Um drei Uhr in der Nacht (!!!) bekomme ich Besuch von zwei heranschwimmenden, französisch sprechenden Männern. Sie benutzen Sandpipers Badeplattform als Raststation. Als ich wütend aus dem Niedergang auftauche verschwinden sie rasch wieder. Nachdem sie sich in normaler Lautstärke miteinander unterhalten haben glaube ich nicht, dass sie etwas Böses vorhatten; sicherheitshalber kette ich aber mein Schlaucherl an und lege meine Machete griffbereit.
Der Rest der Nacht verlief dann ruhig, nur der Schwell ließ Sandpiper schaukeln. Auch der Wind hielt sich in Grenzen.
Nach einem gemütlichen Frühstück lege ich unter Segel ab, leider ist es dasselbe Trauerspiel wie gestern: Schwache, dafür drehende Winde aus allen Himmelsrichtungen…. Ich komme nicht richtig weiter, Sandpiper braucht einfach mehr Wind um anständig in Fahrt zu kommen. Nach vier sich schleppenden Meilen versuche ich unter Motor einen Böenstrich zu erreichen; dort angelangt drehe ich Sandpiper in den Wind, um das Groß setzen zu können. Zu diesem Zweck drossle ich den Motor etwas. Der fängt plötzlich zu stottern an und bleibt stehen. Na so was, was ist denn jetzt schon wieder los??? Hier heraußen am Meer kann mir zwar deswegen nichts passieren, aber irgendwann muss ich ja irgendwie in einen Hafen oder eine Bucht kommen, um den Motor reparieren zu können. Auf See geht das ja ziemlich schlecht… Ich setzte die Segel, bringe Sandpiper halbwegs auf Kurs und versuche die Ursache des Motorausfalls zu eruieren. Ich checke die Standardfehler wie kein Benzin im Tank, Choke versehentlich gezogen, korrekter Kerzensteckersitz, korrekter Benzinschlauchanschluss, etc. durch, ich kann auf die Schnelle aber keinen Fehler finden. Ich studiere die Seekarte und komme zu dem Schluss, dass es am Besten wäre, in die mir schon bekannte Bucht vom Vortag zurückzusegeln und dort die Fehlersuche zu beginnen. Gedacht, getan. Ich dümple, nun mit achterlichen Wind, wieder zurück, lege mich fast an der gleichen Stelle wieder vor Anker und gehe auf Fehlersuche. (Dazu sei noch angemerkt, dass gestern, bei meiner vergeblichen Liegeplatzsuche im Hafen, der Motor schon einmal nur sehr unwillig Gas angenommen hat. Daraufhin habe ich am Abend noch die Kerzen gereinigt. Dem Kerzenbild nach waren sie aber nicht verantwortlich für die unwillige Gasannahme). Als Erstes prüfe ich nun die Zündfunken, die sind ok. Erleichterung bei mir, den bei einer elektronischen Zündung ist fast nichts zu reparieren, nur auszutauschen. Benzintank, Ballpumpe und die Benzinpumpe am Motor sind okay, Benzin kommt bis zum Vergaser, die Zündkerzen sind aber trocken. Also bleibt nur mehr der Vergaser über. Vielleicht hängt ja die Schwimmernadel oder eine Düse ist verlegt. Ich liebe es ja sooo, einen Vergaser mit seinen vielen kleinen Einzelteilen auf einem schwankenden Schiff zu zerlegen. Aber alles geht gut (bis auf eine Schraube, die mir runtergefallen ist…) Ich reinige das Teil gründlich, blase die Düsen durch und entferne doch einiges an Schmutzteilchen. Nach dem geglückten Zusammenbau (nein, mir sind keine undefinierbaren Kleinteile übrig geblieben!) bin ich mit der Welt wieder im Einklang, als der Motor problemlos ansprang und brav vor sich hinschnurrte. Nur, der Tag war damit leider gelaufen – es ist zu spät, um noch auszulaufen. Ich fröne also den Rest des Tages dem Schwimmen und Schnorcheln, wobei mich dabei fast der Schlag trifft: Fünfzig Meter von meinem Ankerplatz entfernt befindet sich, einen halben Meter unter dem Wasserspiegel, ein Riff, welches nicht zu sehen war. Diese Falle ist in der Seekarte nicht eingezeichnet, auch keine Boje weist auf die Gefahrenstelle hin. Etwas Glück braucht der Mensch im Leben, hier hatte ich wieder einmal eines…
Etmal: 8sm, Position: N 35° 24,57’ / E 024° 47,08’ – gleich wie gestern.