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Mittwoch, 8. April 2009

Die Nacht war halb so wild, gegen Morgen aber dreht der Wind auf N/NO und eine unangenehme Dünung steht genau in die Bucht herein – Sandpiper legt sich, eigentlich wie immer, quer zu den Wellen. Um acht wird mir die Schaukelei zu unangenehm, ich haue ab. Gerade noch rechtzeitig, den der Wind legt wieder zu. Eine unangenehme Fahrt, genau gegen Wind und Welle beginnt, leider unter Maschine. Ein bisschen Regen muss natürlich auch dabei sein…. Endlich aus der Bucht heraußen wird das Wellenbild chaotisch, die herrschende Windrichtung lässt sich durch die vielen Winddreher nicht richtig bestimmen. Ich probiere es trotzdem: Ich berge die Genua und ziehe die Fock auf – eine unangenehme Arbeit auf dem nassen Vordeck, das bei dem Wellengang anständig bockt, binde das erste Reff ein und – ich komme nicht vom Fleck! Das gibt’s doch gar nicht, während ich wie ein Klammeraffe auf dem Deck herumgeturnt bin, ist der Wind ganz einfach eingeschlafen! Die ganze Arbeit umsonst! Leise Flüche vor mich hin murmelnd berge ich nun die Fock und ziehe die Genua auf, schüttle das Reff aus dem Groß und – wieder nichts…... So dümple ich eine gute Stunde auf dem bewegten Meer herum, lasse mich kräftig durchschaukeln und die schlagenden Segel um die Ohren hauen. Es nützt nichts, so ist kein Weiterkommen möglich. Also alle Tücher wieder runter, Maschine an, Kurs der Küste entlang, nun Richtung Norden. Eine herrliche Bergkulisse zieht an mir vorüber, dominiert vom schneebedeckten „lykischen Olymp“, den Tahtalidagi – beeindruckende 2366m hoch. Sogar eine Drahtseilbahn führt zu seinem Gipfel hinauf.


Durch den relativ hohen Wellengang kann ich aber leider keine der hübschen Buchten besuchen. Als ich an einer die Gegend verschandelnde Hotellandschaft vorbeifahre, versuche ich mein Glück, hänge meine Spezialantenne in den Mast und siehe da, ich habe guten Empfang! In voller Fahrt lade ich mir schnell aus dem Internet die aktuellen Gribfiles (Wetterdaten) herunter, meine Mailbox ist leider (wieder einmal…) leer. Bin ich eigentlich der Einzige, der Mails versendet, oder wie?
So schön die schroffe Berglandschaft auch anzusehen ist, sie hat auch Nachteile: Da die Berge (teilweise) noch schneebedeckt sind pfeift ein eiskalter Wind von ihnen herunter, die Fallwinde sind auch nicht zu verachten und an den Gipfeln verhängen sich die Wolken.
Ich motore bis zum traumhaften Ankerplatz Phaselis hoch, der in einem Nationalpark liegt. Dies war in der Antike der Haupthafen der lykischen Ostküste. Dieser Platz ist vor den herrschenden Wetterbedingungen ganz gut geschützt, die gefährlichen Klippen und versunkenen Kaianlagen in der Einfahrt sind im Handbuch gut beschrieben. Das Wetter wird schön, ich verbringe einen gemütlichen Nachmittag an Bord, gehe trotz des kalten Wassers Schnorcheln und lasse mir dann bei einem guten Kaffee die Sonne auf den Pelz brennen, mit einem traumhaften Panoramablick auf die umliegende Berglandschaft und sattgrüne Pinienwälder.


Die paar (Eintritt zahlenden?) Touristen treibt man mit Wachpersonal, welches mit Pfeiferln „bewaffnet“ ist, um 17:30 Ortszeit vom Strand weg und aus dem Nationalpark hinaus. Zurück bleiben nur ein paar Fischer, die diese geschützte Ecke für ihre zerbrechlichen Nachen als Schutzhafen nutzen und ich. Nun herrscht Ruhe, langsam kommt die Dämmerung heran, hie und da flammen zögerlich einige Lichter auf, der Vollmond steigt über die Pinien empor, ein Nachtvogel schreit. Sandpiper wiegt sich sanft – wir haben es wieder einmal geschafft.



Etmal: 19sm, Position: N 36° 31,37’ / E 030° 33,00’