Genau bei Sonnenaufgang starte ich den Wettlauf mit der Sonne Richtung Westen: Zu Mittag hat sie mich leider bereits eingeholt….
Es wird ein herrlicher Segeltag mit halben, teils leicht vorlichem Wind, wir erreichen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,5 Knoten – über eine Strecke von 56sm, wohlgemerkt!
Der Einklarierungshafen Kelibia übertrifft alles Bisherige bei weitem. Es ist ein reiner Fischereihafen, er ist dreckig dass einer Sau graust und es stinkt gotterbärmlich nach Kanal, ausgeflossenem Dieselkraftstoff und toten Tieren. An einem Steg liegen die Yachten zusammengepfercht, Franzosen, Italiener und ein Engländer. In welchem Erdteil sich die Deutschen verstecken werde ich schon noch herausbekommen… Die Yachten liegen im Päckchen bis zu sechst!! Ohne Anker, nur das erste Schiff ist an der Mole verheftet. Wenn da in der Nacht Wind aufkommt gibt es Action pur… Ich finde keinen Platz, drehe verkehrsbehindernd meine Runden und warte bis jemand auf mich aufmerksam wird – schließlich habe ich ja die Flagge „Q“ unter der Nationalen gesetzt. Denkste, niemand kümmert sich um mich. Mir reichts schön langsam, also lege ich dort an, wo „National Garde“ steht. Das wirkt sofort. Fünf Minuten später ist der erste Gschaftlhuber zur Stelle und will mich vertreiben. Ich versuche ihm höflich zu erklären, dass ich hier bleiben werde, bis sich einer von den Offiziellen um mich kümmert. Daraufhin will er von mir zwei Euro haben. Mein „Du kannst mich mal am…“ versteht er zwar nicht, deutet meinen Tonfall aber richtig und verzieht sich. Auf einem altersschwachen Moped kommt dann der erste „Beamte“ und weist mir einen Platz als vierten in einem Päckchen zu. Die Einklarierungszeremonie selbst ist dann ein Kasperltheater mit zwei Möchtegernbeamten. Zu dritt zwängen wir uns in Sandpiper, es ist brütend heiß, eine unangenehme Situation für mich. Die Beiden hätten gerne was zu trinken, „Vino rosso“, wenn’s geht! Da habt ihr euch getäuscht, Freunde! Sie kriegen ein Glas Fruchtsaft, mehr gibt’s bei mir nicht. Zum Schluss nehmen sie mir dann noch zwanzig Euro ab, ohne Rechnung, versteht sich. „Damit sind alle Kosten gedeckt“. Ich glaube, ich wurde etwas beschissen. Mein erster Eindruck von Tunesien ist daher der denkbar schlechteste. Noch dazu ist die ganze Nacht über Lärm, irgendein Fischerboot hat immer seinen nicht gerade leisen Motor laufen, läuft ein oder aus.
Etmal: 56sm, Position: N 36°50,03’ / E 011°06,77’