Ich durchstreife die Stadt und verproviantiere mich. Das Warenangebot im „Consum“ ist reichhaltig, vielfältig und geht preislich in Ordnung. Das Geschäft an sich ist modern und sehr sauber. Auch die Strände werden vom Müll, den wir Touristen hinterlassen und der angeschwemmt wird, täglich befreit. Am Meer patrouillieren die schon bekannten Reinigungsschiffe. Diesbezüglich ein Kompliment an Spanien, hier wird etwas gemacht für den Tourismus! Wenn nur dieser wilde Bauboom und die Quallen nicht wären! Aber irgendwas passt mir ja immer nicht…
Die Marina in Altea „durchforste“ ich auch, es gäbe aber nur Schrott zu erwerben. Zurück zum Schiff gekehrt lasse ich den Herrgott einen guten Mann sein (uralter Spruch aus dem Ösiland) und faulenze gemütlich vor mich hin – schließlich hat es über 30 Grad in der Kajüte!
Am späteren Nachmittag breche ich auf, um die Landzunge mit den zwei Kaps zu runden, da ich mich bei Benidorm in die geschützte Ecke legen will. Eine Winddrehung auf NO mit stärkerem Wind ist nämlich angesagt. Als ich das zweite Kap runde wird schlagartig eine Horrorvision Wirklichkeit: Vor mir taucht Manhattan an der Costa Blanca auf, zwanzig Meter vom Strand entfernt! Dagegen war ja Calpe ein abgelegenes Sanatorium für Erholungssuchende! Ein Hochhaus neben dem anderen und es wird munter weitergebaut. Eine Wasserschi – Rundbahn, Musik (volles Rohr) aus allen Richtungen, Ausflugsdampfer sausen hin und her, der schmale (aber unendlich lange) Strand über und über mit Menschenmassen und Sonnenschirmen belegt. Ich lege mich kurz an eine Boje, um die auf mich erbarmungslos einstürzenden Eindrücke zu verarbeiten – was mir aber nicht ganz gelingt… Wer macht den hier Urlaub? Das ist ja Strafverschärfung! Bevor ich meine Krise bekomme lege ich ab und verschwinde schleunigst von der Stätte des kollektiven Massenwahns. Aber wohin jetzt, zu so später Stunde? Das wäre ja mein Ankerplatz für diese Nacht gewesen! Egal, lieber eine Nacht auf See verbringen als hier zu bleiben!
Der weitere (bei Tageslicht noch erreichbare) Küstenabschnitt bietet keinen geschützten Platz, zudem ist Starkwind aus NO angesagt. Daher probiere ich mein Glück in der Marina von Villajoyosa, die haben für zwanzig Teuro noch ein Plätzchen für mich. So kann ich wenigstens Wasser fassen, meine Wäsche waschen und mich duschen. Nur Internetverbindung haben sie leider keine…
Etmal: 11,5sm, Position: N 38°30,50’ / W 000° 13,15’