Von ein paar Böen abgesehen eine ruhige Nacht. Fast ruhig, denn die Bewohner oder Gäste der paar Häuser in der Bucht, der Sprache nach Italiener, sangen dreistimmig (laut, falsch und mit wachsender Begeisterung), nur unterbrochen von unartikuliertem Schreien von Haus zu Haus. Das Schlimme daran: Um neun Uhr vormittags ging es wieder los damit ……
Der Wind frischt auf, kommt aus S – SO genau richtig, um mich nach Norden zu treiben. Wie, konnte ich noch nicht ahnen…. Es fing schlecht an, da genau beim Auslaufen aus der Bucht ein Fischer mit so einem untermotorisierten Kleinwasserfahrzeug meinen Weg kreuzte. Ich noch beim Segelsetzen, schon in Fahrt, er in einem nicht nachvollziehbaren Zick – Zackkurs mir entgegen. Das konnte nicht gut gehen. Ich fuhr mit Backstehendem Vorsegel ein Manöver des letzten Augenblickes, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Das Ende vom Lied war eine gegenseitige Schimpfkanonade allerhöchster Güte, wobei der verkappte Nachwuchsfischer als Höhepunkt seiner Aktivitäten mir mit einem alten Fischermesser drohte. Das Lachen verging dem Trottel aber, als ich mit meiner Machete (45cm wirksame Einsatzlänge….) wild zu ihm rüberfuchtelte und ihm androhte, damit seinen Schniedelwutz zu bearbeiten…..
Die nächsten zwei Stunden war somit schlechte Laune angesagt. Gott sei Dank beschäftigte mich der immer stärker werdende Wind aber so sehr, dass ich den Zwischenfall rasch vergaß und mich auf das Segeln konzentrierte. Das war auch gut so, denn „Butterfly“ Segeln bei 15Knoten Wind mit einer 22er verlangt schon einiges an Konzentration. Die längst verlassenen U – Boot Bunker, die früher meine Neugierde beschäftigt hatten, ließ ich diesmal links liegen, dazu war der Wind viel zu herausfordernd. Mein Autopilot, einer von meinen zwei Autohelm ST1000+ und ST2000+, ansonsten ein relativ zuverlässiger Begleiter, war bei diesen Bedingungen hoffnungslos überfordert, daher musste Papa himself ans Ruder, und das stundenlang, bis an die Nordspitz der Insel DUGI OTOK, dort wollte ich in die Ankerbucht „PANTERA“. Leider unterschätzte ich, nun hoch am Wind, die Größe der dortigen Wasserfläche, wodurch sich Wind und Welle ziemlich aufbauen konnten. Nun machte ich einen (schon einmal gemachten….) Fehler: Ich merkte zu spät den Unterschied zwischen „Affengeil, ich wusste gar nicht, dass das alte Mädchen so schnell sein kann“ und „Reff doch endlich, du Idiot, 25 Knoten Wind sind zu viel für Vollzeug!!“ Die Folge – beängstigende Schräglage, viel Wasser übers Deck (Merke: die Sprayhood, da zu hoch, kann ich ja beim Segeln nicht einsetzen…) und einige Sonnenschüsse. Mit dem zweiten Reff (bei dem Wind es einzubinden war auch kein Vergnügen) ging’s dann wesentlich besser, immer noch 5,5 Knoten bei 25 Grad Schräglage. Adrenalin pur. Ein kurzes Stück habe ich es ohne Vorsegel probiert, das war aber nichts. So kann man keine Höhe laufen. Ein Topgetakeltes Boot holt nun mal seine Kraft hauptsächlich aus dem Vorsegel. Tolles Segeln, allerdings anstrengend. Ich war dann froh, in eine geschützte Ecke zu kommen und das Boot aufklarieren zu können.
Etmal: 28sm (Für die Landratten: Etmal ist nichts Unanständiges. Mit „Etmal“ bezeichnet man die in einem Tag zurückgelegte / gefahrene / gesegelte Wegstrecke. Wobei der Beginn der Messung, je nach Weltanschauung, um Mitternacht oder Mittag zu erfolgen hat. Bei mir beginnt die Messung wenn ich wegfahre und endet, wenn ich anlege (oder ankere). So einfach ist das bei mir…..
Für die Zukunft, lieber Gerhard - einfach die alte Seemannsregel beachten: „Reffe, wenn du das Erste mal daran denkst“.