Durch die Schaukelei habe ich wie ein Baby geschlafen. Endlich scheint die Sonne, ich hänge mein nasses Zeug auf die Reling zum Trocknen. Ein bisschen Wind weht, ich dümple über die Bucht von Köycegiz bis zur Mündung des Flusses Dalyan, in dessen Nähe die antike Stadt Kaunos liegt. Unmittelbar davor liegt das kleine Leuchturminselchen Delikada, wo ich mich an einem Holzsteg verhefte. Ich traue mich nicht in den Fluss einzufahren, Brandungswellen zeigen Untiefen an, mein Lot spinnt schon wieder, das Wasser ist trüb, außerdem weiß ich nicht, wie die Barre verläuft – daher gehe ich lieber kein Risiko ein. Dieser Fluss bildet ein weit verzweigtes Delta, dessen Besonderheit der kilometerlange, aber nur 50 – 100 Meter breite Iztuzu - Sandstrand ist, wo die seltene grüne Meeresschildkröte Caretta Caretta ihre Eier ablegt. Eine beeindruckende Gebirgslandschaft im Hintergrund vervollständigt ein wunderschönes Naturpanorama. Ich rudere mit dem Dingi an Land, in weiser Voraussicht habe ich die Kamera und etwas Gewand halbwegs wasserdicht verpackt, denn die Brandungswellen vor dem ganz flach auslaufenden Strand kamen mir schon vom Schiff aus nicht ganz geheuer vor. Nun, es kam wie es kommen musste, schon die zweite Welle warf mich um. Mein Mini – Schlaucherl kann nicht „brandungssicher“ sein, dazu ist es viel zu klein. Außerdem ist meine Erfahrung in Brandungsanlanden gleich null. Das Wasser war zwar nur mehr hüfttief, aber dafür arschkalt…. Leise vor mich hinfluchend („Hab’ ich das in meinem Alter noch notwendig?“) musste ich mich entscheiden, ob ich als Erstes einem meiner verlustig gegangenen Schlapfen oder einem sich selbständig gemachten Ruder nachwaten sollte…. Waschelnass wie ich war kam dann natürlich keine so richtige Expeditionsstimmung auf, trotzdem durchstreifte ich aufmerksam die Gegend, welche einen starken Eindruck bei mir hinterließ. Von Meeresschildkröten allerdings keine Spur –vielleicht ist jetzt auch keine Ei – Ablegezeit. Kurios ist es schon, wenn man zuerst im Meer badet, dann 50 – 100 Meter über einen Sandstrand latscht und dann in einen Fluss weiterplanschen kann…..
Zurück zum Schiff ändere ich meine Taktik, ziehe mein Schlaucherl zur Flussmündung, wo weniger Brandungswellen stehen und rudere von dort, diesmal ohne Hoppala, weg. Ich lote die Tiefe der Barre und bin froh, es nicht probiert zu haben. Ich bin sicher, ich wäre aufgesessen.
Der Platz gefällt mir sehr gut. Ich bleibe einfach über Nacht hier liegen, genieße die wärmenden Sonnenstrahlen und befreie die Wasserlinie vom Algenbewuchs, der allerdings wesentlich hartnäckiger anhaftet als ich vermutet habe. Da ich überladen bin, ist der Wasserpass des Antifoulings leider teilweise unter Wasser, Kleinlebewesen und Algen haben so leichtes Spiel, sich am dort ungeschützten GFK – Rumpf anzusiedeln.
Etmal: 4,0sm, Position: N 36° 47,87’ / E 028° 35,94’