Samstag, 8. November 2008
Über Delphi zu den Meteoraklöstern
Ich hatte den Wecker falsch gestellt, da ich im Handy noch die österreichische Zeit eingespeichert habe und dieses als Wecker verwendet hatte. Dadurch entstand leichter Stress an Bord, denn die Kleinfähre wartet nicht….. Jürgen war schon bereit, die Fähre kam pünktlich, die Reise konnte beginnen. Das Wohnmobil sprang auch problemlos an, leider stank es darin gottfürchterlich. Anfangs konnten wir die Ursache dafür nicht finden. Bei der nächsten Tankstelle kauften wir eine Straßenkarte von Griechenland. Leider übersahen wir dabei, dass man uns eine schon lange nicht mehr aktuelle angedreht hatte. Das sollte noch Folgen haben.... Über GALAXIDI ging es der Küste entlang Richtung Osten. Diese Straße ähnelt der Küstenstrasse im ehemaligen Jugoslawien sehr, im Zustand ebenso wie mit all ihren Gefahren. In den Bergen herrscht akute Steinschlaggefahr, da sie extrem schlecht bis gar nicht gesichert ist und das Gestein nicht besonders homogen erscheint. Bei ITEA wird intensiv Bergbau betrieben. Bauxit wird hier Unter- u. Obertage abgebaut, der rote Staub liegt wie ein blutrotes Leichentuch über der ganzen Gegend. Nach der Stadt dehnen sich in einer fruchtbaren Tiefebene weit ausgedehnte Olivenhaine aus. Wir schraubten uns die Berge nach DELPHI hoch, zum berühmten Orakel. Darunter muss man sich eine Vielzahl von Jahrtausendealten Weihetempeln, aus Dankbarkeit errichtete Schatzhäuser, Statuen, einem Theater und einem Stadion, also eine terassenförmig angelegte Weihe-, Bet-, Meditations- und Denkstätte auf engem Raum, in einer Schlucht des PARNASSOS – Gebirges vorstellen, welches eine sehr beeindruckende Hintergrundkulisse bietet. Wir kamen zeitig an, hatten daher das Areal fast für uns alleine. Strategisch verteilt saß in kleinen grauen Wachhäuschen Sicherheitspersonal, welches mit Argusaugen streng darüber wachte, dass sich der österreichische Tourist ja nicht mit einer Steinssäule unterm Arm davonschlich…. Beim Apollon – Tempel, wo einstens über der Orakelöffnung der Dreifuß der Pythia stand, stellte ich dem Orakel dann meine Frage: „Liebes Orakel, ich komme in friedlicher Absicht nach einer beschwerlichen Reise mit abenteuerlichen Fahrzeugen aus einem fernen Land weit aus dem Norden her, habe neun Euro Eintritt bezahlt und erwarte nun von dir eine Antwort auf meine Frage: Glaubst du, dass eine resche dunkelhaarige, ungefähr vierzigjährige Frau, mit einem neuwertigen und hochseetüchtigen Segelschiff, sowie einem gutgefüllten Bankkonto in mein Leben treten und sich unsterblich in mich verlieben wird?“ Ich bekam keine Antwort, vernahm aber ganz deutlich Geräusche, so, als wenn sich jemand vor Lachen auf dem Boden wälzen würde….Na gut, dann eben nicht. Vielleicht verstand das Orakel ja bloß meine Sprache nicht. Soll niemand sagen, ich hätte es nicht probiert. Als wir dann aus dem Museum kamen, fielen gerade die Busse mit den Touristen ein. Glück gehabt. Im Ort kaufte ich dann kurzerhand einen Deospray (Duftnote Aloe Vera), um den Gestank im Wohnmobil zu überdecken. Daraufhin bekam Jürgen einen mittleren Asthmaanfall, da ich es mit der Dosis, zumindest seiner Meinung nach, leicht übertrieben hatte. Weiter ging es dann durchs Gebirge Richtung THERMOPYLEN – Pass am Fuß des KALLIDROMOS, wo, wie wir ja alle noch aus dem Geschichtsunterricht wissen, 480 v.Chr. der Spartanerkönig LEONIDAS dem militärisch weit überlegenen Perserkönig XERXES so lange Widerstand leistete, bis das griechische Heer in Sicherheit war. Auf diese Schlacht bezieht sich der berühmte Spruch: „Wanderer, kommst du nach Sparta, verkünde dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“ Nachdem ich wusste, dass auf dem ehemaligen Schlachtfeld nur ein Denkmal und eine Tafel zu finden war, fuhren wir mit dem Ziel METEORAKLÖSTER daran vorbei. Hier kommt nun die veraltete Straßenkarte wieder ins Spiel: Auf dieser war nämlich jene Autobahn, auf der wir uns plötzlich befanden, nicht eingezeichnet. So lernten wir, für uns ziemlich überraschend und ungewollt, die ägäische Küste bis kurz vor VOLOS kennen…. Wir durchquerten halb THESSALIEN, eine große, fruchtbare Ebene, welche landwirtschaftlich intensiv genutzt wird, unter anderem durch Baumwollanbau. Bei einer Rastpause fand Jürgen dann die Quelle des unerträglichen Gestankes: Ein im Kühlschrank vergessener Schaf- oder Ziegenkäse war der Übeltäter….. Gegen Abend kamen wir, trotz des beachtlichen Umweges, wohlbehalten in KALLABAKA an, welches am Fuße der hoch aufragenden und steilen Felsen, die von den berühmten METEORAKLÖSTER gekrönt sind, liegt. Nebelschwaden zogen vorbei und gaben den schwach beleuchteten, senkrecht aufsteigenden Felswänden ein mystisches, geheimnisvolles Aussehen. Wir durchstreiften den stark touristisch geprägten Ort und suchten uns in einer Nebenstraße ein, wie wir glaubten, ruhiges Schlafplätzchen…..