Um 08:00 habe ich den südlichsten Festlandpunkt Italiens erreicht: Gleich nach Cap Spartivento. Vor knapp zwei Jahren kam ich schon einmal hier vorbei, damals ging der Schlag von der griechischen Insel Kefalonia aus. (Das war die wilde Überfahrt, die mein Autopilot leider nicht überlebte…).
Jetzt werde ich mir wo ein ruhiges Plätzchen suchen und einmal richtig ausschlafen. Dann werde ich schauen, ob ich endlich wo frische Lebensmittel bekomme, bevor sich Skorbut an Bord breit macht… Vorher muss ich aber noch einen Bankomaten finden, ich habe nur mehr „Kune“ – und die werden sie hier wohl nicht zur Bezahlung akzeptieren…
Leider wurde es nichts mit einem „ruhigen Plätzchen“. An der ganzen Südseite der kalabresischen Küste ist nicht ein halbwegs geschütztes Plätzchen, eine Bucht oder eine Mole zu finden. So muss ich bis Reggio Calabria hochmotoren. Wie lässt sich dieser Abschnitt Italiens am Besten beschreiben? Nun, die Landschaft ist wild - herb – schön, ein Mittelgebirge aus Löß, Sandkalkstein, vulkanischem Gestein und Asche schiebt sich bis an die Küste vor. Die Architektur der Küstensiedlungen steht der DDR – Plattenbautechnik in nichts nach – schrecklich. Gesichtslos, beliebig austauschbar.
Zahlreiche Ruinen aus längst vergangenen Zeiten zeugen von einer (ehemals) blühenden Kultur, ebenso zahlreiche Bauruinen und Industrieleichen der neueren Zeit von den jetzigen Problemen dieser Region.
Es frischt auf, ich kann mich nicht irgendwo vor Anker legen, ich muss in einen Hafen. Der von Reggio Calabria ist ein unschönes Bauwerk, dreckig und irgendwie verkommen. Außerdem finde ich kein Plätzchen für mein Schiff. Mich packt leise der Zorn an, ich setze die Segel und rausche hoch am Wind zwischen den zahlreichen Fähren hindurch quer über die Straße von Messina nach Sizilien rüber und laufe dort in den Hafen von Messina ein. In dieser engen und vielbefahrenen Schifffahrtsstraße ist der Bär los. Was da alles rumfährt ist sagenhaft.
In der Marina bekomme ich ein Plätzchen, lege aber ein Anlegemanöver hin, das der Sau graust. Reden wir lieber nicht davon… Meine Laune, eh schon nicht mehr die Beste, erreicht ihren Tiefpunkt als ich erfahre, was die Seeräuber mir für eine Nacht abnehmen: 70,- €!! Leute, das sind 1000,- Schillinge!! In diesem Betrag ist der Anteil des Wasser mit 10,-€ beziffert. Ihr habt sie ja nicht mehr alle!!
Am Abend stromere ich etwas durch die Stadt und stelle das Selbe fest wie vor knapp zwei Jahren mit „Sandpiper“ an der Ostküste Siziliens: Hier ist alles saudreckig, ungepflegt und teilmorbid.
Italien ist so wirklich nicht das Meine…
Etmal: 240sm Non – Stopp, Position: N 38° 11,99’ / E 015° 33,50’