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Donnerstag, 16. Juli 2009

Von Riposto nach Catania

Pünktlich um 06:30 reißt mich der Lärm der Böller aus dem Schlaf. So etwas idiotisches… An weiteren Schlaf ist aber sowieso nicht mehr zu denken, da beginnender Schwell Sandpiper zum kräftigen Schaukeln bringt. Leider Null Wind. Trotzdem: nichts wie weg hier – auf Nimmerwiedersehen, Riposto! Unter Motor geht’s spritsparend gemütlich nach Süden, ich hab’s ja nicht besonders eilig. Die ganze Küste entlang stehen mir die kleinen Boote hoffnungsvoller Nachwuchsfischer im Weg herum. Fischen dürfte in Italien offensichtlich ein sehr beliebter Volkssport sein.
Jedes Mal, wenn ich bei einer Ortschaft vorbeikomme, schwimmt im Meer eine Unmenge von Müll jeglicher Art. Richtige Dreckschweine leben hier – das muss einmal gesagt werden!
Vorbei an den Zyklopeninseln...


...wo ich endlich Segel setzen kann, geht’s Richtung Catania. Dort geht’s zu wie bei „Miami Vice“: Kampfflugzeuge und Hubschrauber donnern über mich hinweg, die „Guardia Finanza“ rauscht mit einem Schnellboot an uns vorbei – wenigstens einen misstrauischen Blick hätten sie mir zuwerfen können – Motorboote zeigen mir dass sie schneller sind als wir, ein großes Kreuzfahrtschiff muss natürlich zeitgleich mit mir Einlaufen. Ich muss nämlich in den Hafen, um die Stadt...


...besichtigen zu können – außerhalb gibt es keine vernünftige Ankermöglichkeit. Im riesigen Hafengelände herrscht betriebsames Chaos. Mit Ach und Krach kriege ich in einer der dort beheimateten Marinas ein Plätzchen. Kein Internet, dafür fließendes Kaltwasser in einer abgefuckten Dusche. Den Zustand der Toilettenanlage kommentiere ich gleich gar nicht… [Sarkasmusmodus/on] Was kann man denn auch schon viel erwarten um läppische 28,- € pro Tag für ein 7m Schiff… [Sarkasmusmodus/off]
So siehts übrigens im Hafen aus:


Bei meinem obligaten Kulturhatscher durch die Stadt trifft mich dann fast der Schlag: Catania muss einmal eine wunderschöne und sehr reiche Stadt gewesen sein:


Großzügig angelegt, breite Boulevards mit herrlichen Palais, Villen und vielen großen, reich geschmückten Sakralbauten.


Das alles verfällt schon seit langer Zeit, ganze Straßenzeilen stehen leer, der Dreck ist allgegenwärtig, Slums in denen Farbige herumlungern und dazu ein Verkehr, der jeder Beschreibung spottet. Die Verkehrsregeln sind außer Kraft gesetzt, jeder fährt wie es ihm passt – es ist sagenhaft. Ich kaufe mir ein Eis, setze mich bei einer Kreuzung mit einer Stopptafel auf eine Bank und beobachte den Verkehr – nichts für schwache Nerven… Ob ich mich mit der italienischen Mentalität anfreunden kann (oder überhaupt will…) wage ich zwischenzeitlich stark zu bezweifeln. Obwohl, wenn ich mit Menschen hier in Kontakt komme sind sie sehr nett und freundlich zu mir. Vor mir geht ein Mann, der sich soeben etwas gekauft hat. Er nimmt es aus der Verpackung und lässt diese dann achtlos auf den Boden fallen – zwei Meter neben einem Mistkübel!! Ich kann das einfach nicht verstehen. Was denken sich die Leute eigentlich dabei? Wahrscheinlich gar nichts…
Nebenbei bemerkt, wie man neben einem aktiven Vulkan, also einer tickenden Zeitbombe, freiwillig leben kann ist mir sowieso schleierhaft…
Meinen für zwei Tage geplanten Aufenthalt verkürze ich ob des bisher gesehenen auf nur eine Nächtigung – mein liebes Sizilien, mir reichts schön langsam mit dir…
Nachdem ich keinen Internetanschluss habe, muss ich also mit dem Wettervorschau - Aushang im Marinabüro vorlieb nehmen.
Übrigens - hier verkünden sie die Zeit auch mit Böllerschießen. Knallereien aller Art haben ja angeblich eine sehr lange Tradition in diesem Land…

Etmal: 21sm, Position: N 38°29,94 / E 015°05,87’