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Donnerstag, 5. Januar 2012

Archipel Las Perlas

Im Norden des Archipels ist, zumindest an den Wochenenden, verkehrstechnisch doch einiges los. Motoryachten kreuzen, Hubschrauber und Kleinflugzeuge pendeln zwischen Pan City und der Insel Contadora, auf der sich ein asphaltierter Airstrip befindet, hin und her und bringen die Reichen und Schönen zu ihren Luxusvillen:


Von der schönen Insel Pacheca, dem Vogelparadies, verlege ich mich zu einer einsameren Insel - Isla Mogo Mogo - nach Süden; nach der aufregenden Zeit in Pan City hätte ich gerne wieder etwas Ruhe um mich herum… Zwischen Mogo Mogo und Chapera finde ich einen gegen den Wind, der nun immer beständiger aus dem Ersten und Vierten Quadranten weht, und dem Pazifikschwell geschützten Ankerplatz, unmittelbar vor einem herrlichen Sandstrand:


Zwischen den Inseln gibt es teilweise so starke Strömungen, dass mir ein gegenan schwimmen nicht gelingt. Wenn dann noch Strom gegen Wind steht wird es an Bord etwas ruppig.
Hier ist das Revier der „Happy Mantas“. Damit meine ich nicht das (zu Unrecht) in Verruf geratene Kraftfahrzeug deutscher Provenienz, sondern Rochen! Diese springen oft meterhoch aus dem Wasser, manche schlagen dabei regelrechte Purzelbäume, andere wiederum zeigen einen eleganten Hechtsprung. Diese Tiere, so um die 50 - 80cm groß, deren Oberseite glänzend schwarz und die Unterseite glänzend weiß gezeichnet ist, vollführen diese Luftsprünge offensichtlich nicht auf der Flucht vor Fressfeinden, sondern aus Spaß an der Sache an sich.
Ich genieße die ungewohnte Ruhe und Einsamkeit und beginne, das Unterwasserschiff meiner kleinen Lady wieder einmal mit der Spachtel zu bearbeiten – der Muschelbewuchs ist a) beachtlich und b) ziemlich hartnäckig… Als das erste Mal ein größerer Rochen unter mir durchschwamm (sind die nicht mit den Haien verwandt?) reagierte ich noch etwas hektisch und stieß mir vor Schreck den Kopf beim blitzartigen Auftauchen an der Badeplattform. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber an das tarnfarbig gefleckte Flattertier, welches sich, in Verbund mit anderen Fischen, an dem von mir abgekratzten Muschel / Algenbelag delektierte. Hoffentlich wird kein Hai auf das muntere Treiben unter Najadchen aufmerksam… Das Wasser ist hier zwar sehr sauber, aber ein hoher Schwebstoffanteil schränkt die Sicht etwas ein – das empfinde ich als unangenehm. Noch unangenehmer sind allerdings die kleinen Quallen, die durch die starke Strömung an mich herangetrieben werden und deren Nesselfäden nach einer unfeiwilligen Berührung schmerzen, ähnlich wie wenn man Brennnesseln berührt. Eigentlich hätte ich zum Schutz davor einen Neoprenanzug, aber der liegt gut verpackt in der Tiefe der Backskiste verstaut…
Delfine umkreisen öfters im gemütlichen, stresslosen Tempo mein Schiff, unter Wasser bekomme ich sie leider nicht zu sehen, so nahe kommen sie dann doch nicht heran.
Die Regenzeit dürfte nun endgültig vorbei sein, seit Mitte / Ende Dezember fiel kein Regen mehr und immer öfter gibt es nun stundenlang strahlend blauen Himmel. Allerdings geht mir der Regen ziemlich ab, da mein Süßwasservorrat kontinuierlich kleiner wird…
Der Sternenhimmel in den Tropen* enttäuscht mich etwas – wer jemals im Waldviertel in einer klirrend kalten, mondlosen Winternacht den wie mit Unmengen an färbig glitzernden Diamanten bestreuten Nachthimmel mit seiner klar konturierten Milchstrasse betrachten konnte, wird über den hier zu sehenden Sternenhimmel nur nachsichtig wissend lächeln können…
Der Mond sieht hier auch ganz anders aus: Er steht nicht wie bei uns als fast senkrecht stehende Sichel am nächtlichen Himmel, sondern liegt flach wie eine Schüssel. Oder sieht, so betrachteten ihn die alten Ägypter, wie die Hörner eines Stieres aus. Auch das Sternbild Orion, der Himmelsjäger, bietet hier einen eher ungewohnten Anblick – es liegt ebenfalls fast waagerecht. Vielleicht stellt es darum für die Insulaner der Südsee ein Kriegsboot oder einen Schmetterling dar. Mit etwas Fantasie kann ich wirklich einen Schmetterling in das Sternenbild hineininterpretieren.
Polaris, der Nordstern, ein eher unauffälliger Stern, ist hier gar nicht so leicht zu finden. Das Sternbild kleiner Bär (kleiner Wagen), dessen Deichselspitze er bildet, ist in  nördlicheren Breiten zircumpolar, also ganzjährig sichtbar. Hier aber, nahe dem Äquator, verschwindet dieses Sternbild zeitweise unter dem Horizont. Zur Orientierungs- und Navigationshilfe ziehe ich dann das Sternbild Cassiopeia, das „Himmels – W“, hinzu, mit dessen Hilfe ich ebenfalls den Nordstern auffinden kann. Das alles hat mit der Nähe zum Äquator zu tun, ist für mich neu und daher noch ungewohnt.
Die Amis, unsensible Pragmatiker, wie sie nun mal sind, bezeichnen das Sternbild "großer Wagen" (großer Bär) auch als „große Schöpfkelle“… So Unrecht haben sie bei näherer Betrachtung allerdings gar nicht…
Klugscheißermodus /on
*Was bezeichnet man eigentlich als „ die Tropen“?
„Das sind strahlungsklimatisch betrachtet jene Gebiete, die durch die beiden Wendekreise (23° 27′ nördliche Breite = Wendekreis des Krebses und 23° 27′ südliche Breite = Wendekreis des Steinbocks) begrenzt werden und in denen die Sonne mindestens einmal im Jahr im Zenit** steht. Das ist am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende auf der Nordhalbkugel und am 21. Dezember, dem Tag der Sommersonnenwende auf der Südhalbkugel (in Europa Wintersonnenwende). Diese Wendekreise stellen  für die Sonnenbahn Grenzmarken dar. Besagte Wendekreise verlaufen 2600 km nördlich und südlich des Äquators. Das ist gleichzeitig auch jener Bereich, in dem die jährlichen Tageslängen nur gering zwischen 10,5 und 13,5 Stunden schwanken. Jene Gebiete, die nicht in den Tropen liegen, bezeichnet man als Ektropen."
** Was ist eigentlich der „Zenit“:
"Die Sonne steht dabei am höchstmöglichen Punkt und ein senkrecht auf dem Boden stehender Stab würde keinen Schatten werfen. Die Abweichung (Deklination) der Sonne vom Himmelsäquator ist zu diesen Zeitpunkten maximal und nimmt danach wieder ab. Außerhalb der Wendekreise steht die Sonne nie im Zenit, zwischen den Wendekreisen jeweils zweimal im Jahr, am Äquator jeweils zu Frühlings- und Herbstbeginn zur Mittagszeit.“

Klugscheißermodus /off…

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