Motorstand: 941 Std.
Am Morgen hat es nur mehr 9 Grad in der Kajüte,
man glaubt es kaum! Höchste Zeit, dass ich von hier weg komme…
Albert von der „Imagine“ nimmt mich
freundlicherweise zum Ausklarieren mit, so konnte ich schon am Vortag mein Dingi
verstauen und Najadchen startklar machen. Nur noch ein Formular galt es
auszufüllen, dann hatte ich den Bürokratenschwachsinn der Kiwis endlich hinter
mich gebracht.
Das Wetterfenster ist unverändert so lala, es
kann also losgehen.
Gleich beim Start um 11:00 die ersten
Überraschungen: Im Ankergeschirr hatte sich eine herrenlose (oder besser gesagt
„schiffslose“) Trosse verfangen, die ein tieferes Eingraben des Ankers erfolgreich
verhindert hat. Na ja, bis 35 Knoten Wind hat er trotzdem gehalten. Das hat
schlussendlich doch ausgereicht. Und mit der Muschelmenge, die die Ankerkette
bewachsen hatte, könnte ich ein Feinkostgeschäft beliefern…
Stärkere Vibrationen (vom Antrieb her)
behinderten mein hurtiges Vorankommen zudem nachhaltig. Klar, Muscheln lieben
nicht nur Ankerketten, sondern auch Propeller und Edelstahlwellen… Mit Material-
und Nervenschonenden 3 Knoten Fahrt ging es daher erzwungenermaßen gemütlich hinaus
in die Bay of Island, bis mir das Wasser sauber genug war, um dort einen
Reinigungsstop einzulegen. Ich habe zwar einen Neoprenanzug, fand es aber nicht
notwendig, ihn anzulegen, denn „die paar Muscheln sind ja schnell abgekratzt“. Wieder
einmal ein schwerer Denkfehler, Gerhard! Bekanntlich bestraft der liebe Gott
kleine Sünden ja sofort... Himmel war das Wasser arschkalt!! Zudem waren Prop
und Welle mehr als ich gedacht hatte mit Muscheln bewachsen, was natürlich
einen zeitlich länger dauernden Reinigungsaufwand bedingte… Trotzdem konnte ich
die Arbeit vollenden, möchte aber auf meinen körperlichen und seelischen
Zustand („Du Vollkoffer, für was hast du denn einen Neoprenanzug in der
Backskiste, hä??) danach nicht näher eingehen… Rob von der gerade
vorbeifahrenden „Inish“ funkte mich an, ob bei mir denn alles in Ordnung sei?
Meine Antwort konnte er fast nicht verstehen, da meine Stimmbänder mir nicht
mehr ganz gehorchten und ich so stark zitterte, dass ich kaum den Hörer halten
konnte. Aus eigener Erfahrung kann ich nun bestätigen, dass die Überlebenschancen
nicht sehr groß sind, wenn du bei diesen Wassertemperaturen ins Wasser fällst.
Wie auch immer, jedenfalls war das Ergebnis des unfreiwilligen Kryotripps zufrieden
stellend, die Vibrationen des Antriebes waren weg und Najadchen durchschnitt
wieder geschmeidig die Wellen.
Ca. 15 bis 20 Schiffe laufen zeitgleich mit
mir aus, wollen das Wetterfenster nutzen. Zudem haben etliche Skipper (und
deren Crew) schon Terminprobleme, da ihre Visa ablaufen.
Einige große Delfine kamen am Ende der Bay
heran, umspielten fröhlich prustend Najadchen, verabschiedeten mich freundlich.
Dann ging es unter Segel hinaus in den Pazifik, Kurs Fiji. Ziemlich schnell
verliefen sich die Schiffe – einige wollen nach Neukaledonien, andere über das
Minervariff nach Tonga, andere wiederum nach Fiji. Ich setzte meinen Kurs etwas
östlich ab, um den vorhergesagten Windstärken- und Richtungen besser Rechnung
tragen zu können. Leider wurde der Wind gegen Abend immer weniger, es wurde
eine richtige Herumgurkerei - in der Nacht musste der Motor ran, denn ich wollte
möglichst schnell Höhe gewinnen, um die vorhergesagten günstigen Winde zu
erreichen.
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