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Freitag, 26. Juni 2009

Navarino / Pylos

Wieder einmal ist ein Wandertag angesagt. Die Gegend hier ist flach und fruchtbar. Wenn man(n) allerdings sieht, wie die landwirtschaftlichen Flächen bestellt werden könnten einem die Tränen kommen….
Die blöden Flieger hört man hier in der Bucht noch mehr - die sind lästig wie die Gelsen. Zur Zeit üben sie Sturzkampftaktik mit der entsprechenden Lärmkulisse – vielleicht sollte ihnen jemand mal sagen, dass diese Taktik bereits im zweiten Weltkrieg angewandt wurde und schon damals nicht zum Erfolg führte…

Was gibt es zu der Bucht hier zu sagen: Navarino - die Schlacht, die keiner wollte:

Mit der Niederlage der verbündeten türkisch-ägyptischen Flotte gegen die verbündeten Seestreitkräften Englands, Frankreichs und Russlands in der Seeschlacht von Navarino, dem heutigen Pylos, wurde die Unabhängigkeit Griechenlands (1830) vom osmanischen Reich eingeleitet. In seinen Auswirkungen auf die internationale Situation kann man Navarino daher zu den entscheidendsten Schlachten der Welt rechnen. Zuvor hatten die Alliierten einen Waffenstillstand im Krieg zwischen Griechen und Türken gefordert. Als dies vom osmanischen Reich abgelehnt wurde, schickten die Großmächte ein Flottenkontingent, um die Landung ägyptischer Verstärkungstruppen in Griechenland zu verhindern. Die Bucht von Navarino, die durch die vorgelagerte Insel Sphakteria zu einem riesigen geschützten Hafenbecken wird, hatte damals wie heute nur einen schiffbaren Ausgang. Ihn deckte mit ihren Geschützbatterien eine starke türkische Festung. Das Kräfteverhältnis war für die Alliierten ungünstig: 27 Schiffen, armiert mit etwa 1300 Kanonen, standen 65 turko-ägyptische Schiffe mit etwa 2000 Kanonen gegenüber. Dazu kamen noch die Hafenbatterien. Am 20. Oktober 1827 gegen 13.30 Uhr lief die alliierte Flotte in die Bucht ein. Die Order lautete, dass kein Schuss abgefeuert werden dürfe, es sei denn, ein feindliches Schiff eröffne das Feuer. Die Türken wurden völlig überrascht, die Geschütze der Festung schwiegen. Die turko-ägyptische Flotte ankerte in der Formation eines Halbmonds schützend vor den Transportschiffen. Die Gefechtsposition der Alliierten war so gewählt, dass kein feindliches Schiff die Bucht verlassen konnte. Auf einer Fläche von nur 5 Kilometern Länge und 2,5 Kilometer Breite drängten sich die Schiffe. Es waren sämtlich Segelschiffe, was ihre Manövrierfähigkeit im windgeschützten Hafen einschränkte. Die kleinere Flotte der Alliierten, die aber besser bewaffnet war, erwies sich jetzt als Vorteil gegenüber einem Gegner, der sich durch seine schiere Anzahl selber behinderte und dazu noch eine riesige Zielscheibe bot. Eine lange Stunde lagen sich die beiden Flotten gegenüber, und die Nervosität stieg von Minute zu Minute. Schließlich fiel der Funke ins Pulverfass: Ein türkisches Schiff ließ ein Boot zu Wasser, von dem ein englisches Schiff annahm, es könne sich um einen „Brander“ handeln, eine mit Pulver gefüllte, schwimmende Bombe. Um dieser Gefahr zu begegnen, fierten die Engländer ihrerseits eine Pinasse mit Bewaffneten. Auf einem in unmittelbarer Nähe liegenden ägyptischen Schiff wurde dies als Enterungsversuch missverstanden, so dass man die Rudermannschaft beschoss. Um den Rückzug ihres Bootes zu decken, feuerten die Engländer eine Breitseite, und bald war das Schießen allgemein:


Von 14.30 Uhr bis in die Nacht dauerte die Schlacht. Sie endete mit der vollständigen Vernichtung der turko-ägyptischen Flotte. Wegen des engen Raumes konnte von taktischer Führung keine Rede sein. Jedes Schiff handelte selbständig und feuerte aus allen Rohren. Am Ende glich die Bucht einem Schiffsfriedhof voll brennender Wracks und treibender Leichen. Die Verluste der Alliierten beliefen sich auf 174 Tote und 475 Verwundete, die der Osmanen auf 6000 Tote und 4000 Verwundete. Kein europäisches Schiff sank, die Türken und Ägypter verloren etwa sechzig Schiffe. Diese Schlacht war die letzte große Seeschlacht welche ausschließlich mit Segelschiffen durchgeführt wurde.
Die Schlacht hatte unumstößliche Tatsachen geschaffen: Obwohl kein Grieche in ihr kämpfte, legte sie den Grundstein für einen souveränen griechischen Staat. Die Aufständischen Griechen bekamen durch den Seesieg Luft, umso mehr, als sechs Monate später der nächste russisch-türkische Krieg ausbrach, der sämtliche Truppen des Sultans an der Donau band.
Nachsatz: Mit der ägyptisch-türkischen Flotte war eine große Anzahl bronzener Kanonen untergegangen. Ein Großteil davon wurde unter dem griechischen König Otto (einem bayerischen Prinzen, der in Österreich geboren wurde) gehoben und als Recyclingmaterial in Europa verkauft, wobei etliche davon nach Bayern gelangten und für den Guss des Obelisken am Karolinenplatz in München, der Bavaria und der Tilly-Statue in der Feldherrenhalle verwendet wurden.