Ein bisschen Schwell steht in den Hafen herein, aber es geht. Der Wind frischt gewaltig auf, wird böig. Die Wettervorhersage verspricht ja nichts Gutes, Sturm ist angesagt. Ich packe mein Mountainbike zum ersten Mal aus, da ich mindestens zwei Tage hier eingeweht sein werde. Es ist ein bisschen mühsam, die große Packtasche aus dem Vorschiff auf die Kaimauer zu bringen, ohne ein unfreiwilliges Bad zu nehmen. Vorher muss ich erst das Vorschiff Leerräumen…. Schnell ist das Rad zusammengebaut, ich versorge noch das Schiff, dann geht es ab in die Berge – eine ziemlich mühsame Angelegenheit, wie sich bald herausstellt. Vom Hafen schraubt es sich erst mal in die eigentliche Stadt, die Chora, welche zum Schutz vor Seeräubern befestigt auf einen Berggipfel erbaut wurde, hoch. Dort erst teilt sich die Straße auf. Ich fahre ins Inselinnere und genieße die imposante Landschaft. Allerdings lebt es sich hier abseits der Tourismuszone sehr bescheiden. Kleinflächige, extensiv betriebene Landwirtschaft beherrscht in der Ebene das Landschaftsbild. Sobald die Berge beginnen, tritt der nackte Fels zutage. Dazwischen, meistens an markanten Punkten, wie weiße Perlen in die Landschaft gestreut, eine überraschende Vielzahl an kleinen Kirchen, ich würde allerdings eher Kapellen dazu sagen. Allesamt weiß und blau gefärbelt. Dann, auf der Kuppe eines Berges auf der NO Seite der Insel, dort wo die modernen Windräder stehen, passiert etwas, was mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert ist: Ich muss vom Rad absteigen, da mich die Böen umzuwerfen drohen! Es war gewaltig, gleichzeitig war ich heilfroh, mein Schiff in einem sicheren Hafen zu wissen!
Kaum beim Schiff zurück, kam ein Beamter der Coast Guard zu mir und warnte mich eindringlich davor, auszulaufen, da ein gröberer Sturm käme und sogar der Fährbetrieb eingestellt würde. Er sprach von 9, örtlich bis 10 Beaufort Windstärke. Ich versprach ihm hoch und heilig, nicht auszulaufen (hatte ich sowieso nicht vor, da ich dank Freund Heli, Navtex und Grib – Daten bereits Bescheid wusste), und traf Vorbereitungen für das zu Erwartende: Alles was nicht Niet- und Nagelfest war kam unter Deck oder in die Backskisten, die Segel wurden fest verzurrt, das Fahrrad kam an Deck und wurde an die Wanten gebunden, die Leinen wurden verlängert und gleichzeitig die Muringleine dichter genommen, um mehr Abstand zur Kaimauer zu gewinnen. Ich fand es unheimlich nett von der Coast Guard, mich zu warnen. Hätte ich eigentlich nicht erwartet. Wieder eine positive Überraschung in meinem Leben!
Sorgen mache ich mir um Susi und Alex, die mit ihrer „Stella“ Richtung Thira (=Santorin) unterwegs sind. Dort ist die Liegeplatzsituation für ein so großes Schiff alles andere als günstig. Tina und Michi verschieben ihr Auslaufen von den Kanaren Richtung Karibik auch, um ein Tief durchziehen zu lassen. Lisa & Charly sind Richtung Rhodos unterwegs, hoffentlich haben sie einen guten Wetterbericht und wissen, was auf sie zukommt. Natalie und Jürgen, Sigrid und Michael sind in der halbfertigen Marina von Trizonia jedenfalls bestens geschützt.
Nun warten wir ab, was kommt….