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Montag, 13. April 2009

Side / Selimiye

Trotz der ungeschützten Lage war es eine ruhige Nacht, der Schwell ging in eine eher sanfte Dünung über. Ein herrlicher Segeltag beginnt. Der Morgentau hielt sich diesmal besonders lange. Es schien zwar den ganzen Tag über die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, es blieb aber dunstig, die Fernsicht war eingeschränkt. Zuerst ganz zaghaft beginnend, steigerte sich der Wind den ganzen Tag über kontinuierlich bis zur Idealbedingung: 10 Knoten raumschots, nur kleine, kurze Wellen. Sandpiper flog nur so dahin. Ich nahm dem Autopiloten die Arbeit ab, denn bei diesen Bedingungen kann ich besser als er Höhe laufen – sagt zumindest mein GPS. Am späteren Nachmittag musste ich dann zu kreuzen beginnen. Bei diesen Verhältnissen machte es aber auch mit einem Kielschwerter viel Spaß!! Ich war so was von Happy!! Zweimal suchten kleine Vögel, leider konnte ich sie nicht bestimmen, erschöpft Schutz und Rast bei mir an Bord. Einer machte es sich sogar eine zeitlang in der Kajüte gemütlich. Ich erzählte ihnen, dass das Schiff einen Vogelnamen trage, deshalb faktisch mit ihnen verwandt sei und sie hier bei mir nichts zu befürchten hätten. Fast hatte ich das Gefühl, sie hätten verstanden, was ich meinte….
Ich kreuzte bis Selimiye, dem antiken Side, hoch. In dem fast leeren Hafen halfen mir zwei freundliche Türken beim Anlegen.

Hafen Side, Blick nach Westen:


Hafen Side, Blick nach Norden, Sandpiper fast nicht zu sehen:


Hafen Side, Blick nach Osten:


Das Erstaunliche daran war, dass sie kein Geld dafür annahmen. Am Heckanker habe ich nun einen fünf Meter langen Kettenvorlauf angeschäkelt. Ich hoffe stark, damit dessen Haltevermögen in Verbindung mit der „Ankerolina“ verbessert zu haben. Das Handling hat sich dadurch naturgemäß etwas verschlechtert. Ich bin das einzige fremde Schiff im Hafen, faktisch eine Sensation. So oft ist Sandpiper noch nie fotografiert worden. Die Stadt selbst stellte sich sehr schnell als Touristenfalle heraus. Hier wird in Euro statt in Lira gerechnet, bei entsprechendem Mörderkurs selbstverständlich. Die Preise sind fast doppelt so hoch wie üblich. Der Hafen ist mit Kameras abgesichert, wegen der immer noch Bombenlegenden Kurden. Auch bewaffnete, polizeiartig uniformierte, gehen regelmäßig Patrouille. Am Abend leiste ich mir den Luxus und lasse mir in einem feinen Lokal eine Dorade servieren. 17 Teuros sind zwar nicht schwach, aber man(n) gönnt sich ja sonst nichts….
Es ist heiß, ich sitze im Cockpit und schreibe bei Kerzenlicht mein Tagebuch. Da beginnt es in meiner Nähe zu Rauschen, ein Kanal wurde geöffnet und fast zwei Stunden lang ergießt sich eine undefinierbare, (fast…) geruchslose Brühe ins Hafenbecken. Wahrscheinlich, damit die Touristen das am Tag nicht zu sehen bekommen…

Etmal: 18sm, Position: N 36° 45,94’ / E 031° 23,13’