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Samstag, 6. September 2008

Wieder eine ungestörte Nacht, ich lege ab Richtung OLIB, einer netten Insel nördlich von DUGI OTOK. Und mache dabei schon wieder einen Fehler: Ich lege unter Segel ab, und setze gleich Vollzeug. Dass das ein Fehler war merkte ich sofort, als ich aus dem schützenden Bereich der Bucht kam. Mein altes Mädchen verbeugte sich einmal artig gaaaanz tief nach Lee, um dann sofort, während es sich wieder aufrichtete, mit einer eleganten, aber ziemlich rasanten, Drehung in den Wind zu schießen. Dass der hoffnungsvolle Nachwuchsskipper (ich….) dabei alle Hände voll zu tun hatte, selbst nicht über Bord zu gehen, war die logische Folge davon. Mit Mühe und leicht flatternden Groß kam ich den Windschatten einer Halbinsel, wo ich das Groß wieder bergen konnte und unter Fock alleine einen nördlichen Kurs anliegen konnte. Auf einmal lief das Boot ohne ersichtlichen Grund aus dem Ruder, die Ursache: Der Autopilot war kaputtgegangen!!! Einfach so, ohne Überbelastung, ohne Stress. Einmal habe ich das Mistding ja schon repariert, bin gespannt, was es diesmal ist…. Na gut, dann muss Papa himself eben wieder ran, auch kein Problem. Ziemlicher Wellengang zwischen SKARDA und OLIB. Kein Wunder, ist ja genug offener Seeraum da. Mein altes Mädchen hält sich prächtig, schwimmt wie ein Korken obenauf. Ich lande in der Bucht Sveti Nikola (Sveti = heilig), lege mich an eine Boje. Hier bin ich alleine. Nachsaison eben, sehr gut.
Mit Schrecken entdecke ich dann, dass in den Backskisten das Wasser (salzig…) ca. 20cm hoch steht. Der Skipper erstickt die aufkommende Panik an Bord im Keim……Backskisten ausgeräumt, Wasser abgepumpt, Ursachenforschung betrieben. Beim Ruderkoker tritt das Wasser ein. Ich dachte zuerst, die beiden unteren Schlauchklemmen des den Ruderschaft umgebenden Schlauches wären nicht fest genug angezogen gewesen, aber das war’s nicht, viel schlimmer: Das untere Ruderlager an sich ist undicht! Was ich dort unten, schwitzend, fluchend, in demütiger, stark gekrümmter Haltung sah, trieb mir die Zornesröte ins Gesicht: Einen so einen Pfusch habe ich noch selten erlebt. Ganz, ganz schleißig einlaminiert, ein so ein wichtiges Teil! Unzählige Schiffe sind schon gesunken, wegen Wassereinbruchs im Kokerbereich! Mit Bordmitteln (Freund Heli’s Wunder – Knetmasse, die mich, respektive das Boot, schon einmal gerettet hat – damals Wassereinbruch im Kielbereich) den Einbruch gestoppt und den Bereich verstärkt. Morgen werde ich sehen, ob die Sache dicht ist. Eine ernste Angelegenheit, ich überlege, ob ich das Boot nicht aus dem Wasser nehmen und den Bereich neu aufbauen soll. Ich vermute, dass bei stärkerem Seegang und dem daraus resultierenden stärkeren Belastungen am Ruderlager mehr Wasser eintritt. Wenn mir das mitten im Atlantik passiert, schau ich blöd……
Dass das sündteure (und bereits einmal vom Hersteller reparierte) Digitalbarometer sein elektronisches Leben ausgehaucht hat, konnte mich heute auch nicht mehr erschüttern.