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Dienstag, 1. März 2011

Trinidad, Chaguarama

Wir genießen die letzten gemeinsamen Stunden, die uns noch verbleiben, verbringen den Abend in froher Runde bei einem von Seglern, welche in der „Coral Cove“ Marina liegen, durchgeführten Barbecue und organisieren einen Ausflug ins Landesinnere mit „Jesse James“, einem örtlichen Original, der u.a Touristenausflüge und Taxidienste anbietet. Wenn wir allerdings geahnt hätten, welche Action wir uns damit einhandelten, wären wir wahrscheinlich nur gemütlich spazieren gegangen… Das Hauptproblem hieß schlicht und ergreifend „Karneval“. Da spielen in dieser Region alle verrückt… Die Geschäfte (teilweise auch die Lokalitäten) sind geschlossen, die Bevölkerung im Fieber. Trotzdem wurde es ein wundervoller Ausflug, wir besuchten den ASA Wright Naturpark im Arima Valley, bestaunten dort im Regenwald eine herrliche Tier und Pflanzenwelt, und fuhren durch die Caroni Swamps (Sümpfe)...


..., wo majestätisch anzusehende Schwärme von roten Ibissen (der Nationalvogel von T&T) zu ihren Schlafplätzen einflogen. Angeblich gibt es dort auch Kaimane, gesehen haben wir vom Boot aus allerdings nur eine Würgeschlange, die faul in einer Astgabel ruhte.

Der Regenwald...





...mit seiner Blütenvielfalt...


 ...und uns fremdartigenTierwelt...

Kolibris
Schlange
Aguti
Skunk
...beeindruckte uns sehr.
Besagter Jesse James entging bei dieser Fahrt übrigens nur knapp seinem gewaltsamen Tod, denn fast hätte ich ihn (ich saß direkt hinter ihm…) brutal erwürgt – der Mann sprach (in englisch) wie ein Maschinengewehr, laut und ohne Ladehemmung, alle fünf Minuten durch das Mobiltelefon unterbrochen – eine Qual für mich. Nur Anitas sanftes, beruhigendes Wesen und die Anwesenheit von Zeugen retteten ihm sei gestresstes Leben…
Durch den Karneval waren Strassen gesperrt, wir mussten umdisponieren, denn die Zeit wurde knapp. In Port of Spain klarierte Anita aus – eine Stunde unnötiges Warten war angesagt. Unser Fahrer organisierte uns ein Zimmer in einer kleinen Pension, um vier Uhr in der Früh ging es dann zum Flughafen – mir fiel ein Riesenstein vom Herzen, als Anita endlich heil im Flieger saß und der zeitliche Druck vorüber war!

P.s.: Der Abschied fiel uns nicht leicht, als Team, menschlich wie seglerisch, sind wir ja ziemlich schnell zusammengewachsen. Wir beschlossen daher, die bilateralen Beziehungen unserer beiden Länder weiterhin dramatisch zu verbessern. Darum gibt es auch bald ein Wiedersehen – im April segeln wir wieder gemeinsam durch die westliche Karibik!!

Kurz noch etwas zu Trinidad: Eigentlich heißt es ja „Republik of Trinidad and Tobago“, die beiden Inseln (die Vereinigung erfolgte 1898) bilden einen Staat, welcher außerhalb der Hurrikanzone liegt, 1,3 Millionen Einwohner und Linksverkehr hat. Die Nationalsprache ist englisch, die Ureinwohner waren die Arawaks und Kariben. Die Hauptstadt von Trinidad ist Port of Spain, von Tobago Scarborough. Seine Unabhängigkeit von England erhielt der Staat 1962, eine demokratische Rechtsform 1976. Durch die wechselnden Kolonialmächte hat sich ein buntes, multikulturelles Völkergemisch entwickelt. Das Klima ist tropisch, es gibt zwei Saisonen: „Dry and wet“. Die Regenzeit dauert von Juni bis Dezember, die Trockenzeit von Jänner bis Mai.
Chaguarama, wo ich liege, ist ein idealer Ort, um alle möglichen und unmöglichen Arbeiten an einem Schiff durchführen zu können. Auch sehr gut sortierte Ausrüster, wie z.B. „Budget Marine“, sind vertreten. Allerdings ist das Preisniveau deren Artikel nicht gerade günstig; durchzuführende Arbeiten allerdings schon – die zu bezahlenden Löhne sind relativ niedrig. Da sich neben den Werften und Marinas auch einige fischverarbeitende Betriebe angesiedelt haben, ist die Wasserqualität, zusätzlich durch den geringen Wasseraustausch bedingt, dementsprechend… Ich wasche nicht einmal das Geschirr darin ab. Noch dazu meinen einige unbedarfte Zeitgenossen, dass das Meer eine große Müllentsorgungsanlage sei – dementsprechend viel Müll schwimmt herum.
Ich baue mein Rad zusammen und durchstreife damit das Land, hauptsächlich den Regenwald. Naturgemäß gibt es da fast keine Wege – ausgenommen jene, die zu irgendwelchen Militärstützpunkten, verlassenen Radaranlagen...

Kein "Zutritt verboten" Schild zu sehen...
...also nichts wie hinauf! Die Aussicht war grandios!
...oder in Nationalparks...


...führen. Aus einem mehr als beeindruckenden Bambuswald („Bamboo Cathedral“)...


...hole ich mir als Ersatz für meinen gebrochenen Alu – Ausbaumer einen passenden aus Bambus. Die Eingeborenen staunten nicht schlecht, als ich wie weiland Don Quichotte, der Mann aus La Mancha, mit einer viereinhalb Meter langen Bambusstange über der Schulter, durch ihre Dörfer flitzte… Beim Fällen derselben (unglaublich hart, dieses Material!) ist meine Machete schnell an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt - sie hat sich in ein korkenzieherähnliches Gebilde verwandelt… Übrigens ist jeder Abschnitt des (frisch geschlagenen) Bambusses mit Flüssigkeit gefüllt – gekostet habe ich diese aber sicherheitshalber nicht. Nun habe ich, als Novität auf einem Schiff aus Kunststoff, einen Bambusausbaumer – mal sehen, ob dieser stabiler ist als jener aus Aluminium!

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