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Montag, 10. Januar 2011

Atlantik, 8.Tag

Um fünf Uhr früh, wir waren wieder einmal eher hurtig unterwegs, Tumult am Vorschiff. Der Ausbaumer ist gebrochen! Schon wieder! Ein Teil des Aluminiumrohres hängt am Segel, der andere am Mast. Das Segel schlägt wie wild, da es auch den Schotwagen aus seiner Schiene gerissen hat. Mit der Stirnlampe versuche ich auf dem nassen Vordeck, verschlafen wie ich noch bin, die Situation zu bereinigen; wobei ich höllisch aufpassen muss, dass mir das schlagende Alurohr keine verpasst. Ich bin leider etwas zu langsam, die scharf gezackte Bruchstelle des Ausbaumers hat meine schöne Genua durchstoßen und einen ca. 10 cm langen Riss hinterlassen. Ich bin wieder einmal so was von verhärmt…
Bei Tageslicht repariere ich provisorisch mit einigen Lagen Tape den Riss im Segel, kürze und baue den Ausbaumer um, um ihn weiterhin verwenden zu können und setze den Schotwagen wieder ein. Und das alles bei einem chaotischen Wellengang, der schön langsam nervt. Nicht das ich mich vor den Wellen fürchten würde, das nicht, aber es ist dabei kein vernünftiges Arbeiten möglich, auch die Küche bleibt meistens kalt.
Den hohen Wellengang kann ich mir nur als Ausläufer der nördlich durchziehenden kräftigen Tiefs erklären, den der Wind hier in der Region schwankt zwischen 4 und 5 Beaufort – also nichts tragisches.
Erfreulich ist, ich habe, zurzeit wenigstens, keine Zahnschmerzen mehr; dafür einige blaue Flecken, die ich mir bei den Möbeln geholt habe, als Najadchen von größeren Wellen seitlich getroffen wurde und ich nicht darauf vorbereitet war...
Am späten Nachmittag laufe ich an einem Segelschiff, ca. eine Meile entfernt, vorbei. Ich preie es auf Kanal 16 an, aber es erfolgt keine Reaktion. Obwohl es sich um ein größeres Schiff handelt (2 – Saling Rigg) hat es gegen Najadchen keine Chance – wir lassen es eiskalt stehen.
Ein Vogel begleitet mich schon seit einiger Zeit, es handelt sich dabei um einen falkenähnlichen, wendigen Räuber, der artistisch knapp über den Wellen nach Beute jagt. An seiner Oberseite befindet sich ein großes, lichtes „V“, welches vom Körper bis über die Flügel reicht. Am Körperende, kurz vor den Schwanzfedern, ziert ihn ein weißer Bund. Ich bin hier knapp 300 Seemeilen vom nächsten Land entfernt – was macht das Tier in der Nacht? Schläft es auf dem Wasser? Es kann doch nicht die ganze Zeit fliegen, oder doch? Das würde mich echt interessieren!
Bis auf einige Schwärme fliegende Fische war nichts zu sehen, das Fischen erspare ich mir, da ich mir bei dem Wellengang sowieso keine Fangchancen vorstellen kann.

8. Mittagsetmal: 140 Sm/910 ges., Position: 20° 01,80’ N / 028° 35.10’ W

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