So, jetzt geht es aber wieder los! Über 800 abgesegelte Seemeilen in der kroatischen Adria müssen reichen. Ich komme mir ja schon wie ein Postdampfer vor - Küste rauf, Küste runter.
Liebe Menschen haben mich besucht oder mit mir ihren Urlaub verbracht: In charmanter Begleitung besuchte ich u.a. die schönen alten Städte Trogir und Starigrad, die Inseln Solta, Brac und Hvar, wobei wir bei der Einsiedelei Blaca auf Brac leider vor verschlossenen Türen standen – trotzdem war der Besuch dort ein einmaliges Erlebnis, da die Blacaschlucht eine herrliche Naturkulisse abgibt. Mit meinem Bruder Hermann machte ich Sibenik, Murter und die Kornaten mit herrlichen Segelschlägen unsicher, wobei er sich meine Hochachtung errang, da er stundenlang, und das mit wachsender Begeisterung, die Pinne führte – bei jedem Wetter. Ihm zu Ehren habe ich meinen Autopiloten „eiserner Hermann“ getauft. Mit Freund Gerhard segelte ich gemeinsam in der herrlichen dalmatinischen Inselwelt umher, wir genossen kroatische Gastfreundschaft in den Kornaten bei Dragomir und kämpften gemeinsam gegen ausbeuterische Liegeplatzkassierer(innen). Freund Reinhard und Brigitte besuchte ich auf verschiedenen Campingplätzen, mit Toni fachsimpelte ich auf Solta und in Murter – kurz gesagt, es war eine herrliche Zeit!
Jetzt kenne ich mein neues Schiff gut genug, um wieder auf „große Reise“ zu gehen. Ausgerüstet ist es nun schon ganz gut, z.B. mit Solaranlage, Windgenerator, Radaranlage, Badeplattform u.s.w. Dazu muss ich meinem Bruder Hermann einmal großen Dank aussprechen, der mich ohne zu murren brav zu den verschiedenen Yachtzubehörhändlern chauffierte und mit mir ob deren teilweisen Unvermögen litt… Ich bin zwar noch nicht ganz zufrieden mit dem Stand der Ausrüstung, aber „für den Anfang“ muss es so auch reichen.
Ich hoffe auch, dass meine alte „Mannschaft“ wieder mit dabei Ist: Mein Schutzengerl, der Klabautermann und mein charmanter „blinder Passagier“, der mir so oft aufmunternd zur Seite gestanden ist…
Ich starte um 08:00 bei herrlichem Wetter von der Insel Brac, der Bucht Smrka (beim rosa Haus), weg: N 43° 17,50’ / E 016° 29,70’
Verabschiedet werde ich ganz herzlich von Jarmil und Eva aus Brünn (Brno), die mich auch noch mit Lebensmittel versorgen – vielen Dank dafür! (Mit Jarmil verbindet mich die Befreiung eines Schafbockes aus einem Dornenbusch, in dem er sich mit seinem langen Fell unlösbar verheddert hatte und dort dem sicheren Tod geweiht war. Das war übrigens das zweite Mal, in charmanter Begleitung gelang mir so eine Befreiung schon einmal. Zum Glück habe ich immer ein Messer bei mir. Wenn diese doofen Tiere nur nicht immer versuchen würden, mich mit ihren Hörnern zu boxen…)
Ich werde gleich bis Griechenland durchsegeln, denn auf Montenegro und Albanien habe ich alleine absolut keinen Bock, und die italienische (= apulische) Küste möchte ich mir nicht noch einmal geben, die hat mir nämlich überhaupt nicht gefallen.
Das werden wohl wieder einmal lange Seemeilen. Bis zur Insel Hvar rüber klappt alles, dann kommt urplötzlich Starkwind auf – gerade als mir eine Schule von Delfinen entgegenkommt. Ich versuche unter Vollzeug die Westseite von Hvar zu runden, was mir aber nicht problemlos gelingt, da es mir den Schotschlitten aus der Steuerbordschiene reißt. So ein Mist! Offensichtlich ist die Stiftrasterung dort zu schwach ausgelegt. Also muss ich doch noch reffen…
Bei der Insel Lastovo vertelefoniere ich mein letztes kroatisches Telefonguthaben, verabschiede mich von Freunden und Verwandten. Mit achterlichen Wind, ausgebaumter Genua und Bullenstander geht es Richtung Süden. Vor knapp zwei Jahren, am 18.10.2008, verließ ich exakt an dieser Stelle ebenfalls Kroatien, brach zum ersten Teil meiner Reise mit „Sandpiper“ auf. Damals ging’s über die Adria hinüber nach Italien, der apulischen Küste entlang nach Süden und vor Otranto wieder quer über die Adria nach Errikousa, der ersten griechischen Insel im ionischen Meer.
Der Tag verabschiedet sich mit einem herrlichen Abendrot, der halbvolle Mond und die Venus als „Abendstern“ (obwohl eigentlich ein Planet…) begrüßten mich bei meiner ersten Nachtfahrt heuer. Gegen Morgen steigt schon das Sternbild „Orion“ über den Horizont, mir gut bekannt vom heimatlichen Sternenhimmel.
Es ist ganz wenig Verkehr, auf dem ganzen Weg begegnete ich nur drei Segelschiffen.
Nachtrag zu Kroatien:
In den Kornaten ließen wir (Hermann + ich) eine (ziemlich neue) 32er Bavaria und eine ältere 31er Moody so was von stehen, es war sagenhaft. Zwischen Murter und der Insel Vrgada forderte uns ein ca. 36 Fuß langes Schiff zum Zweikampf heraus. Das kannst Du haben, mein Freund! Zu dieser Zeit herrschte Starkwind, wir hatten das zweite Reff eingebunden und die Genua ziemlich eingerollt. Das andere Schiff war zwar schneller (klar, war ja auch größer...) aber „Najade“ konnte eine bessere Höhe laufen, was uns schließlich den alles entscheidenden Vorsprung und den „Sieg“ verschaffte. Es war zwar nur der Gewinn der „goldenen Ananas“, wie mein Bruder es nannte, aber es erfüllte uns doch mit einer gewissen Genugtuung… Noch dazu, wo Hermann den von mir vehement eingeforderten Spagat zwischen „schenk bloß keinen Millimeter Höhe her“ und „lass das Vorliek ja nicht einfallen“ mit bewundernswerter Gelassenheit zu erreichen versuchte.