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Samstag, 11. Juli 2009

Von Argostoli nach Sizilien – 1. Tag auf See

Ich hole noch einen aktuellen Wetterbericht ein – „No Gale warning“ - also los! Unser nächstes Ziel, Sizilien, wartet auf uns!
Ich säubere das Schlaucherl und verstaue es unter Deck im Vorschiff – während der langen Überfahrt würde es mich am Heck nur stören.
Mit Wolfgang noch den Vormittag fachsimpelnd verbracht. Schade dass ich weiter muss, seine Erfahrung und Tipps werden mir fehlen.
Milch und frisches Brot noch schnell eingekauft, Punkt Mittag lege ich ab – dabei habe ich glatt vergessen, auszuklarieren… Ich kann unter Segel ablegen und, bis auf ein kurzes Stück unter Motor, aus der Bucht hinaussegeln. Während der ruhigen Ausfahrt aus der weitläufigen Bucht mache ich Sandpiper seefest: Ich montiere den Heckanker mit seinem Kettenvorlauf ab und verstaue ihn in der Backskiste, bändsle die Fock an die Reling, lege die Sturmfock, den Lifebelt mit den Lifelines und die Automatische Rettungsweste in Reichweite, usw.
Ich nehme wieder einmal Abschied von Griechenland, diesmal wird es - wenn alles gut geht - wohl für eine sehr lange Zeit sein.
In der Landabdeckung geht es leicht chaotisch zu, der Wind schralt, ich habe alle Hände voll zu tun. Draußen werden die weißen Wellenkämme höher und mehr, außerhalb der Landabdeckung geht’s dann zur Sache - der Wind legt kontinuierlich zu. Ich komme bald zu nichts anderem mehr, als mich festzuhalten. Mein altes Mädchen stürmt durch die chaotischen Wellen, dass es eine helle Freude ist. Für mich allerdings etwas weniger, ich hole mir ein paar blaue Flecken und Hautabschürfungen, so geht’s drunter und drüber. An warmes Essen oder einen Kaffee ist nicht zu denken. In der Kajüte schaut es bald aus wie in einer Rumpelkammer. Gegen Abend binde ich aus Sicherheitsgründen das erste Reff ein, danach geht’s ein bisschen aufrechter dahin… Wir fliegen durch die Nacht, blutrot geht hinter uns der im abnehmen begriffene Mond auf. Phosphoreszierendes Plankton blitzt in der Schaumspur von Sandpiper auf, kurz erschrecken mich plötzlich auftauchende Delfine. Ein einziges Kreuzfahrtschiff kommt mir auf zwei Meilen nahe, sonst bin ich alleine auf dem Meer.
Die Nacht verläuft zwar in starker Schräglage bei unverändert chaotischem Wellenbild, aber an sich störungsfrei. Öfter als mir lieb ist kracht Sandpiper mit einem lauten Knall in ein Wellental – ich brauche keinen Wecker; an Schlaf ist bei diesem wilden Ritt sowieso nicht zu denken, nur kurzes Dösen ist möglich.