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Samstag, 29. November 2008

Von Paros nach Naxos

In der Nacht flaut der Wind ab, fängt aber an zu drehen. Mir schwant übles…. Im Morgengrauen ist es dann soweit: Der Wind hat komplett auf Süd gedreht und wieder aufgefrischt. Ich sitze in der Falle. Über die riesige Bucht baut sich durch den starken Wind ein ziemlicher Fletch auf, ich liege quer dazu, hinter mir lauert keine zwanzig Meter entfernt der felsige Strand. Mit einigen Tricks gelingt es mir - trotz ausgelegtem Heckanker - das Schiff längs an die Mole zu holen, mit dem Bug in den Wind. Mit dem Dingi hole ich den Heckanker wieder ein. Da das Schiff wild auf und ab tanzt und die Fender an der rauen Molenwand stark leiden, versuche ich passendes Material zu finden, um zu deren Schutz ein Fenderbrett zu basteln. Die Suche bleibt erfolglos, aber als ich zum Schiff zurückkomme hat der Wind geschralt und dadurch das Schiff etwas gedreht, die hölzerne Scheuerleiste hat ein paar Kratzer abbekommen. Gut, das ist kein Problem, das kann ich schnell wieder mit ein bisschen Schleifpapier selbst beheben. Als der Wind eine kurze Pause macht, löse ich die Leinen und lege ab – nur weg aus dieser Mausefalle! Ein kurzes Stück muss ich unter Motor gegenan, dann kann ich die Huk runden und die Segel setzen. Was mich draußen empfängt ist zwar nicht schön, aber auch nicht unerwartet: Das NAVTEX schrieb ja: „Gale warning and thunderstorm“ In kurzer Zeit bin ich trotz Ölzeug und Südwester (ja, ich habe wirklich so eine „kleidsame“ Kopfbedeckung – aber praktisch ist sie!) durchnässt, die immer wieder überkommende Gischt kühlt in Verbindung mit dem Wind die Haut unangenehm schnell aus. Aufgeregt kaue ich an einem Kaugummi herum, schließlich bin ich das erst Mal mit Sturmfock und eingebundenen dritten Reff unterwegs. Wie froh bin ich jetzt, dass ich mir diese dritte Reffreihe habe machen lassen! Komischerweise sind Wind und Welle außerhalb der Landabdeckung von PAROS erträglicher. Ganz verstehe ich das zwar nicht, aber bitte. Höhe zu machen hoch am Wind ist mir mit meinem Kielschwerter ab einer gewissen Windstärke nicht mehr möglich, ich komme aber trotzdem so recht und schlecht nach NAXOS hinüber, versuche in der dortigen Landabdeckung nach Naxos – Stadt Hochzukreuzen. Wieder einmal ein hoffnungsloses und zermürbendes Unterfangen. Ich berge die Segel und laufe unter Motor in den Hafen ein, wo ich am Steg von Susi und Alex in Empfang genommen werde. Die Beiden sind ganz erstaunt über mein Aussehen – zerzaust, nass, salzverkrustet und leicht aufgedreht – denn hier im Hafen ist von Starkwind nichts zu spüren… Sie nehmen mich gleich unter ihre Fittiche und päppeln mich erstmal auf. Anschließend kann ich mich bei ihnen duschen – die erste heiße Dusche seit langem – Luxus pur! Der Tag klingt mit einem angenehmen Abend auf der „Stella“ aus, Susi bäckt sogar einen Kuchen für mich, danke nochmals dafür! Am Abend beginnt es zu regnen, wäscht das Salz von SANDPIPER, sehr gut!
Resümee: Meine 22er Neptun hält weit mehr aus als ihr Skipper, mit der richtigen Besegelung (Sturmfock u. drittes Reff) sind 6 Bft. zwar kein Vergnügen, aber durchaus machbar. Anmerken muss ich aber, dass das Schiff mit dieser Besegelung bei nachlassendem Wind zunehmend Leegierig wird. Die Querlaufenden Wellen schluckt sie brav wie ein Stehaufmännchen.
Etmal: 16sm, Position: N 37° 06,28’ / E 025° 22,48’