Es geht wieder weiter !! Am späten Vormittag werfe ich die Leinen los, nehme Abschied von der (wirklich gut geführten) Marina und seinem freundlichen Personal. Dieses Kos ist mir irgendwie ans Herz gewachsen….
Die Wettervorhersage bietet mir für heute moderate Bedingungen, bevor das nächste Tief aus Italien herangerauscht kommt - das muss ich ausnutzen!
Beim Ausrollen der Genua trifft mich fast der Schlag: Im Bereich von zwei Stagreiter ist an mehreren Stellen das Segel punktförmig durchgescheuert!! Obwohl die Persenning als Schutz darüber war!! Ebenso ist die Reffleine an zwei Stellen in ihren Führungsösen halb durchgescheuert!! Ich bin so was von stocksauer. Die Winterstürme haben die Persenning in Schwingung versetzt, daher die verstärkte Abnutzung.
Schwache Winde, zumindest aus der richtigen Richtung kommend, lassen mich die Nordostseite der Insel unter Segel runden, ich nehme Kurs 215 Grad auf die Insel NISYROS, mein nächstes Ziel. Dort gibt es, fast genau im Zentrum der Insel, eine Caldera, einen Vulkankrater. Auf dessen Grund gibt es mehrere Schlammkrater, aus Spalten und Höhlen (Fumarolen) kommen schwefelige Dämpfe. Das möchte ich mir ansehen.
Auf der Hälfte des Weges schläft der Wind komplett ein, selbst das Sensibelchen, mein Blister, fällt in sich zusammen. Zumindest regnet es nicht, Glück gehabt. Wohl oder übel werfe ich die Maschine an, motore den Rest. Drei Meilen vor NISYROS tauchte wie zur Begrüßung eine Gruppe von Delfinen auf, welche mich zu meiner großen Freude ein Stück begleitete. Ich bewundere diese liebenswerten Säuger, die, schwimmtechnisch perfekt, spielerisch um meinen Bug herumwuselten. Wenn sie aus dem Wasser sprangen hatte ich den Eindruck, als würden sie mich neugierig betrachten. Ich werte diese Begegnung beim Start als gutes Omen für den nächsten Abschnitt meiner Reise.
Nach einer Fahrzeit von knapp acht Stunden, kam ich im Hafen PALOI auf der Insel NISYROS an. Dort erlebte ich die nächste Überraschung: Der Hafen wird gerade umgebaut, die Hafeneinfahrt schaut daher völlig anders aus als sie auf meinen Seekarten eingezeichnet ist. Aber entgegen meiner bisherigen Gewohnheit, im Dunkeln einzulaufen, gelang es mir diesmal, mit dem letzten Büchsenlicht anzulanden – man merkt, die Tage sind schon länger!! Daher konnte ich die nur mit einer blinkenden Baustellenlampe (!!!) gekennzeichnete Einfahrt problemlos meistern. Ein ruhiges Plätzchen im fast leeren Hafen war schnell gefunden, ein nettes Restaurant ebenfalls. Satt und zufrieden kuschelte ich mich in meine Koje, der bald einsetzende, monoton auf das Kajütendach trommelnde Regen begleitete mich sanft in das Land der Träume….
Etmal: 21sm, Position: N 36° 27,12’ / E 027° 10,27’