Vielleicht hätte ich doch an dem von mir ausgewählten Platz bleiben sollen, den am Vormittag, der Wind hat kräftig zugelegt, beginnt mein Anker zu slippen – obwohl ich ihn mit 2200 Touren eingefahren, 30 Meter Kette gesteckt habe und die Wassertiefe gerade mal fünf Meter beträgt! Zum Glück ist der Weg nach hinten frei, so treiben wir, ohne mit jemanden zu kollidieren, bis knapp vor ein Feld von Kleinwasserfahrzeugen, wo sich der Anker irgendwo fängt. Beim Vorbeidriften an einem Katamaran (der hatte anstelle des Mastens eine Fernsehantenne…) ruft mir dessen Skipper noch zu, dass hier der Ankergrund aus runden Steinen besteht und deshalb schlecht hält. Ach wirklich? Das wäre mir fast nicht aufgefallen!! Ich nutze die Gunst des Augenblickes und versuche den Zweitanker (meinen guten alten Plattenanker mit 40m Bleiankerleine) zu setzen, was bei Starkwind mit meinem unmotorisierten Mini - Schlaucherl eine fast unlösbare Aufgabe gewesen wäre. Doch Rettung nahte in Gestalt eines netten Schweizers, der mit seinem (motorisierten) Schlaucherl längsseits kommt und mir den Zweitanker ausbringt. Zusätzlich verhefte ich mich mit seiner Hilfe noch an zwei zweifelhaften Bojen, aber besser als gar nichts sind sie allemal. Der mastlose Katamaranskipper bietet mir noch an, sich im Notfall bei ihm anzuhängen, da er an einer vertrauenswürdigen Mooringboje hänge. Somit wäre die Situation momentan halbwegs bereinigt, wenn nur unter dem Kiel etwas mehr Wasser wäre – dementsprechend angespannt verläuft der Rest des Tages, noch dazu wo ich gerade einen Psychothriller lese, zwischen dessen Seiten das Blut hervorquillt.
Gegen Abend lässt der Wind etwas nach, hoffentlich bleibt es die Nacht über so, denn heute hatte ich schon genug Stress.
Eigentlich habe ich kurzfristig die doppelte Arschkarte gezogen: Nicht nur, dass ich den sicheren Hafen von Caleta Del Sebo nach einer turbulenten Fahrt gegen den unsicheren Ankerplatz in Arrecifes Hafen eingetauscht habe, konnte ich das angestrebte Ziel, wessen dem ich ja eigentlich hierher gesegelt bin, nicht erreichen – ich ging ja nicht von Bord, um nach Ersatz für die gebrochenen Ankerplatten zu suchen, der Wind blies einfach zu heftig. Und morgen ist Sonntag, da haben sowieso alle Geschäfte zu…
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