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Sonntag, 12. Oktober 2008

Von Italien nach Griechenland

In der Nacht hat es mich ganz schön durchgebeutelt. Den Zweitanker hatte ich anscheinend nicht richtig positioniert, das Schiff rollt und lässt mich nicht richtig schlafen. An dieser Technik muss ich also auch noch was ändern…. In der Früh bin ich ziemlich durchgebeutelt. Der Wind stand die ganze Nacht aus Norden durch und frischt noch etwas auf. Mein Freund Heli, der mich freundlicherweise mit Wetterinformationen aus dem Internet versorgt, gibt grünes Licht für die Überfahrt durch die Strasse von OTRANTO nach Griechenland. So nach dem Motto: Jetzt oder nie! Nachdem mir die Küste Apuliens sowieso nicht gefällt, erspare ich mir die Fahrt nach OTRANTO hinunter und starte in der Früh gleich von PUNTA SAN CATALDO aus direkt nach Griechenland. Kurs, mit etwas Vorhalten, 120 Grad. Als Zielpunkt wähle ich die Insel EREIKOUSSA, nicht weit nördlich von KORFU, aus. Warum gerade diese Insel? Nun, deren Südbucht verspricht guten Schutz vor den zurzeit herrschenden nördlichen Winden, und da ich bei Dunkelheit ankommen werde, verspricht der dortige rifflose, weitgezogene Sandstrand einen guten Ankerplatz, und ganz wichtig, da ich nach der langen Fahrt müde und nicht mehr ganz hellwach sein werde, eine gefahrlose Anlandung!! Am Beginn der Fahrt weht es mit 20 Knoten, die von schräg achtern kommenden Wellen zeigen kein einheitliches Bild, ich steuere einen wilden Zick – Zackkurs. Ein starkmotorisiertes Schlauchboot holt langsam auf und nähert sich mir. Es sind Carabinieres. Das fehlt mir gerade noch, jetzt, beim Verlassen von Italien! Ich habe nämlich gar nicht einklariert (War ja auch nicht wirklich an Land…), bin offiziell also gar nicht im Land…. Einer der beiden uniformierten schreit etwas zu mir herüber, was ich bei den herrschenden Windverhältnissen nicht verstehen kann. Daraufhin spreche ich ihn auf Englisch mit dem Funkgerät auf Kanal 16 an. Sichtlich überrascht antwortet er mir. Ich erkläre ihm ihn kurzen Worten woher ich komme und wohin ich will. Nach einer offensichtlichen Schrecksekunde wünscht er mir gute Fahrt und dreht ab. Wieder einmal Glück gehabt….. Eine lange Fahrt beginnt. Je weiter ich aufs offene Meer komme, umso konstanter wird der Wind, das Wellenbild wird zwar höher aber auch gleichmäßiger. Herrlicher Nordwind mit 15 – 20 Knoten treibt mich stetig voran. Artig hebt SANDPIPER ihr Popscherl, um die von achtern heranrollenden Wellen durchrauschen zu lassen. Stundenlang rausche ich mit mehr als sechs Knoten Fahrt, das ist fast Rumpfgeschwindigkeit, dahin. Ein strahlend blauer Himmel, um mich herum nichts als wild bewegtes Wasser, ab und zu eine Möwe, sonst nichts. Das Schiff wiegt sich sicher ein seinem Element, ich bin glücklich. Die Großschifffahrt verschont mich, auf der ganzen Überfahrt sichte ich nur sieben dieser „Pötte“, alle aber weit entfernt. Mein Radarwarngerät „A.I.S RADAR“ warnt mich zuverlässig. Am Nachmittag tauchen die schroffen, kahlen, und scheinbar direkt aus dem Meer aufsteigenden Berge von ALBANIEN auf. Sie erreichen hier immerhin eine Höhe von gut 2000 Metern. Die Dunkelheit bricht mit einer atemberaubenden Schönheit über mich herein: Der Mond, fast schon voll, beleuchtet die Szene, während die Sonne blutrot im Westen untergeht, das Meer verändert seine Farbe, genauso wie der Himmel, die ersten hellen Sterne erstrahlen am Firmament. Auf der schon in Sichtweite liegenden Insel glänzen wie Diamanten die ersten Lichter, vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit, Leuchtfeuer zeigen mir den Weg. Ich runde das Kap, berge die Segel, laufe unter Maschine in die weitläufige Bucht ein und lasse bei drei Meter Wassertiefe den Anker ins Wasser. Geschafft, ich bin zum ersten Mal, noch dazu mit eigenem Kiel, in Griechenland!! Ich bin glücklich wie schon lange nicht mehr, bedanke mich bei den Göttern für die vom Wetter begünstigte Überfahrt und bei meinem braven Schiff, welches mich sicher von Eiland zu Eiland brachte.
Ich legte bei einer Fahrzeit von knapp zwölfeinhalb Stunden eine Strecke von 68 Seemeilen, das sind 126 Kilometer, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,6 Knoten zurück. Das sind, für so ein kleines Schiff, hervorragende Werte, wie ich meine.
Und jetzt: Ausschlafen!!!!
Etmal: 68sm, alles unter Segel, Position: N 39°52,71’ / E 19°34,97’