderten negativen) eigentlich positiv:
Wunderschön präsentiert sich eine herb - raue Landschaft, die von Gletschern
auf der Südinsel bis zu den Palmenhainen an den Sandstränden der Nordinsel
reicht. Die Inseln sind sehr fruchtbar, es gibt genug Wasser, die
Landwirtschaft ist dominant und gut organisiert. Kühe sind zahlreich auf den Weiden
vertreten, überrascht hat mich die eher geringe Anzahl von Schafen. Zumindest
hier im „far North“, wie die Gegend genannt wird. Ist irgendwie so wie in
Österreich das Waldviertel... Neuseeland ist eines der wenigen Länder der Erde,
in denen es keine terrestrischen Schlangen gibt (wohl aber drei Arten von Seeschlangen
im umgebenden Meer). Es ist der Staat, der am weitesten von Mitteleuropa
entfernt liegt: Teile des Landes befinden sich auf der Erdkugel exakt gegenüber
von Spanien, sind also dessen Antipoden. Das Warenangebot ist reichhaltig,
qualitativ und quantitativ als sehr gut zu bezeichnen. Welch ein gewaltiger
Unterschied zu den so genannten „Südseeparadiesen“, die eigentlich mehr
Armenhäusern ähneln...
Die Menschen hier sind Pragmatiker, ein Beispiel: Seit 1999 ist der Kiwi-Dollar nach dem Australischen Dollar die zweite Währung der Erde, die Kunststoffgeld verwendet; alle Scheine bestehen aus Polypropylen. Im August 2006 wurden wegen steigender Materialkosten und Verwechslungsgefahr kleinere Münzen eingeführt; die bis dahin gültige 50-Cent-Münze zum Beispiel zählte mit einem Durchmesser von 3,2 Zentimetern zu den größten Münzen der Erde.
Die Kiwis sind freundlich und hilfsbereit, die Ureinwohner, die Maoris, sind allerdings nur mehr eine kleinere Minderheit und fristen eher als soziale Randschicht ihr Dasein. Die Häuser und Grundstücke sind sehr gepflegt, über ihren Baustil kann man natürlich geteilter Meinung sein... Touristisch ist das Land voll aufgeschlossen, die Wanderwege ohne Zahl sind in einem ordentlichen Zustand und gut beschildert. Allerdings ist Neuseeland auch das Land der Zäune und Schilder, von den Preisen will ich gar nicht erst reden, das Preisniveau ist teilweise ziemlich hoch - obwohl, ich bin schon so lange von Österreich fort, dass ich gar keinen objektiven Vergleich mehr ziehen kann.
Die Menschen hier sind Pragmatiker, ein Beispiel: Seit 1999 ist der Kiwi-Dollar nach dem Australischen Dollar die zweite Währung der Erde, die Kunststoffgeld verwendet; alle Scheine bestehen aus Polypropylen. Im August 2006 wurden wegen steigender Materialkosten und Verwechslungsgefahr kleinere Münzen eingeführt; die bis dahin gültige 50-Cent-Münze zum Beispiel zählte mit einem Durchmesser von 3,2 Zentimetern zu den größten Münzen der Erde.
Die Kiwis sind freundlich und hilfsbereit, die Ureinwohner, die Maoris, sind allerdings nur mehr eine kleinere Minderheit und fristen eher als soziale Randschicht ihr Dasein. Die Häuser und Grundstücke sind sehr gepflegt, über ihren Baustil kann man natürlich geteilter Meinung sein... Touristisch ist das Land voll aufgeschlossen, die Wanderwege ohne Zahl sind in einem ordentlichen Zustand und gut beschildert. Allerdings ist Neuseeland auch das Land der Zäune und Schilder, von den Preisen will ich gar nicht erst reden, das Preisniveau ist teilweise ziemlich hoch - obwohl, ich bin schon so lange von Österreich fort, dass ich gar keinen objektiven Vergleich mehr ziehen kann.
Wie geht’s nun weiter bei mir? Ich werde hier die
Hurrikansaison "abwettern", ungefähr Ende April, wenn das Wetter
passt, wird es dann Richtung Fidschi weitergehen. Die dazwischenliegende Zeit
werde ich nutzen um Land und Leute kennen zu lernen und mein Schiff auf
Vordermann zu bringen.
Die Lösung meine Zahnprobleme
werde ich allerdings bis Fidschi verschieben, da das Preisniveau hier
diesbezüglich exorbitant hoch ist.
Nun ist es also geschafft, ich habe die Südsee glücklich durchsegelt. Wobei, von
meinem selbst verschuldeten Radunfall einmal abgesehen, mein Schiff und ich die
Reise bisher relativ (na ja…) unbeschadet überstanden haben. Die technischen
Probleme waren bislang zu meistern und gesundheitlich geht es mir, von den Zähnen
einmal abgesehen, hervorragend.
Für das neue Jahr wünsche ich mir die Kraft,
den Mut und die Ausdauer, dass ich meine Fahrt wie bisher weiterhin durchziehen
kann. Allen Lesern dieses Blogs wünsche ich alles erdenklich Gute und vor allem
Gesundheit – und wenn jemand planen sollte, ebenfalls die Leinen Loszuwerfen:
Dann tu es!!!
In
diesem Sinne:
Anbei noch ein paar Eindrücke von Neuseeland:
Ankerplatz u. Bojenfeld vor Opua |
Riggkontrolle - muss auch sein. |
Gepflegte Landschaft |
Gepflegte Häuser (mit Gartenzwerg...) |
Könnte genau so gut bei uns im Voralpenland sein |
Österreichs "Kulturbeitrag": Hundertwassertoilette in Kawakawa - ein Touristen Highlight... |
Ehemalige Walfang - Gerätschaften: Kochtöpfe für den Blubber |
1 Kommentar:
Hallo Gerhard,
nun bist Du ja schon ganz schön lange unterwegs, ich habe mit Dir mitgefiebert, mich über Deine Berichte gefreut und, zugegeben, manchmal auch das kleine "Fernweh" bekommen. Das letzte Lebenszeichen in Deinem Blog ist nun fast schon ein viertel Jahr alt. Wie geht es Dir in Neuseeland? Gesundheitlich alles roger? Die Zähne, ich darf garnicht daran denken, solltest Du Dir schnellstmöglich sanieren lassen. Das verbessert die Lebensqualität doch ganz schön.
Wenn die technischen Rahmenbedingungen es zulassen, berichte doch mal von Land und Leuten. Wie bist Du aufgenommen worden? Wirst Du Deine Reise fortsetzen oder bist Du schon einheimisch geworden und hast Dich dort niedergelassen?
Also, bleib gesund, weiter viel Glück bei all Deinen Unternehmen wünscht Dir Hans (vom Neptunforum)
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