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Mittwoch, 15. September 2010

Von Mallorca nach Ibiza

Es ist nicht zu fassen: In der Nacht läuft ein Segler ein, legt sich mitten im betonnten Fahrwasser vor Anker, setzt kein Ankerlicht und geht seelenruhig schlafen. Das nenne ich Nervenstärke…
Am Morgen dann Windstille, ich laufe trotzdem aus, möchte bis zur Cala Figuera, bis dorthin muss ich motoren – leider ist dort von der in der Seekarte eingetragenen Tankstelle nichts zu sehen. Die lange, schmale Bucht gefällt mir nicht, das Wasser ist dort auch ziemlich schmutzig, also laufe ich postwendend wieder aus. Da in der Zwischenzeit etwas Wind aufgekommen ist nehme ich gleich Kurs auf Ibiza und verlasse das schöne Mallorca. Diese Gegend hier ist, auch seglerisch, fest in deutscher Hand.
Der Küstenabschnitt zwischen Porto Colom und der Südspitze Mallorcas hat mir ausgesprochen gut gefallen. Nicht nur die schroffe Küstenformation...


...sprach mich positiv an, auch die architektonisch hübsch gestalteten Bauten...



...gefielen mir sehr gut. Vielleicht sollte ich dieses Fleckchen Erde für einen eventuellen Alterssitz im Auge behalten…
Ich kann die Südküste Ibizas nicht ganz anliegen, aber nachdem ich die sowieso schon kenne nehme ich eben Kurs auf die Nordküste, das geht sich mit dem Wind gerade so eben aus.
Ich mache mich wichtig und befreie die Heckkörbe und den Geräteträger mit Salzsäure vom Rost, das funktioniert besser (und schneller) als wie mit der Phosphorsäure.
In der Dämmerung fange ich endlich meinen ersten Fisch heuer! Ein kleiner Thunfisch ist mir auf einen Kunststofffisch – Köder, bei fünf Knoten Fahrt, reingefallen:


Als die Finsternis von Osten her uns langsam einholt, blinken uns achtern verheißungsvoll und lockend die Lichter von Palma nach. Nein, danke! Ich bin selber genug Balla – Balla, dazu brauche ich keinen Ballermann!
Als unmittelbar neben dem Schiff ein großer Delfin aus dem Wasser springt, fällt mir vor Schreck fast das Kaffeehäferl aus der Hand.
Dann wird aber schön langsam Schluss mit lustig. Der Wind wird immer stärker, wir preschen richtiggehend durch die Nacht. An Schlaf ist nicht zu denken, zu oft und zu heftig knallt das Schiff in die Wellen, die Krängung wird in den Böen beachtlich. Hoch am Wind, erstes Reff und halbe Genua, da ist Najadchen nicht zu luvgierig, läuft schnell und gute Höhe.
Es ist ein irrer Ritt, ich bin richtig überdreht, könnte ewig so weitermachen. Der Wind heult, Wolken ziehen und verdecken die Sterne, Gischt fegt über das Deck, der unnütze Windgenerator jault gequält vor sich hin, dreht sich wild wie ein Kreisel um seine eigene Achse, der Autopilot gibt ächzend und quietschend sein Bestes, ich stemme mich haltsuchend im Schutze der Sprayhood gegen die gegenüberliegende Sitzbank ab, fiere, wenn es zu arg wird den Traveller ganz nach Lee und hätte gerne eine heiße Tasse Kaffee – daran ist aber bei diesen Bedingungen überhaupt nicht zu denken. Einfachere Gemüter würden diese Situation vielleicht mit „affengeil“ bezeichnen…
Als ich gegen Morgen im Lee von Ibiza ins ruhige Wasser komme suche ich mir eine geschützte Bucht (Cala Charraca), und lasse um 05:40 (noch immer stockdunkel…) hundemüde aber happy meinen Deltaanker ins Wasser rauschen.
Jetzt aber nichts wie in die Heia! Daraus wird aber so schnell nichts, denn als ich mein müdes Haupt sanft betten möchte merke ich, dass ein Teil der Tuchent und die Matratze nass sind. Waschelnass… Mir schwant übles, bin aber zu müde um Ursachenforschung zu betreiben, möchte nur noch schlafen. Also suche ich mir eine halbwegs trockene Stelle und falle in einen unruhigen Schlaf.

Etmal: 82sm, Position: N 39° 06,00’ / E 001° 30,00’