06:30 – der hektische Wecker wirft mich aus der Koje, ich will nicht wieder in der Nacht in unbekannten Gewässern herumkrebsen…. Nach der Verabschiedung von S+C muss ich aus der Bucht von Fethiye hinaus Motoren – dabei eine große Schildkröte gesichtet. Vielleicht war es das Monstertier, welches S+C gesehen haben. Ich bin vorsichtig hingefahren, aber das schlaue Tier ist leider abgetaucht, daher kann ich keine Angaben über seine Größe machen. Ziemlich viel Dreck schwimmt in der abgeschlossenen Bucht herum, da der Wasseraustausch ziemlich gering sein dürfte und von der betriebsamen Werft einiges herangeschwommen kommt…Nach dem Runden des Kaps der großen Bucht von Fethiye dreht der Wind, um die 15 - 20 Knoten achterlichen Wind treiben mich rasch vorwärts. Wäre ja an sich kein Problem, der Autopilot war aber bald überfordert, da die Wellen, welche von achtern angerauscht kamen, unangenehme Höhen erreichten. Stundenlang hatte ich alle Hände voll zu tun, da das Wellenbild uneinheitlich war und ich höllisch aufpassen musste, um keine Patenthalse zu fabrizieren. Für einen „Butterfly“ ging es sich nicht ganz aus, die Fock kam aber in die Abdeckung des Groß, war daher wirkungslos und fing an zu schlagen. Ich rollte sie weg, fierte das Groß ganz auf und sicherte es mit einem Bullenstander. An sich richtig, nur einmal warf mich so eine Querläuferwelle komplett aus der Bahn, dann war urplötzlich der Teufel los. Das Segel bekam den Wind von der verkehrten Seite, der Baum wollte blitzartig umschlagen, wurde aber vom Bullenstander (für das habe ich in ja schließlich gesetzt…) wirkungsvoll daran gehindert. Nur hat es zwischenzeitlich so stark aufgefrischt, dass ich den Stander nicht mehr Loswerfen konnte, der Druck darauf war einfach zu groß. Quer zu den Wellen liegend war es alles andere als ein Vergnügen, die Sache zu klarieren. In der Kajüte nahm alles nicht gesicherte schlagartig eine stabile Seitenlage ein – ich weiß ja, warum ich keine Glasflaschen an Bord dulde… Ich bekam Sandpiper mit dem backstehenden Segel weder durch den Wind, noch konnte ich vor den Wind abfallen. Ich bin faktisch unabsichtlich ohne Beidrehen Beigelegen, nur waren für so ein Manöver die Wellen eindeutig zu hoch. Nur unter Motoreinsatz gelang es mir, den Bug wieder vor den Wind zu bringen. Nach dem Schreck holte ich das Groß nieder und rollte die Fock aus, das Verhalten des Schiffes wurde dadurch schlagartig angenehmer. Die Konstruktion meines Bullenstanders muss ich in einer ruhigen Minute wohl neu überdenken - so etwas darf nicht noch einmal passieren, das hätte ins Auge gehen können. Die Landschaft veränderte ihr Gesicht, die Vegetation wurde spärlicher, die Küste unwirtlicher. Im Hintergrund schneebedeckte Berge, bis 2100 m hoch aufragend. Richtig abenteuerlich wurde es wieder vor der Flussmündung des Esen Cayi (in der Antike Xanthos, „der Gelbe“), als das Wasser schlagartig und wie mit einem Lineal gezogen von Dunkelblau auf Türkisgrün wechselte - es war direkt gespenstisch anzusehen, dieser urplötzliche Farbwechsel. Ebenso schnell stieg der Meeresboden an.…. Obwohl ich weiträumig Abstand zum Ufer gehalten habe, war die abrupte Tiefenänderung sofort an einem chaotischen und verstärkten Wellenbild spürbar – das Rudergehen wurde schön langsam mühsam, es wurde immer schwieriger, Sandpiper am Querschlagen zu hindern – mein lautstarkes Fluchen half leider auch nichts….. Glücklich in der Bucht von Kalkan angekommen legte ich mich nicht in den Hafen, sondern ging in die westlich gelegene Ankerbucht Yesilköy Limani, die vor dem zurzeit herrschenden Westwind gut geschützt ist. Stellenweise ist Sandpiper geflogen. 7 – 8 Knoten (laut GPS) im Wellensurf waren keine Ausnahmeerscheinung. Nach den 42 sm war ich allerdings ganz schön geschlaucht. Den ganzen Tag strahlte die Sonne von einem wolkenlos blauen Himmel, es war ein herrlicher Segeltag mit all seinen Höhen und Tiefen. Endlich konnte Sandpiper wieder einmal zeigen, was in ihr steckt.
Eine dreimastige (!!!) Gulet liegt in der Bucht, ein Marinero von ihr kommt mit einem Schlauboot an mein Schiff heran und erkundigt sich nach den Bedingungen draußen. Sie wollten auslaufen, ließen es aber nach meinen Schilderungen dann doch bleiben.
Überraschenderweise habe ich hier (mit meiner Spezialantenne) halbwegs guten Internetempfang, obwohl die Ortschaft rund eine Meile entfernt ist. Verstehe das wer will….
Etwas Schwell steht in die Bucht herein, es ist eher mehr Dünung, die mich angenehm ermattet ins Land der Träume trägt…
Etmal: 42sm, Position: N 36° 15,63’ / E 029° 22,14’