Zeitig laufe ich aus, nur weg von hier! Bei der Hafenausfahrt dann eine „freudige“ Überraschung: Die „Garde Nationale“ jagt mir mit ihrem Schlaucherl nach und bedeutet mir stehen zu bleiben. Ich bin gerade beim Segelsetzen, da habe ich die größte Freude mit so was… Der Beamte meint, ich hätte mich gefälligst abzumelden, wenn ich wegfahre, ich versuche ihm zu erklären dass ich das schon gestern Abend gemacht hätte, was er mir wiederum nicht glaubt. Nach einigen Telefonaten wird meinen Angaben dann doch Glauben geschenkt und ich kann unbehelligt meiner Wege ziehen. Bei euch Dumpfbacken weiß offenbar die linke Arschbacke nicht was die rechte macht…
Bis Cap Bon geht’s „bergauf“, dann wird der Wind raumer. Ich kann bis Sidi D’aud, einem Fischerhafen, durchsegeln. Dort bekomme ich einen Platz in einer „Sackgasse“ als vierter in einem Päckchen zugewiesen. Beim Anlaufen des Liegeplatzes sträuben sich mir die Nackenhaare, da ich starken Rückenwind habe und kein Platz zum Manövrieren oder gar umdrehen ist. Wenn das Manöver schief geht knalle ich volley in die Steinmauer, da aufstoppen mit meinem Motor bei starkem Rückenwind ein Ding der Unmöglichkeit ist – aber alles ging gut! Der Hafen starrt vor Dreck und Gerümpel. Ich suche mit meinem Mistsackerl einen Mülleimer, kann aber keinen finden. War auch nicht möglich, da die Müllentsorgung hier so funktioniert: Etwas abseits, aber inmitten anderer Gebäude steht ein halbverfallenes ohne Dach. Dort beim Tor hinein werden die Müllsäcke und der andere Abfall geworfen, von Zeit zu Zeit wird das Ganze dann angezündet – ich bin wieder einmal baff. Gerhard, ich glaube du musst noch viel lernen...
Wieder beginnt ein umständliches Anmelde - Prozedere, fast so ausführlich wie das Einklarieren. Das kann doch nicht wahr sein, wird das in jedem Hafen so sein? Die Diensthabenden Beamten bejahen meine Frage mit einem ernsten Kopfnicken. Na bravo… Die selben Beamten beteuern dann immer wieder, dass sie meine „Guards“ seien und auf mich aufpassen werden. Am Abend kommen dann meine „Guards“, immerhin offizielle Ordnungshüter in Uniform, und schnorren mich kaltblütig für ihren Schutz an. Ich bin Stinkesauer, überlege, ob ich nicht direkt von hier nach Sardinien raufsegeln soll. Dieses scheinheilige Freundlichsein und pausenlose Handaufhalten geht mir schon so gewaltig auf den Geist, ich kann es gar nicht sagen. Das ganze Land wird mir dadurch vermiest.
Für eine Strecke von 27sm musste ich 36sm absegeln.
Etmal: 36sm, Position: N 37°01,21’ / E 010°54,55’