In der Nacht frischt es wieder auf, noch dazu aus der richtigen Richtung! Endlich kann ich Strecke machen! Der Traveller steht schon ganz in Lee, die Schot habe ich etwas gefiert um den Twist zu vergrößern und dadurch etwas Druck aus dem Segel zu bekommen, der Unterliekstrecker und die Achterstage (ich fahre ja von denen zwei) sind voll durchgesetzt, aber es nützt nichts, Sandpiper wird zu luvgierig, der Autopilot schlägt an seiner Endposition an. Um drei Uhr muss ich aufs klitschnasse Vordeck und ein Reff einbinden. Keine angenehme Situation, aber außer mir ist ja niemand da, der diese Arbeit erledigen würde.
Erstaunlicherweise ist hier kein Verkehr, obwohl mich die Italiener in Bizerta davor gewarnt haben.
Ich baue eine Patenthalse, dabei fange ich mir meine eigene Angelschnur in den Propeller – den muss ich also abbauen und von dieser Schnur befreien, bevor sie den Simmering zerstört und Wasser ins Getriebe kommt.
Gegen Mittag kann ich dann endlich in den „Golfo de Teulada“, an der Südseite von Sardinien, einlaufen. Die wild – romantische Landschaft spricht mich gleich positiv an, viele schöne Schiffe sind unterwegs. Da in der hiesigen Marina keine Tankstelle ist, ich aber unter das Schiff tauchen muss, lege ich mich davor vor Anker. Hier ist das Wasser für Arbeiten am Unterwasserschiff nämlich wesentlich sauberer… Ich baue den Propeller ab, befreie ihn von der Angelschnur und organischen Ablagerungen. Die Gitter von den Kühlwassereintritten reinige ich auch sicherheitshalber, ebenso den ganzen Schaft des Motors, der schon wieder ziemlich bewachsen und mit Muscheln besetzt ist. Dann bekommt das ganze Unterwasserschiff eine Generalreinigung. Anschließend bin ich von der vielen Taucherei ziemlich geschlaucht, aber was sein muss, muss sein, außerdem ist das Wasser warm und klar, da macht die Arbeit Spaß. Die Zündkerzen des Motors reinige ich auch noch, dann ist Schluss für heute. Die Opferanoden gehören auch erneuert, wenn morgen kein Wind weht erledige ich das auch gleich.
Ich rudere an Land und flaniere durch die Marina. Hier gefällt es mir ausnehmend gut – das Areal ist gut angelegt und ziemlich gepflegt, viele große und schöne Segelschiffe liegen hier. Auch die umliegenden Strände sind schön und sauber. Eines muss man den Italienern lassen: Sie besitzen nicht nur Schiffe, sie bewegen diese auch. Mehr als die halbe Marina war den ganzen Tag leer, am Abend war es dann herrlich anzuschauen, wie ein Segelschiff nach dem anderen einlief.
So, und jetzt wieder einmal richtig ausschlafen. Lieber Wettergott, gib bitte heute Nacht Ruhe – Danke!
Für eine Strecke von rund 114sm musste ich 170sm absegeln…
Position: N 38°55,79’ / E 008°43,25’