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Dienstag, 30. November 2010

Arrecife

In der Nacht zog ein kräftiges Tief über uns hinweg, das Baro spielte verrückt und Najadchen fuhr die ganze Nacht zick – zack; aber die Anker hielten, es war halt nur ein bisschen unruhig in der Koje.
Am späten Vormittag beruhigt sich die Wettersituation, ich kann endlich an Land, meine Einkäufe tätigen. Ich bekomme zwar Ankerplatten für das Rigg, leider passen sie nicht… Ich klettere wieder in den Mast und spanne ihn seitlich in Höhe der Salinge mit zwei Leinen zur Unterstützung / Ersatz der Unterwanten ab. Eine der defekten Ankerplatten baue ich als Muster aus; dabei bemerke ich, dass sie nicht nur verbogen, sondern in der Mitte schon ganz auseinander gebrochenen ist - da haben wir ja noch mal Glück gehabt…
Am Abend möchte ich auslaufen und mache klar Schiff. Ich will endlich weg von hier, das Wetterfenster passt gerade. Beim Ankeraufholen merke ich das irgendetwas nicht stimmt, da sich die Winsch weit über Gebühr plagt. Da ich mich um dieses Problem kümmern muss, lege ich die bereits gelöste Bleiankerleine des sich noch am Meeresgrund befindlichen zweiten Ankers lose an Deck ab. Das war ein großer Fehler… Nachdem sich die Winsch immer mehr plagen muss unterstütze ich sie mit der Handkurbel – aus der Tiefe hole ich langsam einen schweren, verrosteten Anker mit angeschäkelter Kette empor, der sich mit meinem Anker verhakt hat. Kein Wunder, dass die arme Winsch das nicht alleine schaffen konnte! Was in diesem Dreckshafen alles am Grund herum liegt ist unwahrscheinlich! Zuerst der Jutesack und nun das! Jetzt muss ich mich eine Weile plagen, bis ich das Geraffel von meinem Anker runterkriege; zwischenzeitlich hat sich, von mir unbemerkt, die Bleiankerleine unerlaubterweise ins dreckige Hafenwasser vertschüsst und, wie es sich für eine gute Ankerleine nun mal gehört, unverzüglich Richtung Meeresgrund begeben… Tja, du Mister Superschlau, warum hast du das Ende nicht belegt, so wie es sich gehört?? Welche widrigen Umstände schiebst du denn diesmal als Ausrede vor, hä??
Ich stehe kurz vor einer Krise (hatten wir ja schon lange nicht mehr…), atme tief durch, versuche positiv zu denken und checke meine Möglichkeiten: Soll ich auslaufen, so tun als wenn nichts geschehen wäre und beim nächsten Yachtchandler für Ersatz des verloren gegangenen Ankergeschirrs sorgen? Oder soll ich diese Nacht noch hier bleiben und morgen danach tauchen – in dem dreckigen Hafenwasser wäre das die Suche nach der bekannten Stecknadel im Heuhaufen. Ob des kommenden seufzend fahre ich den noch verbliebenen Anker wieder ein und bleibe – versuchen werde ich es auf jeden Fall, kampflos gibt ein Kainz nun mal nicht auf. Oder bin ich einfach nur geizig? Ich weiß nicht…

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