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Montag, 4. Juni 2012

Gambier Islands

Was gibt es zu den Gambierinseln zu sagen?
Geographisch gehören sie zum Tuamotu-Archipel, politisch zu französisch-Polynesien. (Seit 1881 übernahm Frankreich die Verwaltung der Inseln). Sie bestehen aus ca. 43 Inseln und Inselchen, nur fünf davon sind bewohnt. Die Bewohner sind mehrheitlich polynesischen Ursprungs. Die Hauptinsel ist Mangareva mit dem Hauptort Rikitea. Es gibt ca. 1300 Einwohner und einen Flughafen. die Lagunenfläche beträgt 450 km², die Landfläche ca. 31 km². Im Gegensatz zu den flachen Atollen der anderen Tuamotus bestehen die Gambierinseln aus vulkanischen Gesteinen. Es sind die Überreste des einstigen, inmitten einer mehr als 25 km durchmessenden Lagune gelegenen Zentralvulkans, der von einem Saumriff umgeben ist, aus dem sich zahlreiche flache Motus (kleine, flache Inselchen) erheben. Die höchste Erhebung ist der Mont Duff mit 440 m. Flüsse und Bäche gibt es nicht (oder nur in der Regenzeit), zur Wasserversorgung dient in Zisternen gesammeltes Regenwasser. Haupteinnahmequelle ist heute die Zucht der schwarzlippigen Perlmuschel zur Gewinnung schwarzer Perlen. Die Temperatur beträgt im Jahresmittel 23° C, wobei sich die Monate nur unwesentlich unterscheiden. Im Jahr fallen durchschnittlich 1.700 mm Regen (zum Vergleich: Köln 700 mm). Die regenreichsten Monate sind Oktober und November. Es gibt keine ausgeprägten Jahreszeiten. Die Vulkaninseln sind mit einer üppigen, tropischen Vegetation bedeckt. Die windabgewandte Seite des Mt. Duff ist trockenes Grasland. Die Koralleninseln des Saumriffes sind wegen des wenig fruchtbaren Bodens artenarm. Hier gedeihen überwiegend Kokospalmen, die wirtschaftlich für eine kleine Kopra-Produktion genutzt werden. Die Bewohner sind Selbstversorger. Angebaut werden Yams, Taro und Brotfrucht, sowie alle Arten von tropischen Früchten und für den Export Kaffee in kleinerem Umfang (Wobei ich nur mehr sehr, sehr wenige Kaffepflanzungen vorfand). Lebensgrundlage sind außerdem der Fischfang, Schweine- und Hühnerzucht. Die artenarme Fauna der Koralleninseln beschränkt sich auf Vögel, Insekten und Eidechsen. Umso artenreicher ist die Tierwelt unter Wasser. Alle Arten von Korallenfischen machen die Lagune zu einem Taucherparadies.
Die Stationierung des Militärpersonals auf den Gambierinseln für die französischen Kernwaffenversuche auf dem etwa 400 km entfernten Mururoa-Atoll führte in den 1960er bis 1980er Jahren zu einem vorübergehenden wirtschaftlichen Aufschwung. Die Versuche hatten vermutlich auch unangenehme Begleiterscheinungen (ach, wirklich???). Der radioaktive Fallout führte wahrscheinlich zu einer erhöhten Krebsrate bei den Bewohnern der Gambierinseln. Daten dazu wurden zwar erhoben, blieben aber bisher unter Verschluss. Auf Mangareva baute das französische Militär einen (in der Zwischenzeit abgerissenen) bunkerähnlichen Unterstand, in dem sich die Einwohner bei den Kernwaffenversuchen in Sicherheit bringen sollten. Bis zum Ende der 1980er Jahre konnten die Gambierinseln nur mit einer Sondergenehmigung der französischen Militärbehörde besucht werden.
Beim Fahren im Archipel heißt es höllisch aufpassen. Nicht nur wegen der vielen Riffe und Untiefen...


...sondern auch wegen der Unzahl an ausgelegten Bojen und Netzen, die allesamt der Perlzucht dienen.
Die Grundversorgung hier ist gesichert, allerdings sind die Preise, ausgenommen einiger Grundnahrungsmittel (gegenüber österreichischem Niveau), hoch. Regelmäßig legt ein Versorgungsschiff an, es gibt eine medizinische Station, Post, Gendarmerie (bei der das Einklarieren völlig problemlos und entspannt verlief), Rathaus, Bäcker, Grundschule, einige Lebensmittelläden und den Flughafen. Nur der Zahnarzt, der kommt nur einmal im Jahr für eine Woche hierher… Den Menschen hier geht es anscheinend sehr gut, alle sind wohlgenährt (überhaupt die Frauen…), eine für die Größe der Insel unverhältnismäßig große Anzahl an großen Geländefahrzeugen, meistens neuester Bauart, tummeln sich auf der einzigen Strasse der Insel. Ich konnte nur sehr wenig Armut, auch in den entlegensten Winkeln der Insel, erkennen und ihre Häuser sind (meistens) sehr gepflegt. Diese Häuser bestehen meistens aus einem eher abenteuerlichen Mix aus Wellblech und Spanplatten, oft kreativ in schreienden Farben gefärbelt. Die Menschen sind freundlich, nur ihr Rasenmäherwahn nervt mich gewaltig: Anscheinend ist es hier unter Androhung schweren Kerkers verboten, den Rasen länger als 2,75 cm wachsen zu lassen. Anders ist der Eifer, der einer besseren Sache würdig wäre, nicht zu erklären, mit dem jedem unbotmäßigen Grashalm mit einem „Schnürlmäher“, mit denen bei uns Böschungen gemäht werden, unbarmherzig nachgejagt wird…
Ein Erlebnis der etwas anderen Art wird mir wohl für immer in Erinnerung bleiben: Meine erste Begegnung mit einem Hai: Ich schnorchelte langsam in etwa 5m Entfernung an der Riffkante entlang, die Harpune schussbereit. Die Sicht war nicht besonders gut, essbare Jagdbeute war gerade nicht in Sicht. Da kam zwischen mir und dem Riff mit schlängelnden Bewegungen plötzlich ein schlanker Schatten von hinten heran und überholte mich in etwa drei Metern Entfernung: Etwa so groß wie ich, grau, mit einem weißen Fleck an der charakteristischen Rückenflosse – ein Weißspitzen – Riffhai. Der Typ musterte mich kurz beim Vorbeischwimmen mit Augen, die mich an eine Katze erinnerten, und verschwand vor mir im trüben Wasser. War wahrscheinlich wie ich auch auf Jagd nach etwas essbarem – und mein Schlauchboot war mindestens 50 m entfernt… Ich machte jedenfalls, dass ich vom Acker kam, war aber ziemlich happy, so ein schönes Tier in freier Wildbahn gesehen zu haben.
Auf meinen Wanderungen treffe ich auf die Reste einer einst ziemlich brutalen Missionierung, deren Wahn damals vielen Menschen das Leben kostete: Die auf den Hauptinseln anzutreffenden, viel zu großen Kirchen...


...und die verfallenen Steinhäuser...


...legen Zeugnis davon ab. Keine Eingeborenen, die ja mit  den örtlichen Witterungsverhältnissen bestens vertraut waren, zogen jemals freiwillig in diese Steinhäuser, wo alsbald für sie tödlich verlaufende Krankheiten ausbrachen.
Allerdings erhielt meine positive Einstellung den Eingeborenen gegenüber einen argen Dämpfer, als ich nach einem Kurzbesuch auf einer anderen Insel mein (an einem Baum angeschlossenes) Rad nicht mehr vorfand. Nur mehr die traurigen Reste des aufgebrochenen Schlosses fand ich am Boden… Nachdem ich die Gendarmerie mit Bild- und Datenmaterial versorgt hatte, erwartete ich natürlich von denen, dass  sie sich mit Blaulicht und Sirenenunterstützung auf die Suche nach meinen geliebten Drahtesel machen. Weit gefehlt, polynesische Lebensart kennt keine Hektik… Also begab ich mich zähneknirschend per Pedes selbst auf die Suche, lernte so auch die Hinterhöfe und Seitenwege der Insel kennen. Man soll nicht glauben, wie dämlich so ein Dieb sein kann: Nach drei Tagen fand ich mein Rad wieder, sein charakteristisches Hinterteil lugte aus einem Schuppen heraus… So kam ich in den Genuss einer Fahrt mit einem Gendarmeriefahrzeug und wurde Zeuge wie dem Vollkoffer von einem Dieb die Leviten gelesen wurden. Mehr passierte ihm offensichtlich nicht, meiner Aufforderung zu einer öffentlichen körperlichen Züchtigung des Täters, von mir mehrmals vehement und lautstark vorgetragen, wollten die Behördenvertreter allerdings nicht nachkommen…
Nachtrag: Zwischenzeitlich weiß ich, dass dieser Vorfall kein Einzelfall war. Ich kenne bereits vier Fälle von an Seglern verübten Räderdiebstählen in französisch Polynesien.
Trotzdem genoss ich weiterhin den Aufenthalt in dieser herrlichen Gegend – ich bin froh, mich für das Anlaufen dieses doch sehr entlegenen Archipels entschieden zu haben.
Mit Sandy und Karl von der SHAMBALA "jagten" wir in der (von uns so benannten) Schweinebucht die Namengebenden Säugetiere, wobei diese dabei genauso viel Spass hatten wie wir – körperlichen Schaden nahm dabei niemand, abgesehen von einem Lachkrampf meinerseits:


In dieser Bucht dann eines morgens eine böse Überraschung: Es herrschte steifer Wind und stärkerer Schwell, ich war gerade an Deck. Plötzlich ein Knall und das Backbord - Unterwant flog mir um die Ohren:


Und das vor Anker! Na bravo, nicht auszudenken, wenn mir das während der Fahrt passiert wäre… Der Haken des T – Terminals war abgebrochen. Einfach so… Karl und Sandy, die neben mir ankerten, mussten meinen (wahrscheinlich ziemlich dämlichen) Gesichtsaudruck richtig gedeutet haben, setzten unverzüglich über und gemeinsam riggten wir mit Behelfstaljen eine Leine, um den sich nun wie eine windende Schlage bewegenden Mast wieder zu stabilisieren. Die nächste Möglichkeit, eine Riggreparatur durchzuführen, ist in Papeete, rund 1000 Seemeilen entfernt. Das wird wohl eine etwas adrenalingeschwängerte Überfahrt werden…

Hier noch einige Eindrücke aus dem Paradies.

Bekannte österreichische Persönlichkeiten waren schon hier:


Farbenfrohe Blumen und Sträucher säumten meine Wanderwege:


Entgegen der vorherrschenden Meinung in der Literatur fand ich in den Bergen einige Wasserläufe:


Der Aufstieg an der Gratkante entlang wurde durch einen beeindruckenden Ausblick belohnt:


Bei diesem Barographenstand gab es Stress am Ankerplatz:


Entzückende Pilotfische im Schutze von Najadchen:



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