Bevor ich allerdings Ablegen kann gibt es ein noch ein klitzekleines Problem: Einer der beiden Heckanker hat sich am Grund total verklemmt, genauer gesagt das aufgesetzte Reitgewicht mit der Sorgleine. Das Gerödel mit dem Reitgewicht reicht mir jetzt, beim nächsten Yacht – Chandler besorge ich mir statt dessen einen anständigen Kettenvorlauf. Wie ich diesen allerdings permanent einsatzbereit verstauen werde weiß ich noch nicht. Ich probiere hin und her, versuche mit dem Schlaucherl aus einer anderen Richtung Zug auf das Ankergeschirr auszuüben, aber es rührt sich nichts. Was bleibt mir also anderes übrig, als ins noch immer a….kalte Wasser zu steigen und tauchender Weise die Sache zu klarieren? Irgendwie habe ich aber dabei die Tiefe unterschätzt und verpasse einmal den Druckausgleich – meine Ohren reagieren sofort mit Schmerz. Ich bin sowieso schon sauer (Hafenwasser ist ja sooooo sauber….) und nun das auch noch dazu. Angeblich bin ich heuer der erste Tourist im Wasser. [Sarkasmusmodus / on] Toll, ich wollte immer schon einmal bei irgendwas der Erste sein…. [Sarkasmusmodus / off].
Nachdem ich mich in der Sonne wieder aufgewärmt habe dümple ich los, denn bei knapp 5 Knoten Wind, noch dazu gegenan, will mein altes Mädchen nicht so recht. Ich setze die griechische Gastlandflagge, umschiffe die Riffe vor Kastellorizon und lege mich dort in der Bucht Mandraki vor Anker.
Beim ersten Landgang steige ich zum genuesischen Kastell, dem „Castello Rosso“, die rote Burg, hoch – warum die so heißt weiß ich nicht, rot ist sie jedenfalls nicht… Die Aussicht von dort ist herrlich, die klare Luft gewährt eine tolle Fernsicht. Am Abend verlege ich mich in den Hafen des Hauptortes Megisti, lege mich aber auch dort vor Anker. Ich empfange zwar etliche Netze, leider sind alle verschlüsselt.
Das „Einklarieren“ verlief völlig problemlos, der junge Beamte, den ich sicherheitshalber aufsuchte, wollte überhaupt keine Papiere sehen. Sinngemäß erklärte er es mir so: „Der Tourismus ist für diese kleine, faktisch im Feindesland liegende Insel derart überlebenswichtig, dass man Ankommende mit möglichst wenig bürokratischen Hindernissen, welche sonst abschreckend wirkend und von einem Besuch der Insel abhalten könnten, belasten will. Daher die extrem großzügige Regelung“. Ich hatte zwar das griechische „Pleasure Craft Traffic Document“ bei mir (weil ich Schlingel ja in Griechenland gar nicht ausklariert habe, bitte nicht weitersagen…) aber er meinte, wenn er mir einen Stempel gäbe, hätte er Arbeit und ich müsste dafür bezahlen – das wollten wir doch beide nicht, oder? Der junge Mann war mir schlagartig sympathisch…
Gleich hinter dem Ort ragt ein ziemlich hoher Felsabsturz auf, auf dessen Plateau eine abenteuerliche Stiege hinaufführt. Für mich habe ich sie „Himmelsstiege“ getauft. Dort werde ich mich morgen wohl sportlich betätigen müssen….
Etmal: 5 sm, Position: N 36° 08,92’ / E 029° 35,89’