Ich durchsuche die Stadt nach einem halbwegs anständigen Lebensmittelgeschäft, werde aber nicht fündig. Mit meinem praktischen Wägelchen remple ich (unabsichtlich) einen Tunesier an, wir kommen ins Gespräch, da er gut Deutsch spricht. Er hat in Graz gearbeitet und freut sich, einen Österreicher zu treffen. Mohammed (wie originell…) mutiert schlagartig zu meinem Führer, verbringt den halben Tag mit mir. So komme ich zu einem Supermarkt und zu einem anständigen Angelzeug – das Alte schenke ich ihm, er kann’s gebrauchen. Dann zeigt er mir die Stätten, die ich nach meinen bisherigen Erfahrungen mit diesem Land tunlichst gemieden habe: Die Medina und den alten Bazar. Hier wandelt sich mein Zorn in Mitleid. Wie armselig und mühselig hier die Menschen dentieren und hausen kann ich mit Worten nicht beschreiben. Er zeigt mir stolz einige Kleinst – Gewerbebetriebe, schmutzige Löcher mit einer Maschinenausstattung aus dem vorigen Jahrhundert, dazwischen magere Hühner und Katzen. Jeder österreichische Gewerbe - Kontrolleur würde hier den Glauben an die Menschheit verlieren…Zum Abschied küsst er mich nach arabischer Sitte auf beide Wangen und schnorrt mich um Geld an. Ihm gebe ich es gerne, denn er hat sich’s ehrlich verdient. So werde ich meine letzten Dinare sinnvoll los - die Liegegebühr kann ich in Euro bezahlen.
Ich klariere aus, der Beamte wird mir dann den Pass mit dem Ausreisestempel persönlich an Bord bringen. Was das bedeutet weiß ich schon - „Bakschisch“. Die letzten Worte des tunesischen Beamten sind ein ehrloses Gejammere, warum ich ihm den nicht mehr gebe…
In allen Häfen, die ich in Tunesien angelaufen bin, wurde ich von den amtierenden Beamten zur Zahlung von „Bakschisch“ genötigt, immer mit der Drohung im Hintergrund, sonst würde die Prozedur seeeehr lange dauern, sie würden das Schiff „leider“ kontrollieren müssen, oder sie wären meine „Guards“, etc. Leute, ihr seid keine Beamten sondern uniformiertes Gesindel und eine Schande für euer Land.
Ich gurke bei drehenden Winden hoch zum Cap Blanc, dann drückt mich der Wind wieder westwärts, in Sichtweite des nördlichsten Festlandpunktes von Tunesien, Ras Ben Sekka, kann ich mich dann endlich von der Küste lösen und Richtung Norden segeln. Tunesien, du siehst mich nie wieder!
Es wird eine elende Gurkerei – es geht nichts weiter. Ich habe mich wieder einmal auf den Wetterbericht verlassen, der komplett anders lautete als die Wetterbedingungen, die ich nun vorfinde. Was soll’s, nur weg von hier…
Anfangs viel Großschifffahrt von West nach Ost, gegen Abend wird es ruhiger.