Aus der angenehmen Dünung wurde in der Nacht ziemlich unangenehmer Schwell, das Schwert klappert, die Gläser klirren und Sandpiper schaukelt, als wenn es um ihr Leben ginge. Warum sich das Schiff nicht in den Wind dreht, sondern immer quer zur Welle legt ist mir nach wie vor ein Rätsel. Ich breche zeitlich auf, die Wellen in der Bucht haben ganz schön zugelegt, ich bin froh, dass ich von hier wegkomme. Allerdings muss ich die ganze Bucht von Kalkan hinausmotoren, der Wind steht genau herein. Als ich endlich die Segel setzen kann zieht ein Gewitter auf, das sich gewaschen hat. Die schwarze Regenwand kommt rasch näher, vor der ersten Böe hole ich noch die Fock runter, bei viel Wind fange ich mir gar nichts mehr mit dem Einrollen an, denn meiner Rolleinrichtung traue ich nicht mehr ganz – und nochmals möchte ich nicht so eine Eieruhr wie vor der Insel Paros fabrizieren. Die Gewitterwolken fangen sich am Gebirge, die Sicht wird ziemlich schlecht. An sich alles kein Problem, ich habe die Segelgrößen den herrschenden und zu erwartenden Bedingungen rechtzeitig angepasst, habe ausreichend gefrühstückt, bin in meinen Schwerwetteranzug geschlüpft und bin guter Dinge, trotz des Regens. Das Problem ist, ich muss unter Segel zwischen einigen kleinen Inseln durch und an zwei Riffen vorbei, wovon eines überhaupt nicht und das Andere „eventuell“ gekennzeichnet ist. Kommentar auf der Seekarte: “Tonne liegt nicht immer aus“ Na bravo, wieder einmal ein positiver Beitrag zur Sicherheit auf See, oder wie??? Bei diesen Sichtbedingungen kommt natürlich Spannung auf, noch dazu bin ich Brillenträger, die angeregneten Brillengläser machen die Sicht natürlich auch nicht klarer. Fluchen, bin ich draufgekommen, bringt allerdings in solchen Situationen auch nicht viel… Nachdem die Front durchgezogen ist, ich meine Brillen wieder geputzt habe, ergo wieder etwas sehe, trifft mich fast der Schlag: Dort, zwischen den beiden kleinen Inselchen, wo ich vor einer Viertelstunde noch gesegelt bin, steht, drohend in den Himmel ragend, eine Wasserhose!!! Es wird Zeit für meine Krise…... Ich versuche den Kurs der unheimlichen Erscheinung festzustellen, um im Falle ihres Näherkommens im rechten Winkel ausweichen zu können. Blöd, wenn man segelt und Riffe in der Nähe sind. Das Ding bewegt sich aber auf eine der kleinen Inseln zu und bei Erreichen derselben löst es sich quasi auf, der Rüssel verschwindet mit anmutigen Bewegungen gen Himmel und geht dann in einer Regenwolke auf. Ich bin richtig baff über diese noch nie gesehene Erscheinung.

Bei Kas lege ich mich erstmals in die Ankerbucht, in der ist mir aber zu viel Schwell, daher verlege ich mich in den Hafen. Das Anlegemanöver mit Heckanker muss ich zweimal fahren, da ich etwas zu früh den Gang rausgenommen habe und zwei Meter vor der Kaimauer „verhungere“. Ich stehe am Bug, bereit zum Springen, die Vorleine in der Hand, und dann das…. Eine helfende Hand fehlt mir bei Anlegemanövern dieser Art schon sehr. Einen zweiten Heckanker (Aluminium) habe ich dann mit dem Schlaucherl ausgebracht, da der Wind seitlich kommt und Sandpiper etwas schräg liegt. Zum ersten Mal interessiert sich der Zoll für mich, er hat geglaubt ich komme von der griechischen Insel gleich gegenüber. Er hat aber nur meine Papiere angeschaut, sonst nichts.
So ein Typ dreht mir im Hafen mit einem blöden „Tierfutter“ Schmäh eine wertlose Plakette an. Die hänge ich mir zur Warnung gut sichtbar ins Schiff, damit ich nicht noch mal auf so was hereinfalle.
Im Hafen gibt es Duschen für 6 Lira, das sind knapp 3 €. Das ist zwar keine Okassion, aber was soll’s. Weil ich so schön sauber und adrett bin und gerade beim Geldausgeben bin, gehe ich ins beste Restaurant am Hafen und leiste mir, zum ersten Mal in meinem Leben, einen Schwertfisch. Ich kann nur sagen: Lecker!!! Die Fischsuppe war zwar nichts besonderes, das Ambiente und das Service waren aber sehr gut. Der Preis? 30 Lira – das war der Abend locker wert. Dabei habe ich mir gleich den Internetcode des Restaurants besorgt, den ich dann am Schiff weiter benutze.