Ich bin in der falschen Marina, nämlich in der „Marinatour“. Die andere, „Sifredi“, hätte für ihre Kunden freien Internetzugang angeboten und wäre wesentlich näher an der Tankstelle und am Supermarkt gewesen. Preislich sind die Beiden aber ziemlich ident. Mich hat der Marinero in seinem Schlauchboot also abgefangen und in die andere Marina gelotst - und ich bin darauf reingefallen. Das kommt davon, wenn man kein Hafenhandbuch hat… Noch dazu liegen neben mir eine Menge Charterboote, das heißt am Wochenende ist Crewwechsel. Das Ergebnis ist ein ständiges Kommen und Gehen, zu meiner großen Freude wird in der Nacht lautstark Abschied (oder Ankunft…) gefeiert.
Carloforte selbst ist ein sehr lebhafter, gepflegter Ort mit schönen Häusern und sinnvoll angelegtem Hafen. Hier gefällt es mir ganz gut.
Ein zweites Paar Brillen geht mir kaputt, diesmal ohne Feindeinwirkung. Die sauteure „Titanflex“ Fassung brach entzwei. Vielleicht ist sie doch nicht so gut wie vom Verkäufer angepriesen?
Da ich wieder einem längeren Schlag vor mir habe, so um die 200sm, habe ich mein Schlaucherl vom Heck abgenommen, am Steg gewaschen, schön zusammengelegt und in seiner Tragetasche verstaut. So weit, so gut. Leider leistete ich mir dann beim Übersteigen vom Steg auf das Schiff einen Fehltritt und wieder einmal schlug das, von mir ganz besonders geschätzte, Hafenwasser über mein ergrautes Haupt (und der Tragetasche…) zusammen. Die gute Nachricht: Dem Schlaucherl ist nichts passiert und meine Brillen konnte ich auch retten, die paar Hautabschürfungen werden wieder verheilen und über den geknickten Stolz reden wir lieber nicht. Ein bisschen muss ich also noch an der Technik des Übersteigens feilen… Das Schlaucherl also noch einmal auspacken, mit Süßwasser abspülen und mitsamt der Tasche trocknen lassen. Das Gleiche Prozedere mit dem Skipper auch. War wohl wieder einmal nicht mein Tag…
Die Wasservorräte aufgefüllt und mit meinem praktischen Wägelchen Benzin von einer Straßentankstelle besorgt. Der kostet hier 1,3... € irgendwas. Auch nicht gerade billig!
Morgen in der Früh noch schnell in einem ausgekundschafteten Supermarkt Lebensmittel besorgen und den Liegeplatz bezahlen, dann kann’s wieder losgehen!
Am Abend strolche ich durch den Hafen und entdecke den Amerikaner, der in der Marina von Bizerta durch sein „tolles“ Anlegemanöver und anschließend schlierendem Anker für Aufregung gesorgt hatte. Der fuhr eigentlich nur wegen des Tankens nach Tunesien! Angeblich hat er sich dabei einige hundert Euro erspart - allerdings hat er dabei auch vier Tage vertan.
Ganze zwei deutsche Yachten liegen in Carloforte; eine davon ist die wunderschöne Ketsch „Galanta“ von Albert Bierther. Ich preie ihn von der Mole aus an, so kommen wir ins Gespräch.
Die Wetterdaten von Windguru, Windfinder und die Gribfiles geben grünes Licht für den Start zu meinem nächsten Ziel, den Balearen. Genauer gesagt will ich zuerst einmal nach Menorca, dann nach Mallorca. Dabei muss ich südlich des gefürchteten „Golfe du Lion“, dem Löwengolf, die so genannte „Sardinisch – Balearische Ebene“, queren. Gefürchtet deshalb, da durch das Rhônetal der Mistral, ein trockener Fallwind aus den Bergen des Zentralmassiv Frankreichs, aus nordwestlicher Richtung in besagtem Golf und weit in den Mittelmeerraum hinaus – dort wo ich unterwegs sein werde - weht.