Der Wind hat gedreht und bläst nun mit satten fünf Beaufort – es ist ein trockener Landwind in Kombination mit einem strahlend blauen Himmel. Sehr gut, da wird das Schiff innen schneller wieder trocken!
Ich verabschiede mich von Mathilde und Harry, die hier vor Alicante einige Tage mit ihren Gästen verbringen werden. Adios, ihr Beiden, es war schön, Euch kennen gelernt zu haben! Vielleicht sehen wir uns ja wieder einmal, wer weiß…
Beim Ankerauf – Manöver spricht die neue Automatik – Sicherung dreimal an, jedes Mal muss ich warten, bis das Thermoelement wieder abgekühlt ist. Ein unhaltbarer Zustand! Ein Ankermanöver muss (zumindest technisch…) schnell und reibungslos ablaufen, besonders bei Starkwind, Einhand und bei beengten Platzverhältnissen! Noch dazu bringt die Ankerkette eine Menge zähen, schwarzen Schlamm mit nach oben, der nach sofortigem und heftigem Pützen verlangt – na, der Tag fängt ja gut an…
Sicherheitshalber habe ich noch vor der Abfahrt beide Reffs eingebunden, was sich als ziemlich clevere Tat herausstellt, denn draußen weht es dann noch mehr. Übermütig, wie ich es manchmal bin, rolle ich die Genua ganz aus und freue mich riesig, weil auf dem Speedometer eine Zeitlang 7+ steht. Irre!! Dass Übermut selten gut tut zeigt mir kurze Zeit später eine Böe, die den armen Autopiloten und den dummen Nachwuchsskipper eiskalt erwischt. Wir luven so stark an, dass wir im Wind stehen bleiben. Ich versuche, einen Teil der Genua einzurollen und da passiert genau das, von dem ich hoffte, dass es mit dieser Rollreffanlage nicht passieren würde: Die Reffleine hat sich in sich auf der Refftrommel verklemmt, ich kann das Vorsegel nicht wegrollen. Ich versuche mit einem Marlspiker den Schaden zu beheben, bei den schlagenden Schoten und dem flatternden Segel keine lustige Arbeit. In einer Welle, haltsuchend, geht mir das Werkzeug über Bord – ich bin sauer (auf mich selber…) Mit Hilfe eines größeren Schraubendrehers werde ich dann der Situation doch Herr, passe die Segelfläche (wie es sich gehört…) endlich den herrschenden Windverhältnissen an und erfreue mich eines herrlichen Segeltages.
Nach 41sm, 2sm vor dem markanten Kap „Cabo de Palos“ schläft der Wind so plötzlich ein, als wenn jemand einen Schalter umgelegt hätte, nur um fünf Minuten später aus der Entgegengesetzten Richtung wieder heftig aufzufrischen. Ich habe aber eh genug für heute, bis Cartagena ist auch kein vernünftiger Ankerplatz mehr, also motore ich das letzte Stück zum Kap und lege mich im Lee desselben vor Anker.
In der Nacht umgibt mich eine beeindruckende Kulisse: Der mächtige Leuchtturm auf dem Kap mit seiner Höhe von 81m sendet sein wegweisendes Licht durch die Dunkelheit...
...das Lichtermeer der Hotelburgen auf dieser Seite des Kaps mit seinem unendlich langen Sandstrand...
...und dem dahinter liegendem „Mar Menor“ (einer fast gänzlich vom Meer abgetrennten, max. 7m tiefen, großen und geschützten Lagune, eigentlich schon ein Salzwassersee) reicht genauso unendlich, auf der anderen Seite des Kaps beginnt eine unwegsame, raue und steile Felsenküste, hinter mir das weite Meer, dazu der volle Mond – ich genieße diesen Anblick!
Übrigens: Ich liege hier im Schutze dieser Landzunge faktisch vis a vis von jener Bucht, wo mir damals mit „Sandpiper“ der Wassereinbruch durch die Wellen über das Hubdach passierte, was ja schlussendlich zum Verkauf von „Sandpiper“ und zum Kauf von „Najade“ führte.
Hoffentlich liege ich diesmal besser…
Etmal: 43sm, Position: N 37°38,20’ / W 000° 41,80’