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Dienstag, 25. November 2008

Von Poros nach Kithnos

Ungestörte Nacht – bis auf ein paar Hobbyfischer. Bauer Himmel, der Wind passt, ich lege ab, laufe wieder in die Ägäis aus. Gleich am Ausgang der Bucht, ich war gerade mit der Fixierung und Einstellung der Pinne beschäftigt, gibt mir Neptun ein Zeichen, dass ich heute gefälligst gut aufpassen soll: Die einfallende Windböe war nicht von schlechten Eltern, der unmittelbar darauf folgende Sonnenschuss war unheimlich elegant, nur der leicht verstört blickende und sich krampfhaft festhaltende Skipper störte etwas die Eleganz….. Unter Vollzeug war mein altes Mädchen einfach nicht zu halten, also band ich das erste Reff ein, die Genua ließ ich oben. Es blies ganz schön, der Wellengang war beachtlich, ich musste am Wind segeln, daher kamen die Wellen schräg von vorne. Etwas unangenehm und nass, aber mein altes Mädchen schwamm wie ein Korken, immer obenauf. Zum Glück hat der Skipper einen guten Magen! So ging es in Rauschefahrt Richtung Osten, zu einer kleinen Insel, eigentlich mehr einem großen Felsen, ziemlich genau in der Mitte auf dem Weg zur Insel KITHNOS gelegen. Sein unaussprechlicher Name: N. AY. YEORYIOS…. Dort wollte ich auf der Leeseite ankern und übernachten. Es blieb beim Wollen, denn die Fallwinde dort waren einfach zu stark und keine genügend geschützte Bucht vorhanden. Also weiter, gleich durch bis nach KITHNOS. (Diese Insel gehört bereits zu den nördlichen Kykladen) Das wird wieder ein langer Tag….. Es frischte weiter auf, ich musste das zweite Reff einbinden, das Wellenbild war entsprechend. Ohne Autopilot wird die Sache schön langsam anstrengend. Noch dazu passen die Positionen der Reffeinrichtung am Baum nicht zu den Augen im Segel. Da ich ein anderes Groß habe, hätte ich auch das kontrollieren sollen….. So muss ich wieder einmal improvisieren. Gegen Abend kreuzte ein Biggi meinen Weg. Unfassbar, aber mitten auf dem großen Meer treffen zwei Schiffe (ungewollt natürlich) punktgenau aufeinander. Obwohl ich Vorrang hatte, musste ich Ausweichen. Der Dicke machte keinerlei Anstalten dazu….
Drei große Schlachtschiffe ziehen in Formation am Horizont vorbei, dunkle Schatten, schnell und gefährlich, wie graue Wölfe. Todbringend oder friedenserhaltend – eine der Schicksalsfragen der Menschheit…..
Wir flogen durch die Nacht, die Sterne gingen auf und wiesen mir den Weg. Wenn ein Brecher kam, konnte ich ihn zwar nicht sehen, dafür aber hören. Wie ein U – Bahnzug, wenn er in die Station einfährt, rauscht er heran. Ich lege Ruder, artig hebt SANDPIPER ihr Popscherl, er rauscht unter uns durch, ich gehe wieder auf Kurs. Nur selten kommt Wasser über das Deck. Die knifflige Hafeneinfahrt von MERICHAS fuhr ich mit Unterstützung der elektronischen Seekarte, alles verlief glatt. Um 21:00 fiel mein Anker ins Hafenbecken. Ich bin wieder einmal gut angekommen. Es war anstrengend – 10 Stunden non Stopp Starkwindsegeln – aber dafür wurde ich auch mit einem Etmal von 50sm belohnt!
Etmal: 50sm, Position: N 37° 23,36’ / E 024° 23,70’