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Donnerstag, 16. September 2010

Ibiza, Cala Charraca

Lange habe ich ja nicht geschlafen – die Unruhe treibt mich bald wieder aus dem (feuchten…) Bett. Das Ergebnis der Suche nach dem Leck jagt mir die Zornesröte ins Gesicht. Jetzt würde ich gerne mit harten Gegenständen um mich werfen, aber es bringt ja nichts… Also, die Kabeldurchführung für die Ankerwinsch und den Landstromanschluss, welche von der Bugkoje in den Ankerkasten führt, ist nicht abgedichtet! Loch gebohrt, Kabeln durchgesteckt, aus, fertig. Ferner wurde in besagtem Ankerkasten ein Pilzlüfter eingebaut, der wahrscheinlich die dahinter liegenden Wäscheschränkchen belüften soll. Auch der ist undicht! Jetzt ist der Fall klar: Durch die stürmische Fahrt kamen ja öfters die Wellen übers Deck, die durch den Ankerkastendeckel und Ketteneinlauf ihren Weg in den Ankerkasten (Darum hat dieser ja auch einen Ablauf nach außen…) und durch die nicht abgedichteten Öffnungen auch ins Bootsinnere fanden…
Dass ein Teil meiner Wäsche, Handtücher und sonstige Ausrüstungsgegenstände nun mit Salzwasser getränkt sind, erwähne ich nur am Rande.
Ich drapiere die nassen Sachen (ja, ja, gegen wegfliegen habe ich sie gesichert…) zum Trocknen malerisch an Deck – Najade schaut aus wie ein Fetzenflieger!
Den Rest des Tages verbringe ich mit der Abdichtung der neuralgischen Stellen. Ich kann das Herumgepatze mit dem klebrigen PU Zeug eh was nicht leiden, aber eine andere Möglichkeit gibt es leider nicht.…
Zur Sicherheit kontrolliere ich noch die Bilge – und glaube, mich tritt ein Pferd. Wasser!!! Salzwasser, und zwar nicht wenig. Rund zehn Liter werden es, die ich ausschöpfe / austunke. Das kann nicht vom Ankerkasten gekommen sein, dass muss seinen Weg woanders genommen haben. Ich bin leicht zerstört. Also heißt es einen Zweifrontenkrieg zu führen - Wasser von oben und von unten. So soll ich mit diesem übertakelten Nudelsieb heil über den Atlantik kommen? Da muss ich ja schon in Gibraltar beginnen, „Mayday“ zu senden. Da hätte ich ja gleich mit „Sandpiper“ weitersegeln können…
Ich trockne die Bilge aus, (die dort gelagerten Lebensmittel sind so verpackt, dass ihnen Wasser nichts anhaben kann) kann aber keine Wasser - Eintrittstelle finden. Seeventile, Log u. Loteinlass, alles dicht. Seitlich, von der Scheuerleiste oder einem Beschlag her, ist auch nichts festzustellen, die Schränke und die Stauräume unter den Kojen sind knochentrocken, Achterkajüte, Motorbilge und Backskiste ebenfalls.
Mir bleibt nur die Erklärung, dass bei den starken Schiffsbewegungen, wie sie gestern stattgefunden haben, sich der Kiel etwas bewegt und durch die Kielbolzen das Wasser eintritt. Denn im Normalfall ist die Bilge ebenfalls knochentrocken. Um aber die Kielbolzen zu kontrollieren und eventuell nachzuziehen bräuchte ich einen 30er Ringschlüssel, den ich leider nicht habe. Mal sehen, wo ich einen herbekomme…
Das einzig Aufbauende an dem Tag war der Anruf von Freund Heli, Mails und sms von lieben Menschen und der leckere Thunfisch, den ich gestern gefangen habe.
In der Nacht untersuche ich im Schein der Taschenlampe (da sieht man am Besten) die Bilge und die Wrangen auf eventuelle Haarrisse, es ist nichts zu sehen, auch kein Tropfen Wasser ist nachgekommen – na wenigstens etwas Positives!