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Dienstag, 5. Oktober 2010

Die Götter und ich

Es weht ein Hauch von Levante, ich bezahle und laufe aus – mit dem Erfolg, dass ich nach einer halben Stunde in einer totalen Flaute hängen bleibe. Ich hadere mit den zuständigen Göttern, denen ich doch regelmäßig Opfergaben darbringe! Keinen schnöden Alkohol, wie sie ihn normalerweise von den anderen Seglern, lieblos ins Meer geschüttet, bekommen, sondern edles Metall in Form von Schrauben, Beilagscheiben und Schäkeln, sogar einen Marlspiker, alles aus bestem Edelstahl, habe ich ihnen dargebracht! Zum Dank dafür kann ich hier nun rumdümpeln… Ich nehme den Kampf auf, werfe den Motor nicht an, sondern verziehe mich mit spannender Lektüre aufs Vorschiff in die Sonne. So treiben wir den ganzen lieben Tag mit leise flappenden Segeln der spanischen Küste entlang – gerade mal 11sm. Bei Sonnenuntergang steuere ich zur Küste zurück und lege mich einfach in freier Wildbahn vor Anker. Ist alles ein endloser Sandstrand hier, ein gut haltender Ankergrund.
Am Abend kommt dann eine Navtex – Meldung rein, die bei mir wie eine Faust in die Magengrube einschlägt:

„SEARCH AND RESCUE NR/ESTF9169/10 IMPORTANT SPANISH SOUTH COAST MAN OVERBOARD BETWEEN THE TRACKLINE 36 39N 004 24W AND 36 15N 004 54W. ALL VESSELS ARE REQUEST TO KEEP A SHARP LOOKOUT AND TO INFORM THE COASTAL RADIO STATION OR TARIFA TRAFFIC OF ANY SIGHTING”

Ein Albtraum ist (wieder einmal) Realität geworden - ein Mensch ist über Bord gegangen, treibt nun im Wasser und kämpft um sein Leben. Und dass in meiner Nähe, etwa 10 bis 20 Meilen entfernt, ohne das ich helfen könnte. Ich ging an Deck, richtete meinen Blick in den Sternenhimmel und betete, dass man ihn lebend finden möge. Das habe ich schon lange nicht mehr getan…

…und noch 64 Meilen bis Gibraltar…

Etmal: 11sm, Position: N 36°42,50’ / W 004° 15,50’