Ich breche noch zu einer Urwaldwanderung...
...auf kaum erkennbaren Pfaden und durch Mangrovenwälder...
...auf, retour geht es durch das teilweise Trockengefallene Flussbett und die stark versandete Flussmündung (bedingt durch den gewaltigen Tidenhub) des Rio Cacique:
Ich komme mir vor wie Mogli, allerdings begegne ich keinen wilden, gefährlichen Tieren. Muss ja auch nicht sein… Am durch angeschwemmte Kunststoffabfälle und Zivilsationsmüll stark verunreinigten Strand verbrenne ich meinen Müll...
...denn über den Pazifik möchte ich den dann doch nicht mitschleppen.
Anschließend laufe ich „Esmeralda Village“, eine Ortschaft auf der Isla del Rey an, um mich vor der großen Fahrt noch mit Obst und Gemüse einzudecken:
Das Anlanden mit dem Dingi hier ist in der Pazifikdünung allerdings ein eher nasses Unterfangen. So offen wie hier wurde mir Marihuana noch nirgends wo anders angeboten. Schaue ich eigentlich so aus, als ob ich das Zeugs notwendig hätte, oder wie??
Die Südküste der Isla del Rey ist mir viel zu rollig - so nehme ich gleich, und nun leider endgültig, Abschied von Mittelamerika. Wo hat es mir nun in Panama am Besten gefallen, auf den San Blas Inseln, in Panama City oder auf den Perleninseln, die, im Gegensatz zu denen von San Blas, vulkanischen Ursprung und daher völlig anders sind? Schwer zu sagen, ich habe mich überall sehr, sehr wohl gefühlt…
Es geht also wieder einmal los - ich klopfe meiner kleinen Lady sachte auf das Kajütdach und sage leise zu ihr: Komm, kleines Mädchen, bring mich an den Horizont…
An der Position 8° 12, 85’N und 78° 54, 38’W drehe ich um 16:30 (Ortszeit) den Bug von Najadchen südwärts und setze Vollzeug. Die bisher größte (seglerische) Herausforderung meines Lebens beginnt nun unwiderruflich. Nach etwa 10 Seemeilen versinkt die Silhouette der Isla del Rey langsam im Dunst, für mich wahrscheinlich für immer.
Nun, Gerhard, wo will du eigentlich hin, was ist dein nächste Ziel? Also, die bekannte „Barfußroute“ über Galapagos zu den Marquesas wäre zwar der logischste (und auch kürzeste) Weg in die „Südsee“, sprich französisch Polynesien, aber sooo einfach möchte ich es mir nicht machen, denn: Der Abzockerei auf Galapagos kann ich überhaupt nichts abgewinnen, und die Marquesas sind nicht ganz nach meinen Geschmack. Ich werde daher versuchen, auf direkten Weg zu den weit südlich gelegenen Gambierinseln, am äußersten Rande der Tuamotus, zu gelangen, und zwar non - Stopp. Dabei handelt es sich ja "nur" um rund 3900 Seemeilen, also etwa 7200 Kilometer… Durch Großkreisnavigation könnte ich zwar einige Meilen einsparen, da aber der Wind den Kurs vorgibt bleibt dieser Kurs nur graue Theorie. (Die Loxodrome Distanz wäre rechnerisch 3788 sm).
Ein kräftiger Nordwind blies uns aus dem Golf von Panama hinaus, es ging gleich ordentlich zur Sache, ich musste gar das zweite Reff einbinden. Dieser Wind bescherte uns auch das größte Etmal dieser Reise mit 165 Seemeilen; d.h., wir rauschten 24 Stunden lang am Wind mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 7 Knoten dahin – ein etwas anstrengender und nasser, aber auch faszinierender Ritt! Ich bin wieder einmal „geschüttelt, nicht gerührt“.
Der Beginn so einer Fahrt ist wie immer ziemlich hektisch und turbulent, an Bord geht es drunter und drüber, es dauert wieder ein paar Tage, bis sich das Bordleben eingespielt hat - aber ein Etmal von 165 sm ist für eine 31er mit angeschlagenem Rigg ja auch nicht gerade zu verachten, muss aber erst einmal erarbeitet werden…
Am Nachmittag erwischt uns eine seitlich heranrauschende Welle kalt, der daraufhin folgende Krängungswinkel war zwar ungefährlich, aber beachtlich. Dabei passierten zwei Dinge gleichzeitig: Einen der 25 Liter fassenden Wasserkübel, die ich in der Kajüte lagere, riss es aus seiner Verankerung, dessen Inhalt befindet sich nun zu meiner übergroßen Freude im Salonteppich und in der Bilge… Noch dazu hatte ich die Vorschiffsluke offen, das überkommende Seewasser fand daher ungehindert seinen Weg auf die Vorschiffsmatratzen… Ich bin leicht sauer, rede mir aber ein „alles halb so wild, ist ja nur Wasser…“
Ein Tölpel versucht im Masttopp zu landen...
...durch die starken Schiffsbewegungen gelingt es ihm aber nicht, trotz mehrmaliger, hartnäckiger Versuche. Schade, denn ich mag diese neugierigen, freundlichen Vögel sehr!
Ansonsten keine besonderen Vorkommnisse. Ein Schiff gesichtet, etwas Funkverkehr. Kochen ist allerdings durch die starken Schiffsbewegungen unmöglich.
24 Stunden Etmal: 165sm, Position: N 06° 12,91’ / W 080° 41,57’
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