Herrlich ungestörte Nacht. Fast schon unheimlich. Kein Laut war in der von Bergen umgebenen Bucht zu hören, das Wasser glatt und unbeweglich, wie Öl. Aufgetankt und zum ersten Mal in meinem Leben bei einem Hafenkapitän mein eigenes Schiff ausklariert! Für den war es aber nur lästige Arbeit, für mich eine Premiere. Dass die Polizei, zu der man bei dem Prozedere auch muss, genau gegenüber an der anderen Seite des Hafenbeckens lag, erwähne ich nur der Ordnung halber…..
Es geht los: Es ist bald Mittag, das Wetter passt, ich laufe aus. Kurs VIESTE / ITALIEN. Adieu Kroatien, ob ich dich mit deiner herrlichen Küste wohl je wieder sehen werde? Wehmütig richte ich meinen Bug Richtung Südwesten und setze die Segel, Vollzeug. Eine lange Fahrt quer über die Adria beginnt, ich bin aber gut vorbereitet, das Schiff in einem Toppzustand (und bis jetzt noch dicht…) Querab taucht an der Kimm ein großes und Schnelllaufendes Fischereiboot, geschätzte 7-8m hoch, auf. Wobei ich die zuerst sichtbaren Aufbauten mit 2-3m schätze. Ich stoppe die Zeit, bis das Schiff meinen Kurs kreuzt: 23 Minuten nur! So lange also kann ich mein Schiff unbeaufsichtigt lassen, bevor Kollisionsgefahr mit einem anderen Schiff besteht. Das werden kurze Schlafperioden…..Ich kann meinen Kurs nicht ganz halten, der Wind schralt etwas, ich komme zu weit südlich. Die Küste Kroatiens ist am Abend immer noch sichtbar, gleichzeitig kann ich aber die Kontur von Italien schon deutlich erkennen. Ich weiß, es ist kindisch, aber irgendwie bin ich darüber ein bisschen enttäuscht. Der Tag endet mit einem atemberaubenden Abendrot, welches schönes Wetter verspricht. Der halbvolle Mond und die Sterne gehen auf, ruhig zieht meine „Sandpiper“ am Wind ihre Bahn. Ein lästiger Fischer kreuzt 50m vor meinem Bug meinen Kurs, und das mitten am offenen Meer! Die fischen u.a. mit Leuchtköder, die beim versinken ein grünliches Licht abgeben. Fast unheimlich, wenn man darüber hinwegsegelt und es in der Tiefe leuchtet. Ich lege mich ins Cockpit und betrachte die Sterne. Fünf Minuten später trifft mich fast der Schlag, als ich knapp an einer rot blinkenden Boje vorbeirausche. Die hat wohl der Fischer gesetzt, damit er sein Netz wieder findet. Andere wiederum befestigen Radarreflektoren an den Netzen, um sie wieder zu finden. Ich sehe die Sterne wandern und den Mond wieder untergehen. Ein herrliches Bild. Das Leuchtfeuer von PALAGRUZA, der wuchtige Felsen mitten in der Adria, erscheint in der Ferne. Auf einmal wird jäh die Stille unterbrochen, es klatscht neben mir im Wasser, als wenn jemand einen Pflasterstein hinein geschmissen hätte. Was ist das bloß? Das unheimliche Geräusch wiederholt sich und kommt näher. Ich kann aber in der Dunkelheit nichts erkennen. Will mich gar der Klabautermann holen? Ich hab doch gar nichts angestellt! Dann endlich kann ich es erkennen: Delfine umkreisen mein Boot und schnellen dabei mit ihren schlanken Körpern aus dem Wasser. Ein herrlicher Anblick! Ich versuche mit ihnen zu kommunizieren, klatsche, singe und pfeife, aber nach einiger Zeit verschwinden sie in den Weiten des Meeres. Vielleicht habe ich zu falsch gesungen….Ich lege mich im 25 Minuten Rhythmus in die Koje, wobei ich feststelle, dass der neue Kurzzeitmesser (Eieruhr….) nicht funktioniert. Zum Glück hat eines meiner Handys diese Funktion. Gegen Morgen schläft der Wind fast ein, ich krieche nur mehr dahin, kann VIESTE sicher nicht erreichen ohne aufzukreuzen.