2. Tag
Meine Crew genoss die (für eine 31er) großzügig bemessenen Kojen, ich schlief gottergeben draußen auf der Cockpitbank – der Wettergott hatte ein Einsehen mit mir und verschonte mich mit Regen…
Wir konnten den Lotsen dazu überreden, den so genannten „Banana shortcut“ zu fahren, eine Abkürzung, welche eine etwas verkürzte Fahrt durch ein landschaftlich interessantes Gebiet...
...abseits der Großschifffahrt bietet, welche allerdings nur für kleine Schiffe geeignet ist – also ideal für Najadchen! Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse, nur nervte mich das stundenlange Fahren unter Maschine gewaltig – wenigstens bekam diese so die Möglichkeit, sich einmal ordentlich freizufahren. Dann, kurz vor der Pedro Miguel Schleuse zwei Überraschungen: Najadchen wird ganz alleine geschleust und Dieselkraftstoff rinnt unter der Motorabdeckung hervor... Ersteres ist erfreulich, zweites eher nicht. Um Lotsen und Crew nicht zu beunruhigen versuche ich den auslaufenden Kraftstoff mit Tüchern und Küchenrollenpapier aufzufangen, schaue gar nicht erst in den Motorraum, denn was soll ich während des Schleusens schon viel reparieren? Noch dazu wo ich die Maschine nicht abstellen darf und permanent an der Pinne und am Schalthebel stehen muss. Es kann nur eine Dieselleitung undicht sein – und mit diesem Defekt muss ich eben durch die Schleusen kommen, da hilft alles nichts. Hoffentlich saugt der Motor keine Luft an, denn dann würde es schlecht ausschauen… Mit leichter Unruhe im Herzen laufe ich in die erste Schleusenkammer ein: Länge: 305 m, Breite: 33,5 m, Tiefe: 26,3 m Fassungsvermögen 101.000 m³ Wasser. Die Füllzeit pro Kammer beträgt 8 Minuten. Die (insgesamt) 46 Schleusentore sind 25 m hoch und wiegen jeweils über 730 Tonnen. Jede Schleusung verbraucht etwa 197 Millionen Liter Süßwasser. Und diese letzten drei Kammern werden nur für Najadchen alleine betätigt – unglaublich!!
Schlussendlich durchlaufen wir die Schleusen völlig easy und problemlos, meine Crew arbeitet wie ein gut eingespieltes Team. Als sich das Tor zum Pazifik öffnet und dessen grünliches Wasser in die Kammer strömt...
...klopfe ich meinem Schiffchen sanft auf den Aufbau: Braves, kleines Mädchen, wir haben es wieder einmal geschafft, wir sind wieder einmal gut angekommen!
Unter der „Puente de las Américas“ hindurch...
...gehts dem Ende der Reise entgegen. Apropos „Puente de las Américas“:
Dabei handelt es sich um eine Bogenbrücke. Sie überspannt den Panamakanal und verbindet so die Hauptstadt Panama-Stadt mit dem Inland. Sie führt von der Hauptstadt zur Ortschaft Balboa. Mit ihrer Länge von 1.669,20 Metern und der lichten Höhe von 118 Metern galt sie jahrelang als eine der längsten und höchsten Brücken der Welt. Die Brücke war bis zur Einweihung der Puente Centenario 2004 die einzige Straßenverbindung zwischen Nord- und Südamerika; Vor ihrer Erbauung dienten Fähren zur Überquerung des Kanals. Ihre Erbauung durch die Amerikaner kostete rund 20 Millionen US-Dollar und wurde durch die öffentliche Hand der vereinigten Staaten finanziert. Der Bau dauerte knapp vier Jahre.
Hannes und Sabine setze ich bei ihrem Schiff an der Boje des Balboa Yachtclubs ab, Hans - Werner und Conny fahren (inzwischen in langsamer Fahrt, wegen der undichten Dieselleitung) mit bis zum Ankerplatz „Las Brisas“ in der Nähe von Panama City…
…wo ihr Schiff vor Anker liegt und ich ebenfalls mein Eisen in den Grund fahren lasse - das waren lange 46 Meilen unter Maschine!
…wo ihr Schiff vor Anker liegt und ich ebenfalls mein Eisen in den Grund fahren lasse - das waren lange 46 Meilen unter Maschine!
An dieser Stelle möchte ich meiner Crew nochmals herzlich dafür danken, dass sie die Unannehmlichkeiten eines kleines Schiffchens mit seinen beschränkten sanitären Verhältnissen und einem Skipper mit beschränkter Kochbegabung auf sich nahmen, um mir bei meinem Kanaltransit zu helfen. Herzlichen Dank dafür!!
Hier einige Impressionen zu meinem Kanaltransit:
Aus dem Weg, Dicker, wir fürchten uns nicht vor dir!
Einer der einsatzbereiten "Affenfaustwerfer", vorschriftsmäßig mit Rettungsweste bekleidet:
Besucherturm einer Schleuse, die Menge tobt:
"Gestresste" Crew:
Mit diesen Fräsköpfen wird das harte Gestein des Kanalgrundes abgefräst:
Einiges an Gegenverkehr:
Manchmal wurde es auch eng:
Fischer bieten uns unter der „Puente de las Américas“ ihren Fang an:
Der angeblich größte schwimmende Bagger der Welt, "D Artagnan", beeindruckende 123m lang und 23m breit, bei seiner Arbeit unter der „Puente de las Américas“:
Die US Coast Guard sieht in Panama nach dem Rechten:
Eine Live - Webcam Aufnahme, aufgenommen von meinem Freund Heli.
Die kleine "Najade" alleine in der riesen Schleuse. Wahnsinn!!
Wo immer du auch hinfährst: Verlier bloß keinen Container!!
(Wieviel an Warenwert mag da wohl transportiert werden?)
Was gibt es abschließend noch zum Panamakanal zu sagen?
Also, der Panamakanal ist eine künstliche, 81,6 Kilometer lange Wasserstraße, die die Landenge von Panama in Mittelamerika durchschneidet und den Atlantik mit dem Pazifik für die Schifffahrt verbindet. Er verläuft zwischen den Städten Colón an der Atlantik- und Balboa an der Pazifikküste und führt durch den aufgestauten Gatúnsee. Für die Benutzung muss ein Lotse an Bord genommen werden. Die erste Durchfahrt erfolgte am 15. August 1914. Der Kanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen der Welt. Vor dem Bau des Kanals führte die kürzeste nutzbare Seeverbindung von der Ostküste zur Westküste Nordamerikas durch die Magellanstraße (Südspitze Südamerikas). Durch den Kanal wurde die Seestrecke New York – San Francisco von 30.000 km auf zirka 10.000 km verkürzt. In Panama arbeiten rund 8000 Menschen in Verwaltung, Betrieb und Instandhaltung des Kanals. Am 4. September 2010 hat das millionste Schiff seit der Eröffnung den Panamakanal durchquert. Vor allem für die Seefracht von und nach China, Japan und den USA ist der Kanal von großer strategischer Bedeutung. Der Preis der Passage wird nach Art und Größe des Schiffes berechnet und beträgt durchschnittlich 48.000 US-Dollar. Schiffe der sogenannten Panamax-Klasse zahlen rund 150.000 US-Dollar pro Passage. Die Bezahlung der Passagegebühren erfolgt normalerweise im Voraus durch die Reederei an eine lokale panamaische Bank. Die Kanalgesellschaft erzielte 2005 einen Jahresumsatz von 1,36 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2005 wurde der Kanal von circa 14.000 Schiffen genutzt. Innerhalb des Kanals liegt ein Archipel aus unzähligen Inseln. Der Wasserspiegel des Pazifiks ist im Bereich des Kanals nur 24 cm höher als der des Atlantiks. Dazwischen werden die passierenden Schiffe durch Schleusenanlagen aber um insgesamt 26 m auf das Niveau des Gatun-See angehoben, um die kontinentale Wasserscheide zu überwinden. Der Gatun-See ist ein Stausee, zum Ausgleich der Wassermenge in der Trockenzeit errichtete man 1935 den Alajuelasee. Die Schiffe müssen gehoben werden, weil der ursprünglich geplante flache Verlauf von Küste zu Küste aufgrund des harten Bodengesteins nicht möglich war, so dass sie über dieses Gestein geführt werden müssen. Eine zügige und sichere Durchfahrt durch die Schleusenanlagen gewährleisten die beidseitig angebrachten Zahnradbahnen (Treidelloks). Je nach Größe des Schiffes schleppen vier bis acht Zahnradlokomotiven („Mulis“, nach den Lasttieren benannt) die Schiffe durch die Schleusen beziehungsweise stabilisieren sie gegen die Strömungen in der Schleusenkammer beim Wasserein- und -auslass. Insgesamt forderte der Bau des Panamakanals circa 28.000 Menschenleben. Am 15. August 1914 passierte das erste Wasserfahrzeug den Panamakanal in voller Länge. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs wurden die Eröffnungsfeierlichkeiten abgesagt und erst 1920 nachgeholt. Am 12. Juli 1920 gab US-Präsident Woodrow Wilson die Wasserstraße offiziell für den Schiffsverkehr frei.
Der Aus- oder Neubau der Schleusen wurde jahrelang diskutiert. Im April 2006 wurden die Pläne für den Ausbau verkündet. In der ersten Bauphase müssen ca. 47 Millionen Kubikmeter Erde und Gestein abtransportiert werden. Hauptziel ist der Ausbau der Schleusen von 34 Meter Breite und 305 Meter Länge auf 55 Meter Breite und 427 Meter Länge. Geplante Fertigstellung: 2014 /15
2 Kommentare:
Lieber Gerhard!
Sitze mit Bolero zur Zeit auf Trinidad/Tobago mit einem kompletten Overhaul der engine fest (by corrosion blockierter piston). Wünsche ein happy new year und etwas zeitnähere Aktualisierungen der Website.
Peter
Servus Peter!
Das tut mir echt leid - bei Deiner Abreise war doch noch alles i.O., oder? Hoffentlich findest Du qualifizierte örtliche Mechaniker für die Reparatur. Mein Tipp dazu: Kontrolliere jeden Handgriff, welchen die machen...
Zur Aktualisierung meines Blogs: Ich habe leider nur selten Internetzugang, sorry...
Gruß von Gerhard
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