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Montag, 13. Oktober 2008

Eine ruhige, ungestörte Nacht, in der aber der Wind auf Süd gedreht hat. Nun lag ich in der nach Süden völlig offenen Bucht auf Legerwall. Allerdings blieb der Wind so schwach, dass ich mir deshalb keine Sorgen zu machen brauchte. Ich klarte das Schiff trotzdem „fluchtbereit“ auf, falls der Wind übermäßig zulegen sollte.
Seit der Abfahrt von Kroatien am 07.10. war ich noch kein einziges Mal an Land, von den paar „Ausfallschritten“, um mein Schiff zu retten, einmal abgesehen. Das ist immerhin schon eine ganze Woche. Ein gutes Training für lange Ozeanpassagen! Nur das Brot ist mir leider ausgegangen, ebenso die Milch für den Kaffee. An Gemüse habe ich noch einen Paprika, an Obst noch zwei Äpfel und zwei Zitronen. Wegen Skorbut brauche ich mir also noch keine Sorgen zu machen.
Ich schaue, dass ich rüber nach KORFU / KERKIRA komme. Das es anders auch gehen kann, zeigen mir die Götter heute: Für die 16sm treibe ich mit lächerlichen 2,2 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit den ganzen Tag über ein spiegelglattes Meer. Richtiges Altherrensegeln. Der Miniwind hat wieder auf Nord gedreht, ich setze mein Sensibelchen, den Blister, um wenigstens halbwegs voranzukommen. Dabei mache ich mich hoffentlich bei den vorbeifahrenden Fischern und sonstigen Freizeitkapitänen beliebt, denn besagter Blister ist in den Nationalfarben Griechenlands, Blau und weiß gefertigt worden. Es ist ein herrlicher Tag, richtig heiß ist es wieder geworden. Ich dusche ausgiebig mit Meerwasser, verwende dabei mein Salzwassershampoo und gönne meinem gebrochenen Ringfinger zum ersten Mal Freiheit vom Gips, massiere in gut und bewege ihn etwas, bevor ich ihn wieder sicher verwahre. Bald werde ich ja den Gips entfernen.
Ich runde (gemütlich….) den nördlichsten Punkt von KORFU / KERKIRA, KAP AIKATERINI, und suche mir dann eine halbwegs sichere Ankerbucht. Hier erlebe ich eine atemberaubende Kulisse, die albanischen Berge im Hintergrund leuchten blassrosa im Abendrot, und der am wolkenlosen, nun dunkelblauen Himmel, hell strahlende Vollmond zaubert ein unwirkliches Licht. Ein herrlicher Anblick, den ich in völliger Lautlosigkeit genießen darf. Friede kehrt ob diesen Anblick in meinem Herzen ein. Ich rufe Mama an, es geht ihr gut, der Zustand ihres Fußes bessert sich kontinuierlich. Ich bin glücklich und zufrieden.
Etmal: 16sm unter Segel, Position: N 39°48’ / E 19°53’