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Samstag, 1. August 2009

Von Malta nach Pantelleria, 4. Tag auf See

Während der Nachtfahrt werde ich mit einem Phänomen konfrontiert: In der Schaumspur von Sandpiper erscheint häufig ein phosphoreszierendes Leuchten, welches ich keiner Tierart zuordnen kann, die Erscheinung ist faszinierend und gleichzeitig unheimlich.
Als ich in den Windschatten der Insel komme, ist es mit der Herrlichkeit des Segels vorbei, der Wind beginnt unkontrolliert zu drehen und bleibt dann ganz aus. Nun gut, die letzten zehn Meilen muss ich halt motoren. Der Mond, bereits zu zwei Dritteln voll, geht um ca. zwei Uhr unter, zehn Minuten später – es ist jetzt natürlich stockdunkel – ist der Benzintank leergefahren… Es war dann alles andere als lustig, schlaftrunken auf einem vom Tau patschnassen, in den Wellen wild rollendem Schiff mit der Stirnlampe Öl und Benzin nachzutanken.
An der Westseite der Insel befindet sich ein geschützter Hafen, Porto Scauri. Dort möchte ich anlegen und ein paar Stunden schlafen. In der Seekarte wird er als „Marina“ geführt. Als ich um 04:30 dort einlaufe kann mich das, was ich sehe, gar nicht mehr erschüttern, da ich es sowieso befürchtet habe: Wie in Italien üblich ist der Hafen überfüllt mit lauter Schlauch – und sonstigen Motorbooten, kein Plätzchen für Sandpiper frei. Mich könnt ihr doch alle mal kreuzweise gern haben… Im Hafen, gleich neben der Einfahrt, lege ich mir vor Anker, setze mein bewährtes Blitzlicht unter die Saling und haue mich aufs Ohr…
Der kürzeste Weg bis hierher hätte etwa 136sm betragen, ich benötigte dafür 182sm. Nicht mal so schlecht, oder?

24 Stunden - Etmal: 61sm, Position: N 36°46,12’ / E 011°57,86’

Ich habe gut geschlafen, gerammt hat mich auch keiner, gut. Es wird ziemlich heiß, das taunasse Schiff trocknet schnell auf.
Nach dem Frühstück – ein heißer Kaffee und kernweiche Eier sind bei der Hitze allerdings keine gute Idee, ich beginne leicht zu transpirieren - laufe ich unter Motor (wieder mal Gegenwind…) die Küste hoch nach Pantelleria Stadt. Im dortigen Hafen erwartet mich das Selbe wie gehabt, er ist rappelvoll. Zusätzlich kommt noch ein Gewusele von Kleinwasserfahrzeugen und Fähren dazu, außerdem stinkt es erbärmlich. Ich bekomme gerade noch ein Plätzchen, am Nachmittag ist dann die geschützt liegende Mole rappelvoll. Es gibt keine Sanitäranlagen, Wasser nur zeitweise und ohne Druck aus einem einsamen Hahn an der Mole. Irgendwie kann ich das aber verstehen, da die Insel selbst nur über sehr wenige eigene Wasserressourcen verfügt und die Hauptversorgung mit dem lebensnotwendigen Nass mit Tankschiffen von Sizilien aus erfolgen muss. Internetverbindung zu bekommen ist wieder einmal ein Abenteuer für sich, wie überall in Italien, wo ich bis jetzt war. Ich finde nicht einmal ein Internetcafe… Irgendwo in der Stadt habe ich dann doch kurzfristig einen Empfang, kann zumindest einen aktuellen Wetterbericht und meine Mails runterladen.
Es ist glühend heiß, der Wind bringt keine Abkühlung sondern bläst nur den Staub ins Schiff.
Ich sehe erst hier, dass die Wasserlinie von Sandpiper vollkommen verdreckt ist, in Valletta muss ganz schön viel Öl und Co. im Hafenwasser geschwommen sein…
Nach einem kurzen Rundgang durch die Stadt die nüchterne Erkenntnis - dreckig und teilweise halbverfallen, wie so oft in Süditalien. Zumindest eine Tankstelle ist ganz in der Nähe. Für 46 Liter muss ich allerdings 62,- Teuro löhnen – ein ganz schön geschmalzener Preis!
Ich leiste mir noch eine Pizzaschnitte und ein Eis, dann verschwinde ich in der Kajüte, den versäumten Schlaf nachzuholen.

Etmal: 8sm, Position: N 36°49,80’ / E 011°55,97’